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Architektonische Meisterwerke als Wettkampfstätten "Vogelnest", "Wasserwürfel" oder "UFO" – Staunen über Pekings Olympia-Bauten

08.08.2008, 05:00

Ein " Vogelnest ", ein " Wasserwürfel " und ein " UFO " stehen für Pekings architektonisch wegweisende Olympia-Bauten. " Die Wettkampfstätten haben wahrlich Kultcharakter ", kommt der Chef der Koordinierungskommission des Internationalen Olympischen Komitees ( IOC ), Hein Verbruggen ( Belgien ), ins Schwärmen. " Diese Stadien werden die Athleten zu noch größeren Leistungen anspornen. " Das wegen seiner eigenwilligen Form " Vogelnest " genannte Olympiastadion, das 91 000 Zuschauer fasst, wurde vom amerikanischen Magazin " Time " sogar zu einem der weltweit zehn herausragenden architektonischen Meisterwerken des Jahres gekürt.

Das Nationalstadion ist der markanteste Bau auf dem " Olympic Green " genannten Olympia-Park, dem Herzstück der Sommerspiele in Chinas Hauptstadt. Entworfen wurde es von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre des Meuron, von denen auch die Münchner " Allianz Arena " stammt. Ob die Kosten tatsächlich nur 3, 1 Milliarden Yuan ( heute gut 280 Millionen Euro ) betragen haben, wie offiziell angegeben, kann keiner mit Gewissheit sagen.

Als künstlerischer Berater war der renommierte chinesische Künstler, Architekt und Regisseur Ai Weiwei beteiligt. Es sollte eine Form werden, " die große Vorstellungskraft zeigt und zu einem Stück wird, das der Freiheit gleicht ", hat der 51-J ährige einst über den innovativen Bau gesagt. Inzwischen will er nichts mehr damit zu tun haben. Enttäuscht, dass die einmal mit Olympia verbundene Hoffnung auf eine Liberalisierung in China nicht erfüllt worden ist, hat sich der Künstler, Sohn des großen Dichters Ai Qing, von seinem Beitrag distanziert : Die kommunistische Führung missbrauche die Spiele doch nur für ihre " Propagandashow ", sagt Ai Weiwei heute. Völlig unberührt von der politischen Kontroverse glaubt dagegen IOC-Mitglied Verbruggen, das " Vogelnest " werde einmal " ein Symbol dieser Stadt, wie das Opernhaus in Sydney ".

Zwölf der 39 Wettkampfstätten wurden für die Spiele neu errichtet. Daneben bietet Peking noch rund 60 Trainingsstätten an. Im Olympia-Park, einem 1135 Hektar großen Gelände rund 13 Kilometer nördlich vom zentralen Platz des Himmlischen Friedens ( Tian’anmen ), stehen neben dem " Vogelnest " weitere wichtige Wettkampfstätten : Das " Wasserwürfel " ( Water Cube ) genannte Nationale Schwimm-Zentrum für Schwimmen, Springen und Synchronschwimmen sowie das Nationale Hallenstadion für Turnen und Handball-Finals. Dazu kommen Hockey- und Tennis-Stadion, Fecht-Halle, Bogenschieß-Anlage, Stadion und Halle des olympischen Sportzentrums für Fußball, Modernen Fünfkampf und Handball sowie die Ying Tung Schwimmhalle für Wasserball.

Das Schwimmstadion besticht durch seine außergewöhnliche Außenhaut. Die Membrankonstruktion aus blau leuchtenden Kunststofffolien garantiert hohe Lichtdurchlässigkeit und wird von ihren Architekten als " international größtes Gebäude " dieser Art angepriesen. Der " Wasserwürfel " bietet 17 000 Zuschauern Platz ; 11 000 Plätze werden nach den Spielen wieder entfernt und dem dann geplanten, teilweisen Ausbau zum Spaßbad weichen.

Alle Wettkampfstätten in Peking liegen nicht mehr als 35 Kilometer oder " höchstens ein halbe Stunde ", so heißt es offi ziell, vom olympischen Dorf entfernt. Den weitesten Weg haben Ruderer und Kanuten zurückzulegen, die ihre Besten in " ländlicher Idylle " in Shunyi ermitteln. In der Nähe des Dorfes Beixiaoying ist ein Wassersport-Park entstanden, in den nicht nur 5000 Bäume umgepflanzt worden sind, sondern in dem als einziger Anlage auf der Welt sowohl die Renn- als auch die Slalomkanuten ihre Kräfte messen können. Ein besonderes architektonisches " Schmankerl " bietet das Bootshaus, dessen Dach an eine rollende Welle erinnert.

Zu den bemerkenswerten Neubauten zählt auch das Radstadion in Laoshan, das wie ein gerade gelandetes UFO vor der eindrucksvollen Kulisse der Westberge liegt. Die Schießanlage in der Nähe besticht durch die gelungene Kombination von Glas und Holz. " Der Stil der Anlage soll auf den Ursprung des Sports hinweisen : Jagen im Wald ", sagt Chefdesigner Zhuang Weimin.

Aus Peking ausquartiert sind Segeln und Pferdesport sowie Vorrundenspiele im Fußball, die auch in Schanghai ( 1170 Kilometer von Peking ), Tianjin ( 90 ), Qinhuangdao ( 290 ) und Shenyang ( 630 ) ausgetragen werden. Die Segler starten ihre Regatten vom modernisierten Yachthafen in Qingdao ( 600 ) aus. Die früher Tsingtau genannte Hafenstadt und die umliegende Kiautschou-Bucht waren von 1897 bis 1914 deutsches Pachtgebiet.

Die Reiter starten - nach offizieller Lesart wegen Quarantänebestimmungen - im 2100 Kilometer südlich liegenden Hongkong. In der früheren britischen Kronkolonie werden sie beste Einrichtungen des Hong Kong Jockey Clubs vorfi nden. Dressur und Springreiten werden in einem neuen Stadion in unmittelbarer Nähe der berühmten Galopprennbahn von Sha Tin, die Geländeprüfung der Vielseitigkeitsreiter im Beas River Country Club ausgetragen.