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Grundwasser Ursachen für Nitratbelastung unklar

Grundwasser-Messstellen bei Uthmöden und Wedringen weisen eine ungeheure Nitratbelastung nach. Die Ursachen sind unklar.

Von Jens Kusian 13.08.2015, 19:46

Haldensleben l An vier Grundwasser-Messstellen rund um Haldensleben wird die Wasserqualität gemessen. Während am Mittellandkanal zwischen Haldensleben und Bülstringen sowie am Bahnübergang zwischen Bülstringen und Süplingen die Wasserbelastung mit Nitraten relativ unspektakulär ist, schießen die Werte bei Wedringen und Uthmöden förmlich durch die Decke. "Die Messstelle Uthmöden weist die höchste Nitratbelastung in ganz Sachsen-Anhalt auf", bestätigte Dieter Torka den Mitgliedern des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft, Forsten und Abwasserangelegenheiten (ULFA) des Stadtrats. Sie hatten den Fachdienstleiter Natur und Umwelt des Landkreises extra zum Thema "Überdüngung und Nitratbelastung" eingeladen.

Den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter hat die Messstelle Uthmöden im vergangenen Jahr um mehr als das 7-fache überschritten. 360 mg/l schlagen für 2014 zu Buche, im Jahr 2007 waren es sogar 429 mg/l und 2013 wurde der Spitzenwert von 536 mg/l gemessen. Die Wedringer Messstelle verzeichnet im Schnitt um die 300 mg/l mit Schwankungen nach oben und unten.

"Die Höhe der Nitratkonzentration hängt von mehreren Faktoren ab. Das ist in besonderem Maße die Belastung durch die Landnutzung im Einzugsgebiet einer Messstelle. Daneben spielen die regionalen hydrogeologischen Bedingungen, wie Grundwasserflurabstand und Fließgeschwindigkeit, sowie die hydrochemischen Bedingungen im Untergrund eine wichtige Rolle. Betrachtet man die Messstellen nach der Nutzung in ihrem unmittelbaren Umfeld, zeigt sich, dass die höchsten Nitratbelastungen unter Ackerflächen festzustellen sind", heißt es in einem Bericht des Bundesumweltamtes.

Die Messstelle Wedringen beispielsweise liegt an einem Ackerrand, die Uthmödener in der Nähe einer Stallanlage. Mögliche Zusammenhänge mag Dieter Torka nicht ausschließen, "doch ganz konkrete Ermittlungen sind unmöglich. Die festgestellten Messwerte sind immer nur Momentaufnahmen".

Es seien natürlich auch diffuse Einträge aus der Landwirtschaft, die mit für die Belastung verantwortlich sind, ist er überzeugt. "Aber wir können die Landwirte nicht einfach unter Generalverdacht stellen. Es ist einfach nicht feststellbar, ob Landwirt X oder Y dafür verantwortlich ist. Es ist für uns als Landkreis unmöglich, die Verusachung konkret den Landwirten nachzuweisen."

Vielmehr sieht er hier die Politik gefragt. Zum einen in der EU, die bestimmte Förderprogramme für Landwirte gestrichen hat, zum anderen aber auch in Deutschland. "Wie gedüngt werden darf, regelt die Düngeverordnung. Die geltende stammt aus dem Jahr 2006. Seit zwei Jahren wird an der Novellierung gearbeitet. Natürlich könnten hier engere Grenze gezogen werden", so der Umweltexperte. Aber es sei eben schwierig, strenge Vorgaben zu schaffen, ohne die Landwirtschaft in ihrer Wirtschaftlichkeit einzuschränken.

Aufgrund seiner Erfahrungen geht Dieter Torka davon aus, dass die hohe Nitratbelastung gerade in Uthmöden auch schon vor 1990 bestanden hätte. "Aber die Einträge gehen weiter, der Boden liefert weiter Nitrat nach", will er sich nicht nur auf mögliche Altlasten berufen.

Das Problem ist auch bei den Landwirten bekannt. "Uns erschrecken diese Werte auch", macht Oliver Schoppmann, Geschäftsführer der Agrar-Produktions-und Handelsgesellschaft Uthmöden/Satuelle, deutlich. "Wir haben Flächen, die über lange Zeit nicht gedüngt wurden. Und dort liegen die Phosphorwerte jenseits von Gut und Böse", hat auch er keine Erklärung für die hohe Belastung. "Wir werden ja regelmäßig kontrolliert, ob wir die Düngeverordnung einhalten."

Er plädiert ebenso wie Dieter Torka dafür, dass mehr administrative Vorgaben wie weitere Sperrzeiten für die Ausbringung von sogenanntem Wirtschaftsdünger wie Gülle, Jauche und Gärreste oder eine bessere Dosiertechnik nötig wären. "Aber wir haben auch wirtschaftliche Zwänge, mehr zu produzieren", gibt Schoppmann zu bedenken.

"Stärkere Kontrollen werden keine grundsätzliche Veränderung der Situation bringen. Die Landwirte halten die Vorgaben ein", versichert Torka. Er pocht vielmehr auf eine dringende Änderung der Düngeverordnung.

Doch das allein ist Stadtrat Eberhard Resch (CDU) zu wenig. Angesichts der Uthmödener Werte sei es doch nun einmal Zeit, Ursachenforschung zu betreiben. Denn von irgendwoher müssten die Nitrate doch kommen.