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Kanu Ein Rennen um alles oder nichts

Alles oder nichts heißt es für Michael Müller, einzig verbliebene Kanu-Olympia-Hoffnung des SCM, am Donnerstag in Duisburg.

Von Janette Beck 19.05.2016, 01:01

Magdeburg/Duisburg l Bei der Kontinentalqualifikation Europa geht es für die WM-Siebten um den Quotenplatz für Rio im Zweier-Canadier über 1000 Meter. Chefbundestrainer Reiner Kießler bescheinigt allen deutschen Startern (in insgesamt fünf Disziplinen muss das Olympia-Ticket noch gelöst werden) unmittelbar vor dem Start eine gute Form, weist aber auch auf die Schwere der Aufgabe hin: „Unsere Sportler gehen gut vorbereitet in den Wettkampf, aber auch die Konkurrenz ist sehr stark. Wir kämpfen hier immerhin mit Olympiasiegern, Welt- und Europameistern um die noch zu vergebenden Startplätze für Rio. Dabei wird sich zeigen, was die aktuelle Form unserer Athleten international wert ist.“

Müller/Kretschmer, Bronzemedaillengewinner im C 2 über 1000 Meter der Europaspiele von Baku, hatten sich bei der nationalen Olympia-Qualifikation nicht gegen das zweimal siegreiche deutsche Newcomer-Boot mit Sebastian Brendel (Potsdam) und Erik Rebstock (Neubrandenburg) durchsetzen können. Doch die Sache hatte einen Haken: Top-Einer-Fahrer Brendel darf bei den Olympia-Quali nicht starten, weil er bei der WM 2015 als Weltmeister im Einer-Canadier bereits einen Quotenplatz für Rio geholt hatte. Also müssen die zweitplatzierten Müller/Kretschmer die Kohlen aus dem Feuer holen – selbst auf die Gefahr hin, dass sie im Erfolgsfall anschließend beim Weltcup ein „Stechen“ gegen Brendel/Rebstock fahren müssen und dann letztlich doch den Kürzeren ziehen ...

Kießler erklärt zur vertrackten Situation: „Wir hatten zwar bei der nationalen Quali mit dem zweimaligen Sieg von Brendel/Rebstock klare Fronten, doch das ist nichts wert, wenn wir den Quotenplatz nicht holen. Kretschmer/Müller haben noch alles in der Hand.“

Was das konkret bedeutet, versucht Müller für Otto-Normal-Verbraucher zu übersetzen: „Uns wurde das so erklärt: Olympia-Quotenplatz und bestes deutsches Boot beim Weltcup in Duisburg – das wäre für ,Kretsche‘ und mich die beste Voraussetzung, um doch noch das Ticket für Rio zu ergattern.“

Doch das ist bereits im ersten Schritt leichter gesagt als getan, denn für Müller/Kretschmer gibt es heute kein Abtasten mit der europäischen Konkurrenz, es kommt direkt zum Showdown.

Nur der Erste und Zweite lösen das Rio-Ticket. „Das heißt für uns: Alles raushauen, was geht. Wir müssen gleich beim ersten Start unsere Top-Leistung bringen. Aber das wussten wir, und das haben wir so trainiert“, strahlt der 23-jährige Schützling von Eckhard Leue Selbstbewusstsein und Optimismus aus. Nach den abschließenden Trainingseinheiten in Kienbaum und der „Witterungsaufnahme“ in Duisburg ist auch Kretschmer guter Dinge: „Wir liegen voll im Plan, auch die Vorbelastung lief gut. Zuletzt haben wir noch einmal gezielt an der Spritzigkeit gearbeitet“, so der Olympiasieger von London, der die Boote aus Tschechien, Rumänien und der Türkei als härteste Kontrahenten im Kampf um die Rio-Plätze einschätzt. „Wir hoffen, dass die Topform bis zum Rennen am Donnerstag da ist und dann auch noch drei Tage bis zur Entscheidung beim Weltcup anhält.“