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Handwerk Darum sind wir Meister geworden - Zwei Sachsen-Anhalter berichten

Mehr als 100 Handwerker aus Sachsen-Anhalts Norden werden dieses Jahr zu Meistern ernannt. Die Volksstimme stellt zwei von ihnen vor, die trotz Altersunterschied viel gemeinsam haben.

Von Robert Gruhne 13.04.2024, 06:11
Niklas Friedrich, Maler- und Lackierermeister aus Straßberg im Harz, erhält seinen Meisterbrief – genauso wie Dorit Elmenthaler, Installateur- und Heizungsbauermeisterin aus Straguth bei Zerbst.
Niklas Friedrich, Maler- und Lackierermeister aus Straßberg im Harz, erhält seinen Meisterbrief – genauso wie Dorit Elmenthaler, Installateur- und Heizungsbauermeisterin aus Straguth bei Zerbst. Foto: Anne-Kristin Gotot/Handwerkskammer Magdeburg

Straßberg/Straguth - Als Kind inspizierte Niklas Friedrich die Baustellen des Familienbetriebs von den Schultern seines Großvaters aus. Inzwischen führt er die Malerfirma aus Straßberg im Harz gemeinsam mit seinem Vater selbst. Mit 23 Jahren bekommt er am 13. April feierlich seinen Meistertitel überreicht – so wie weitere 109 Handwerker aus dem Kammerbezirk der Handwerkskammer Magdeburg.

„Ich wollte nie etwas anderes machen als Maler“, sagt Niklas Friedrich. Der Großvater machte sich vor mehr als 30 Jahren mit dem Malerbetrieb selbstständig, 2013 übernahm der Vater. Nach dem Abitur im Jahr 2020 begann auch Enkel Niklas seine Ausbildung im Familienbetrieb. Heute bildet er die Lehrlinge, die nur ein paar Jahre jünger sind als er, bereits selbst aus.

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Freude an Herausforderung

„Die Jungs fragen mich immer, woher ich so viel weiß. Dann sage ich: Ich gucke abends im Bett keine Tiktoks, sondern lese etwas über den Kalkkreislauf oder Bindemittel“, amüsiert sich Friedrich. Der Jungmeister ist ehrgeizig, möchte wissen, wovon er spricht, und das weitergeben. Freude hat er an Herausforderungen, tüftelt zum Beispiel gern mit besonderen Lacktechniken: „Ich bin nicht der Maler für Raufaser Weiß.“

Die Friedrichs arbeiten mittlerweile vor allem für Privatkunden und Wohnungsgesellschaften. Die Zeiten der Montagefahrten – manchmal bis nach Spanien oder Österreich – sind vorbei. Mit dem Großvater gingen viele der einst bis zu 18 Mitarbeiter in Rente. Heute besteht der Betrieb aus Vater, Sohn und zwei Auszubildenden. Laut Niklas Friedrich ist seine Malerfirma die einzige im Umkreis von 20 Kilometern, die ausbildet. „Man kann sich nicht über den Fachkräftemangel beschweren und dann nicht ausbilden“, meint der Jungmeister.

Viel Zeit für seine Hobbys Sport und Motorradfahren bleibt Friedrich bei seinem im Schnitt elf Stunden langen Arbeitstag nicht. „Ich arbeite Vollzeit auf der Baustelle und den Papierkram mache ich danach“, sagt er. Glücklicherweise hat er es nicht weit zwischen Betrieb und Zuhause. Auf dem Firmengelände wohnen die Friedrichs in drei Generationen.

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Familiärer Zusammenhalt

Auch eine weitere neue Meisterin, Dorit Elmenthaler, aus dem Zerbster Ortsteil Straguth schätzt die Zusammenarbeit im Familienunternehmen. Ihr Vater machte sich in den Neunzigern mit einer Heizungsfirma selbstständig, da war sie zwölf Jahre alt. „Wie das so ist im Familienbetrieb, man hat schon früh mitgeholfen“, erinnert sich Elmenthaler. Mit 44 Jahren erhält sie jetzt ihren Meistertitel.

Nach der Schule studierte Elmenthaler Betriebswirtschaftslehre. Ihr Ziel war immer, im elterlichen Betrieb einzusteigen. „Mein Vater hat gesagt, mach’ noch die Lehre, damit du den Bezug zur Praxis bekommst“, sagt die Tochter. Also absolvierte sie mit Mitte 20 die Ausbildung zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Seitdem arbeitet Elmenthaler mal mehr im Büro, mal mehr auf der Baustelle. Der Betrieb hat fünf Mitarbeiter und arbeitet für private und öffentliche Kunden. „Der Beruf ist technisch sehr interessant, es wird nie langweilig“, schwärmt die Handwerkerin. Als Frau in der Männerdomäne habe sie es nie schwer gehabt. Schon bald soll sie mit ihrem Bruder das Familienunternehmen übernehmen.

Ihre eigenen Kinder – heute zehn und 13 Jahre alt – sind wie sie mit dem Betrieb groß geworden. „Das haben wir in der Familie gedeichselt“, sagt Elmenthaler. Der Zusammenhalt und die Flexibilität, das ist es, was sie an der Arbeit im Familienunternehmen schätzt. Ihr Weg sei anstrengend gewesen, schildert sie: „Aber ich würde es nicht anders machen wollen.“