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Carl Orffs Kantate kommt am Sonnabend im Dessauer Theater als "Scratch-Konzert" zur Aufführung / Mit dabei ist der Chor der Lindauer Grundschule "Ein bisschen verrückt", diese "Carmina Burana"

Von Helmut Rohm 12.05.2010, 05:19

In einem sogenannten Scratch-Konzert ist am kommenden Sonnabend, dem 15. Mai, im Rahmen des Elbmusikfestes am Anhaltischen Theater Dessau Carl Orffs "Carmina Burana" zu erleben. Unter den bisher 423 Mitwirkenden ist auch der Schulchor der Lindauer Grundschule an der Burg.

Lindau/Dessau-Roßlau. "Ihr seid prima. Schaffen wir es noch einmal?" Und sie schafften es. Die Mädchen und Jungen des Schulchores der Lindauer Grundschule an der Burg hatten eine nicht alltägliche Probe bei Dorislawa Kuntschewa. Sie ist Leiterin des Kinderchores des Anhaltischen Theaters Dessau.

Zur Vorgeschichte: "Wir sind eingeladen, bei einem besonderen Konzert im Dessauer Theater mitzusingen", erklärte die Lindauer Musiklehrerin Manuela Pahl im Spätherbst ihren Chorkindern. Im Vorfeld hat sie das Angebot aus Dessau mit der Schulleiterin Margitta Sens abgestimmt und sich deren Unterstützung vergewissert. Auch die Eltern, so Manuela Pahl, freuen sich über diese reizvolle Auftrittsmöglichkeit des Schulchores.

Die Grundidee dieses Konzertes, so der Initiator Antony Hermus, Generalmusikdirektor am Anhaltischen Theater Dessau, rief schon hier und da Skepsis hervor und "ist wohl auch ein bisschen verrückt". Der aus Holland stammende GMD lacht und strahlt, freut sich auf das sogenannte Scratch-Konzert am kommenden Sonnabend, dem 15. Mai, um 19 Uhr im Großen Haus des Anhaltischen Theaters. Präsentiert wird das sehr bekannte Chorwerk, die szenische Kantate "Carmina Burana" von Carl Orff.

Einfach mal trauen

"Man trifft sich am Morgen eines Tages, meist wildfremde Menschen, lernt sich kennen, übt gemeinsam und macht am Abend ein Konzert", bringt es Antony Hermus auf den Punkt. Das sei die Kurzfassung des Vorhabens, das in England "geboren", nach Holland "exportiert" und im deutschen Hagen von Antony Hermus auch schon mal mit Erfolg "ausprobiert" wurde.

Diese "Carmina Burana" am 15. Mai ist eine der vier Veranstaltungen des Elbmusikfestes 2010 am Anhaltischen Theater Dessau mit den weiteren Aufführungen der Oper "Lohengrin" (13. Mai), mit dem Ballett "Lulu" (14. Mai) und der Oper "Die Stumme von Portici" (16. Mai).

"Bisher haben sich 423 Sängerinnen und Sänger angemeldet, einschließlich der 100 Kinder", freut sich der Dessauer GMD über die große Resonanz. Die Kinder kommen vom Kinderchor des Theaters, aus einer Dessauer Grundschule – und eben aus Lindau.

Mit Dorislewa Kuntschewa hat der Lindauer Chor die beiden von Kinderstimmen gesungenen Passagen Nr. 15 "Amor volat undique" und Nr. 22 "Tempus es iocundum" geübt.

Die "Bandbreite" der Teilnehmer sei breit gespannt. Da sind, so Hermus, welche dabei, die schon mal "Carmina Burana" gesungen haben, regelmäßig in einem Chor mitmachen, das Stück vom Hören oder Hörensagen kennen, solche, die gern singen, aber keine Zeit haben, regelmäßig einen Chor zu besuchen, oder "die sich einmal trauen, bei einem solchen Konzert mitzumachen" oder einfach Spaß am Singen haben.

Noch Männer gesucht

"Ich freue mich auf jeden." Man spürt Antony Hermus‘ Vorfreude. "Der Weg ist das Ziel", fast philosophisch formuliert der GMD. Es werde vor allem ein Tag mit und für die Teilnehmer, die ein großes Erlebnis erwartet.

Insgesamt 450 Teilnehmer könne die große Bühne verkraften. "Schreiben sie ruhig, dass wir uns jetzt noch vor allem über Männer freuen, Tenor und Bass. Wenn der Sänger dann eine Frau mitbringt, kann die natürlich auch noch mitmachen", wirbt Antony Hermus. Das notwendige Notenmaterial muss sich jeder Teilnehmer selbst besorgen. Der Dessauer Musikhandel "Musik-Erber" habe sich unter anderem gut auf das Interesse eingestellt.

Am Sonnabend, dem 15. Mai, findet von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr eine Gesamtprobe mit Klavier statt. Nach dem gemeinsamen Mittagessen erfolgt von 14 bis 17 Uhr die Generalprobe mit der Anhaltischen Philharmonie, dem Opernchor des Theaters, den beiden holländischen Gesangssolisten Angelina Ruzzafante und Wiard Witholt sowie dem Countertenor und Bariton Hagen Matzeit.

Und – am Abend um 19 Uhr ist das Konzert, "auf Biegen und Brechen" und "so gut wie möglich", wie GMD Hermus immer wieder betont.

Am Freitagabend, von 19 bis 21 Uhr, werden auf freiwilliger Basis separate Stimmproben angeboten.