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DHB-Pokal SCM feiert historischen Sieg

Der SC Magdeburg hat nach 20 Jahren wieder den DHB-Pokal gewonnen. Trainer Bennet Wiegert "fehlen die Worte".

Von Daniel Hübner 01.05.2016, 14:06

Hamburg l 20 Jahre nach dem letzten Triumph hat der SC Magdeburg den Pokal wieder an die Elbe geholt. Am Sonntag gewann das Team von Bennet Wiegert in der Hamburger Barclaycard Arena mit 32:30 (14:12) gegen die SG Flensburg-Handewitt. Es ist der erste Titel für den SCM seit dem Europapokal-Gewinn 2007. Zuletzt gelang den Magdeburgern 1996 der Sieg im DHB-Pokal. Am Montag werden die Handballer ab 17 Uhr auf dem Rathaus-Balkon empfangen und tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Danach wird auf dem Alten Markt gefeiert.

"Mir fehlen selten die Worte oder die Stimme, heute ist beides der Fall. Was für mich zählt, sind nicht einzelne Leistungen. Was für mich zählt, ist der Pokal", sagte Trainer Bennet Wiegert, der erst im Dezember das Amt übernommen hatte, und kündigte eine lange Party an: "Jetzt freue ich mich auf das, was kommt. Ich werde sicherlich nicht als Erster zu Hause sein." Robert Weber ergänzte: "Viele von unseren Jungs haben noch keinen Titel gehabt. Das wird lange in unseren Köpfen bleiben." Der Rechtsaußen wurde als bester Werfer des Turniers mit 22 Treffern geehrt. Zudem wurden die Magdeburger Jannick Green als bester Torhüter und Michael Damgaard als bester Spieler des Final Four ausgezeichnet.

Das Spiel im Re-Live:

Ende (32:30): SCM-Manager Marc Schmedt kann nicht mehr hinschauen. Der Kopf liegt auf den Armen. Aber dabei verpasst er das Beste. Weber trifft zum zehnten Mal, Zelenovic trifft und Green hält. Und Flensburg resigniert. Musa macht noch das 32:28 (59.). Die Party kann beginnen. Matthias Musche badet nach Abpfiff in der Fanmenge. Die Spieler liegen sich in den Armen. Uwe Gensheimer, der Löwe, beglückwünscht den SCM. Der Wahnsinn hat heute einen Namen: SC Magdeburg. Denn das war diesmal SEIN TAG!

57. Minute (29:26): Flensburg holt die 4-2-Deckung aus der Trickkiste - gegen Bezjak und Damgaard. Aber Musche, was für ein Typ, trifft aus dem Rückraum zum 28:25. Es ist sein fünfter Treffer. Gottfridsson verkürzt. Da sind es keine vier Minuten mehr. Die SCM-Fans stehen, singen, jubeln, glauben fest an den Sieg. Und es gibt SIebenmeter: Weber trifft zum 29:26.

55. Minute (27:25): Robert Weber markiert das 26:23 im zweiten Versuch per Siebenmeter. Finn Lemke hat seine Arme zur Hallendecke ausgestreckt und wirkt für einen kurzen Moment größer als der Eifelturm in Paris. Damgaard, der tollkühne Held, peitscht den Ball zum 27:23 ins Netz. Es ist sein neunter Treffer. Flensburg bleibt nur eine Auszeit (53:23 Minuten). Aber der Eindruck, dass die SG hier und heute das Spiel drehen kann, entsteht nicht mehr. Dennoch markiert Kresimir Kozina das 27:24. Und dann kassiert Fabian van Olphen, der SCM-Kapitän, eine Zeitstrafe. Gottfridsson macht das 27:25. Das kann nicht sein. Denkt auch Trainer Wiegert und bittet zur Auszeit.

52. Minute (25:23): Der SCM in Unterzahl! Aber nichts ist leichter als das für die schnellen Magdeburger. Sie halten die Führung (24:21/50.). Erst Mahé verkürzt per Siebenmeter auf zwei Tore. Musche zaubert den Ball wiederum ins Netz (25:22/immer noch 50.). Langsam nehmen die Nicklichkeiten zu. Und das Schiedrichter-Gespann wird den Buhrufen vor Spielbeginn etwas gerecht. Zelenovic muss für zwei Minuten von der Platte. Was Gottfridsson zum 25:23 nutzt.

47. Minute (23:20): Kann der SCM die Führung verteidigen? Mogensen und Mahé mögen das jedenfalls nicht. Sie treffen, für den SCM trifft Weber. Und es trifft Musa.

43. Minute (21:16): Der Lemke holt sich den Ball und läuft den Konter zum 19:15. Heute ist sein Tag. Aber Greens Tag ist diesmal ein wenig größer. Er hält im Gegenzug. Die SCM-Fans singen: "Vorwärts Magdeburger Jungs." Und Damgaard geht vorwärts, und Musche geht vorwärts. Und es steht 21:16. Und alle so: "Hey, hey, hey...." Selbst die Journalistenstühle zittern. Und das Zittern wird erst unterbrochen von einer Auszeit (42:37 Minuten).

40. Minute (18:15): So laut haben die Fans auch noch nie "SCM" gesungen. Weber trifft zum 16:13 per Siebenmeter (36.). Aber Holger Glandorf verkürzt. Wieder ist es Robert Weber, der die österreichische "Schmäh" über Flensburg bringt: 17:14. Kentin Mahé lässt per Siebenmeter nicht locker: 17:15. Ganz groß: Pass von Zelenovic auf Musche an den Kreis - 18:15.

