09-Reserve bleibt bescheiden

Staßfurt l Christian Krüger durchlebt derzeit in gewisser Weise ein paar zwiespältige Gefühle. Aus den vergangenen acht Partien haben die Salzlandliga-Fußballer vom SV 09 Staßfurt II um das Trainerduo Krüger und Silvio Noack sieben Siege geholt.

Quo vadis, Staßfurt? Ob die Bodestädter überrascht sind, dass es so gut lief in den vergangenen Wochen? „Schon, ja“, sagt Krüger. Schließlich kickt sich der SV 09 II als Aufsteiger durch die Liga. Krüger kann den guten Lauf aber auch erklären. Vor fünf Jahren spielten die Staßfurter zuletzt auf höchster Kreisebene. Und Krüger hat da eigentlich ungute Erinnerungen. „Das war damals eine starke Liga“, sagt er. Also hatte sich die Mannschaft nur ein klares Ziel auf die Agenda gesetzt: den Nichtabstieg. Aber Krüger wurde eben überrascht. Nicht nur von seiner Mannschaft, auch von der Liga. „Die Ligastärke ist gesunken zu damals“, erklärt der Coach. „Ich hatte mir in manchen Spielen stärkere Gegner versprochen.“

Für Krüger liegen die verschobenen Kräfteverhältnisse auch am demografischen Wandel. Tatsächlich ist es so, dass immer mehr Klubs im Kreis darum kämpfen, überhaupt spielfähige Mannschaften zusammenzutrommeln. Weniger Quantität bedeutet so oft auch weniger Qualität.

Das ist allerdings ein Problem, das die Staßfurter nicht kennen. Als Reserve der Landesklasse-Truppe ist der SV 09 II in einer komfortablen Sandwich-Lage. „Wir können, wenn wir Personalprobleme haben, auf Spieler der Ersten, der Dritten und der A-Jugend zurückgreifen. Wir haben eine riesige Quantität“, so Krüger.

Denn Personalprobleme kennen die Staßfurter nur zu gut. Die Absagegründe sind üblich verdächtig: Arbeit, Krankheit, private Verhinderungen. Allein: Es fällt kaum auf. „Wir haben nie die gleiche Mannschaft. Das ist auch unser Vorteil“, sagt Krüger. So gibt es zum Beispiel auch keinen absoluten Goalgetter in den Staßfurter Reihen. Dustin Krannich, Andy Klemmer und Steffen Tugendheim steht als beste Torjäger bei fünf Treffern. Gegner können den SV 09 II nie im Vorfeld beobachten, weil im nächsten Spiel sowieso eine ganz andere Mannschaft auf dem Feld steht.

So auch beim letzten Spiel in diesem Jahr eine Woche vor Weihnachten in Cörmigk. Da war die Personalnot dann doch heikel. Noack als Spielertrainer stand in der Startformation. Sein Coaching-Kollege Krüger saß auf der Bank und wechselte sich in der Nachspielzeit selbst ein. Staßfurt gewann trotzdem 3:1. Es war einer von vielen knappen Siegen. Was auffällt: Bei den neun Saisonsiegen war die Tordifferenz nie größer als zwei Treffer. „Wir hatten auch oft Glück“, erklärt Krüger. Man versteht, wenn er sagt: „Wir bleiben trotz der Siegesserie auf dem Boden.“

Nun ist es aber so, dass neben den davon geeilten Baalbergern – mutmaßlicher Aufsteiger in die Landesklasse – noch ein zweiter Platz im Aufstiegsrennen frei ist. Auch der Vizemeister geht hoch.

Am Sonntag, 5. Februar 2017, steht für den SV 09 II das Nachholspiel gegen Pretzien an. Gewinnen die 09er dieses, hüpfen sie an Einheit Bernburg vorbei auf den Aufstiegsplatz. Wird das Saisonziel Klassenerhalt dann überdacht und anders ausgegeben? Will Staßfurt II, vorausgesetzt die Erste schafft den Sprung in die Landesliga, in die Landesklasse hoch? „Da haben wir intern noch nicht drüber gesprochen“, sagt Krüger. „Wir schauen von Spiel zu Spiel. Es ist auf keinen Fall Pflicht. Vielleicht ist das noch ein Jahr zu früh.“ Krüger hat nicht nur sportliche, sondern auch finanzielle Bedenken. „Da müsste man neue Spieler holen, die wollen mehr Geld.“

Sollte der Fall eintreten, dass Staßfurt auch zum Saisonende noch oben dran ist, werden sich die Verantwortlichen jedenfalls zusammensetzen und positive und negative Aspekte gegeneinander abwägen. Dann wird eine Entscheidung getroffen. Wie die aussehen würde, steht in den Sternen.

Jetzt haben die Fußballer vom SV 09 II sowieso erstmal frei. „Wir wollen am 17. Januar wieder ins Training einsteigen“, verrät Krüger. Und dann mal sehen. Es steht ja noch eine komplette Rückrunde bevor.