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Rudern Syring fährt den Einer

Große Aufgabe für Philipp Syring: Der 19-Jährige vom SCM steuert den deutschen Einer durch die Olympia-Qualifikation.

Von Daniel Hübner 19.04.2016, 01:01

Magdeburg l Mathematik. Am Montagmorgen, 7 Uhr. Für den deutschen Meister wurde am Magdeburger Sportgymnasium keine Ausnahme gemacht. Philipp Syring musste sich früh aus dem Bett quälen, „da waren die Augen noch klein“, berichtete er. Das Handy hatte der 19-Jährige vom SCM zur Nacht sicherheitshalber außer Reichweite gelegt: „Die vielen Glückwünsche konnte ich nicht mehr zählen.“ Aber jeder einzelne hat ihn darin bestätigt, den Titel bei den deutschen Kleinbootmeisterschaften in Köln gewonnen zu haben. „Es ist ein schönes Gefühl, dass das die Realität ist.“ Und jetzt kann sogar der Traum von Olympia ganz real werden. Denn Philipp Syring wird den Einer des Deutschen Ruderverbandes (DRV) in der Olympia-Qualifikation fahren.

Obwohl DRV-Cheftrainer Marcus Schwarzrock die Namen seiner Olympia-Kandidaten erst am heutigen Dienstag verkündet, ist zumindest die Personalie Syring bereits gestern durchgedrungen. Der europäische Rio-Ausscheid – einschließlich der Starter aus Australien, Kanada und den USA – findet vom 22. bis 24. Mai in Luzern (Schweiz) statt. Syring muss unter die ersten Drei kommen, um nach Rio zu reisen. „Es führt für Philipp kein Weg in die Mannschaftsbildung für den Doppelzweier und Doppelvierer, also werden wir die Aufgabe im Einer angehen“, wurde Syrings Heimtrainer Roland Oesemann mitgeteilt. An der Mannschaftsbildung soll indes Marcel Hacker teilnehmen. Der 38-jährige Routinier ist wie im vorigen Jahr für den Doppelzweier mit Stephan Krüger (Rostock) vorgesehen.

Ewig saßen Oesemann und Syring am Montag im Büro an der Industriestraße und hatten diese Möglichkeit diskutiert. Syring wird sich auf die Aufgabe freuen. Erstens: Er liebt den Einer. Sein achter Platz beim Weltcup in Varese (Italien) im vergangenen Jahr „hat mir den richtigen Kick gegeben“.

Zweitens: Es ist nun seine einzige Chance, wie sein Vater André Willms (Doppelvierer-Olympiasieger von 1992) mit 19 Jahren erstmals an Sommerspielen teilzunehmen. Auch das war immer sein Traum. Gleich nach seinem Titelgewinn in Köln erklärte er voller Euphorie: „Ich nehme jetzt alles mit, was kommt. Ich würde auch den Einer fahren. Der Ausscheid ist ein hartes Brot, aber wir stehen noch am Anfang der Saison und können uns bis dahin weiter verbessern.“

Diese Aufgabe gehen Oesemann und Syring nicht in Ratzeburg an, dorthin werden alle Olympia-Kandidaten eingeladen, um sich im Mannschaftstraining auf die Europameisterschaft in Brandeburg (5. bis 8. Mai) vorzubereiten. Syring bleibt in heimischen Gefilden. „Für uns sind hier die Bedingungen einfach besser als in Ratzeburg“, sagte Oesemann. Aber freilich wird Syring auch bei der EM starten: Jedes internationale Rennen, vom Vorlauf bis zum Finale, bringt ihn jetzt weiter. Vielleicht sogar bis nach Rio de Janeiro.