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Frauen-Handball, Sachsen-Anhalt-Liga TSG Calbe beendet die Saison auf dem sechsten Tabellenplatz und erreicht damit nur Minimalziel Diskrepanz zwischen Teamgeist und Leistung

29.05.2015, 01:15

Zwei Herzen schlagen in der Brust der TSG Calbe wenn sie auf die vergangene Saison in der Sachsen-Anhalt-Liga zurückblickt. Menschlich funktionierte es, Team und Trainerin Annett Schroeter fanden eine gemeinsame Sprache. Sportlich blieben viele Wünsche offen und mit Platz sechs erreichten die Handballerinnen nur ihr Minimalziel.

Von Tilman Treue

Calbe l Dass es schwer wird, war der TSG von vornherein klar. Aber dass sich der Neustart so lange hinzog und letztlich alte Probleme wieder auftauchten, vermutlich nicht. "Wir haben unser Saisonziel im Vorfeld bewusst nur intern besprochen", erklärt Schroeter und macht keinen Hehl daraus, dass es höher lag als der erreichte sechste Platz. "Offenbar haben einige auf dem Weg das Ziel aus den Augen verloren", kritisiert sie mit Blick auf die bisweilen dünne Trainingsbeteiligung. "Mit vier bis fünf Leuten effektiv zu trainieren, ist schwer", bestätigt auch Torhüterin Alexandra Baier.

Für Schroeter ist der fehlende Einsatzwille unter der Woche der Hauptgrund dafür, dass in wichtigen Spielen die entscheidenden Prozente fehlten. Besonders bitter war das Rückspiel beim Magdeburger SV (32:33), als Calbe eine 19:13-Halbzeitführung aus der Hand gab. "Das wären sehr wichtige Punkte gewesen", ärgert sich auch Lisa-Marie Prokop. Sicherlich wäre auch im Hinspiel mehr drin gewesen, aber dies fand statt, als die TSG sportlich noch zusammenzuwuchs.

In diesen ersten Wochen fand sich Calbe in manchem Tal wieder, befreite sich aber Stück für Stück. "Der erste Höhepunkt war der Sieg gegen Schkopau kurz nach der Niederlage im Pokal", schätzt Kapitän Stefanie Hüls ein. "Daran sah man unsere Möglichkeiten, die leider nicht immer konstant und abrufbar waren."

Den Knackpunkt für den weiteren Saisonverlauf sah die Trainerin schließlich im Hinspiel gegen Schönebeck. "Da haben wir gesehen, dass es geht, wenn man will", betont sie mit Blick auf den dünnen Kader von nur acht Feldspielerinnen und zwei Torhüterinnen. "Von da an wurden die Partien sehenswerter und das, was wir von Anfang an wollten, hat funktioniert."

Dies traf zunächst auf das schnelle Umkehrspiel zu, aber auch die Zusammenarbeit zwischen den Keepern und der Abwehr wurde erfolgreicher. "Am Ende ist uns auch die zweite Welle gelungen", freut sich Schroeter, sieht aber auch die größten Reserven in einer noch besseren Abstimmung der Abwehr.

Ein "harter Kern" kristallisiert sich heraus

Um dies zu trainieren, braucht es jedoch eine gewisse Anzahl an Spielerinnen beim Training. "Ich finde es enttäuschend, dass wir in die Saison mit viel mehr Spielerinnen gestartet sind, als wir am Ende waren", bringt es Mandy Wenzel auf den Punkt. Tatsächlich kristallisierte sich wie in den Jahren zuvor ein harter Kern heraus, der das Schiff am Laufen hielt und beispielsweise in Jessen und Dessau beachtliche Leistungen abrief. "Es ist lobenswert, wie es uns als `Rumpftruppe` zum Ende der Saison gelang, füreinander da zu sein", spürte Wenzel den Teamgeist. Selbst die Torhüterinnen Elisa Mennecke und Josephine Suchan verließen ihren Kasten.

Unterschiede zwischen Teamgeist und Leistung

Recht einmündig betonen alle Beteiligten, dass sich die mannschaftliche und die sportliche Seite unterschiedlich schnell entwickelt haben. Während es handballerisch bis zum Schluss Reserven gab, stimmte das Miteinander recht schnell. Sophia Rust fasst zusammen: "Es ist schön zu sehen, wie dieser zu Beginn sehr heterogene Haufen von Alteingesessenen und Neuzugänge aus der Jugend oder Wiedereinsteigern so gut harmonierte." Trotz der großen Fluktuation sieht sie den Prozess positiv: "Dafür, dass wir daran nicht gescheitert sind, sondern sich jeder auf seine Stärken besann, ist die gut abgestimmte Trainer- arbeit verantwortlich."

Warme Worte in Richtung von Annett Schroeter und Ralf Bertram sowie Mannschaftsbetreuerin Christina Falke und Physiotherapeutin Doris Müller. "Viele kleine, eher informelle und nicht immer professionelle, aber dafür menschliche und anerkennende Gesten, Worte, Maßnahmen und tolerantes Miteinander haben das Klima innerhalb des Teams wesentlich gesteigert, was in vergangenen Saisons mitunter ein Knackpunkt war", weiß Rust.

Eine wichtige Rolle spielte Stefanie Hüls. "Sie hat ihre Mitspielerinnen hervorragend angeleitet", lobt Schroeter. "Sie ist auf dem Feld viel näher an den Mädels dran als wir und das kaum zu überschätzen." Mit Alicia Sophie Gröst und Marie Zilke rückten zwei junge Akteure in die erste Reihe Zudem fand sich Linda Karlstedt schnell auf dem Feld zurecht und Torhüterin Josephine Suchan erwies sich als spielerische und menschliche Bereicherung für das Team.

Das Resümee fällt am Ende trotzdem zwiespältig aus. "Sportlich hatte ich mit keiner besseren Platzierung gerechnet. Aber man sieht an der Abschlusstabelle, dass ohne Patzer, noch etwas mehr drin gewesen wäre", schätzt Hüls ein. Es bleiben Wünsche für die kommende Saison offen. Den jungen Spielerinnen macht der Kapitän besonders Mut: "Auch wenn ihr in dieser Saison noch nicht so viele Einsatzzeiten hattet, eure Chance wird kommen. Wir brauchen jeden Einzelnen, da wir nur als Mannschaft erfolgreich sein können."

Eins steht definitiv fest: Die TSG Calbe hat sich mit großen Ehrgeiz in die Herzen ihrer Fans zurück gespielt. Vor beeindruckenderer Kulisse lief das Team in der Rückrunde zu Bestleistungen auf. Wenn der Großteil der Spielerinnen das Heimspiel gegen Oebisfelde als Höhepunkt in Erinnerung behält, liegt es daran, dass zur sportlichen Leistung auch das stimmige Umfeld hinzukam. "Ein großen Dank geht an unsere Fans für diese tolle Unterstützung", bedankt sich Hüls stellvertretend für die TSG.