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Tröger sieht Pechstein als mögliche Fahnenträgerin

30.01.2014, 13:39

Berlin - Für IOC-Ehrenmitglied Walther Tröger ist Claudia Pechstein durchaus eine mögliche Kandidatin als deutsche Fahnenträgerin bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

"Die Entscheidung trifft die Delegationsleitung, aber wir haben sicher in Maria Höfl-Riesch, Andrea Henkel und Claudia Pechstein drei würdige Kandidatinnen, die dafür infrage kommen", sagte Tröger der Nachrichtenagentur dpa.

Der Unterstützer Pechsteins in deren Kampf gegen die Doping-Sperre sieht damit die sportpolitische Situation anders als Manfred von Richthofen. Der DOSB-Ehrenpräsident kann sich eine Fahnenträgerin Pechstein wegen der komplizierten sportrechtlichen Situation aufgrund ihrer Sperre wegen erhöhter Blutwerte nicht vorstellen. Hingegen hatte auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann Pechstein als Fahnenträgerin nicht ausgeschlossen.

Tröger sieht es jedoch aus sportlicher Hinsicht problematisch für Pechstein, weil sie schon zwei Tage nach der Eröffnung das wichtige Olympia-Rennen über 3000 Meter in der Adler-Arena bestreitet. "Daher würde ich ihr abraten, damit sie sich voll auf den Wettkampf konzentrieren kann", sagte Tröger, der in Sotschi zum 26. Mal seit 1964 an Olympischen Spielen teilnimmt und achtmal als Chef de Mission bei Winterspielen fungierte. Einige der potenziellen Fahnenträger hätten bei vergangenen Spielen schon wegen der Konzentration auf bevorstehende Wettkämpfe auf diese Ehre verzichtet, sagte er. Pechstein hatte aber bereits öffentlich erklärt, dass sie am 7. Februar zur Verfügung stünde.

Der frühere Präsident des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland gibt zu, im Fall Pechstein befangen zu sein. "Sie ist so unglücklich von den Spielen in Vancouver ausgeschlossen worden, ihr ist mit der Sperre Unrecht geschehen. Daher stehe ich an ihrer Seite und unterstütze sie in jeder Beziehung", sagte Tröger. "Ich wünsche ihr in Sotschi nur das Beste und hoffe, dass sie sich den Traum von einer erneuten Medaille erfüllt", bekräftigte der prominente Sportfunktionär, der am Samstag nach Sotschi fliegt und dort am 4. Februar seinen 85. Geburtstag feiert.

Pechstein war vom Eislauf-Weltverband ISU zwischen 2009 und 2011 wegen erhöhter Retikulozytenwerte ohne positiven Befund gesperrt worden und hatte in Vancouver ihre sechsten Spiele verpasst. Sechs Tage nach der Ablehnung ihres Einspruchs durch den Sportgerichtshof CAS änderte die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ihre Parameter, so dass künftig kein Athlet mehr wegen nur eines auffälligen Wertes gesperrt werden kann. Bei Pechstein hatten Blutexperten in der Zeit ihre Sperre eine vom Vater vererbte Blutanomalie als Grund ihrer schwankenden Werte ausgemacht. Die ISU bestreitet weiter diese Diagnose. Pechstein verklagt den Weltverband vor dem Landgericht München auf rund 4 Millionen Euro Schadenersatz.