35. Minute (15:13): Flensburg spielt weiter im 3-3. Die erste große Aktion gehört aber Jannick Green, der prächtig den freien Ball von Lasse Svan pariert. Matthias Musche macht das 15:12, sein erster Treffer. Aber dann muss Zeljko Musa mit Zeitstrafe von der Platte. Der dänische Krake namens Green fährt beim Siebenmeter von Eggers die Pranken raus. Der Kümmelschnaps steht vermutlich schon bereit für den 27-Jährigen. Doch dann trifft Henrik Toft Hansen.

Pause: Die Flensburger Journalisten beschleicht ein mieses Gefühl: "Ich hab kein Bock auf Niederlage", sagt der eine. "Das sieht ganz schlecht aus", telefoniert der andere durch. Noch sind es 30 Minuten. Noch sind es nur zwei Tore, die der SCM verteidigen muss. Vielleicht werden es mehr?

30. Minute (14:12): Das wird hier natürlich eine heiße Kiste: Dank Green hält der SCM zunächst einen Zwei-Tore-Vorsprung (13:11/28.), dank Andersson gerät Flensburg nicht in größeren Rückstand. Dank der Fans ist es ohrenbetäubend laut. Und dann noch ein technischer Fehler, den Jim Gottfridsson zum 13:12 nutzt. Aber der SCM kontert gegen das drohende Remis zur Pause: Und Damgaard, die schnellste "Maus" aus Dänemark, schafft das 14:12. 46 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit nimmt Trainer Bennet Weigert eine Auszeit. Dann verliert Bezjak noch einmal den Ball, aber das bleibt ungestraft.

25. Minute (12:10): Beide Mannschaften schonen sich nicht, der Pokalkampf hält alle in Atem: Robert Weber markiert zunächst das 11:7 (21.). Aus einer zweiminütigen Überzahl geht der SCM nur mit einem 1:2. Lediglich Damgaard trifft, auf der Gegenseite verkürzt Lasse Svan mit zwei Toren in Folge auf 12:10.

20. Minute (10:7): Flensburg wird allmählich sicherer in den Aktionen und darf sich auf Andersson im Tor verlassen. Petar Djordjic und Eggert (Siebenmeter) und Mogensen halten die SG auf Tuchfühlung. Für den SCM trifft in fünf Minuten Robert Weber per Siebenmeter und Zeljko Musa.

15. Minute (8:3): Wird das tatsächlich der Tag des SCM? Zumindest steht ein völlig anderer SCM auf der Platte als am Sonnabend. Ein SCM, der will. Green hält. Musa trifft. Flensburg grübelt. Magdeburger Fankurve flippt aus. Bezjak markiert das 6:1. Henrik Toft Hansen verkürzt. Und dann ist es Bezjak. Die Mannschaften nehmen ein Höllentempo auf, gemacht für wunde Scheibfinger. Damgaard macht das 8:3, nach dem Thomas Mogensen verkürzt hat.

10. Minute (4:1): Der SCM bewegt sich stark in der Abwehr. Offensives Raustreten erschwert Flensburg das Passspiel. Jeder Flensburger findet sich in den Fängen von Lemke und Co. wieder. Und wenn nicht, hält Green. Damgaard läuft jetzt schon zur Höchstform auf: Sein zweiter Treffer führt zum 3:1, sein dritter zum 4:1.

5. Minute (2:1): Robert Weber trifft zum Auftakt zum 1:0 per Siebenmeter. Flensburg beginnt mit Fehlwurf. Damgaard bezwingt mit etwas Glück Keeper Mattias Andersson. Und schafft in der Abwehr erneut den Ballgewinn. Diesmal wollen die Magdeburger besser ins Spiel kommen als am Vortag. Bezjak vergibt seinen ersten Wurf. Erst Anders Eggert schafft nach 4:40 Minuten den ersten Flensburger Treffer.

ANWURF: Gepfiffen wird die Partie von den Zwillingen Andreas und Marcus Pritschkow - die gleich mal ausgebuht werden... Es ertönt die Nationalhymne. Und es treten in der ersten SCM-Sieben (Angriff) an: Jannick Green - Robert Weber, Nemanja Zelenovic, Zeljko Musa, Marko Bezjak, Michael Damgaard und Matthias Musche.

50 Minuten bis zum Anwurf: Die erste Mannschaft hat das Spielfeld betreten - zur Erwärmung. Flensburg spielt Fußball, ein "Messi" ist aber nicht dabei. Derweil sind letzte Informationen zum Gesundheitszustand der SCM-Akteure eingeholt: Marko Bezjak hatte sich vom BHC-Spiel mit einer blutigen Nase (nach einem Zweikampf) verabschiedet. Es liegt aber keine Fraktur vor. Damit sind alle Magdeburger einsatzbereit.

Noch eineinhalb Stunden bis zum Anwurf: Journalisten-Kollegen aus dem hohen Norden verbreiten Skepsis: Rasmus Lauge ist aufgrund seiner Roten Karte im Halbfinale gegen die Löwen (31:30 n. V.) gesperrt. Damit fehlt den Flensburgern, wie die Kollegen sagen, der konstanteste Spieler der Saison, der die Mannschaft auch noch mitreißen kann. Kentin Mahé trieb das nach dem Sieg gegen die Löwen allerdings nicht die Verzweiflung ins Gesicht. Er sagte: "Wir haben bewiesen, dass wir Herz haben und den Pokal holen wollen." Das wollen die Magdeburger auch. Ob Trainer Bennet Wiegert noch so entspannt ist wie am Sonnabend nach dem Sieg gegen den Bergischen HC?