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Fußball Nils Butzen über seine neue Rolle

Nils Butzen ist der Dauerbrenner beim Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Magdeburg. Im Interview sprach er über seine neue Rolle als Kapitän.

Von Manuel Holscher 03.08.2018, 01:01

Herr Butzen, FCM-Trainer Jens Härtel hat Sie zum Mannschaftskapitän gemacht. Was hat sich für Sie dadurch verändert?
Nils Butzen:
Ich habe bisher ein paar Gespräche mit dem Trainerteam gehabt, die ich sonst nicht geführt hätte. Vor dem Testspiel in Paderborn habe ich auch die Ansprache gehalten. Ansonsten hat sich aber nicht so viel verändert.

Worauf legen Sie in Ihrer neuen Rolle Wert?
In der 2. Bundesliga ist es etwas anderes, Kapitän zu sein. Die Worte haben in der Öffentlichkeit noch mal mehr Gewicht und ich muss aufpassen, was ich wie sage. Wenn ich es aber so wie mein Vorgänger Marius Sowislo hinbekomme, dann kann ich zufrieden sein. Er war ein sehr guter Kapitän.

Wie schwer ist es, in Sowislos Fußstapfen zu treten?
In seine Fußstapfen zu treten wäre gar nicht richtig, weil ich ihn dann imitieren würde. Ich bin nicht Kapitän, weil ich wie Marius bin, sondern weil ich so bin, wie ich bin. Marius hat sehr viel auch außerhalb des Platzes gemacht und den Spielern durch sein Sportlernetzwerk geholfen. Das kann ich in dieser Form nicht leisten. Ich kann aber zu Marius vermitteln, was auch ein Vorteil ist, weil ich es nicht selber machen muss. Vom Alter her bin ich in der Situation, dass ich jüngere und ältere Spieler gut verstehen kann. Für Marius war es mit ganz jungen Spielern vielleicht nicht so einfach, weil diese eine andere Generation verkörpern. Ich bin genau in der Mitte.

Was haben Sie sich von ihm abgeschaut?
Marius war ein tadelloser Profi. Es gab, glaube ich, nie eine negative Schlagzeile über ihn. Er hat nie einen schlechten Eindruck hinterlassen. Auch wenn er schlechte Laune hatte, hat er das sein Gegenüber nicht spüren lassen. Da kann sich jeder etwas von ihm abschauen. Er war auch dann der Fels in der Brandung, wenn es sportlich nicht lief. Das habe ich an ihm bewundert und möchte ich auch gerne so machen.

Torjäger Christian Beck war in der vergangenen Saison Sowislos Stellvertreter. Sie haben ihn in der Hierarchie übersprungen. Welche Auswirkungen hat das?
Ich sehe uns beide auf einer Stufe. Es ist auch für mich einfacher, wenn er wie schon in der vergangenen Saison Verantwortung übernimmt. Die Entscheidung des Trainers hat keinen Keil zwischen uns getrieben. Wir unternehmen privat auch weiterhin viel zusammen.

Als Kapitän müssen Sie auch neben dem Rasen Rede und Antwort stehen. Sind Ihre Gespräche mit dem Trainer jetzt anders?
Die Vier-Augen-Gespräche laufen ähnlich ab, der Charakter des Austausches hat sich aber verändert. Es geht jetzt nicht nur um mich, sondern vorrangig um das Kollektiv. Für mich gilt es als Kapitän, die Fühler auszustrecken und zu schauen, wie die Stimmung in der Mannschaft ist.

In der Saison 2013/14 spielten Sie im letzten Jahr unter Trainer Andreas Petersen gerade mal 30 Minuten. Warum lief es unter Härtel von Beginn an viel besser?
Für mich war das Beste, was passieren konnte, dass mit Jens Härtel ein Trainer kam, der komplett anders als sein Vorgänger war. Er hat auf einen ganz anderen Spielstil gesetzt. Jeder hat bei null angefangen, es war für die Mannschaft damals ein Kulturschock. Andreas Petersen nahm es etwas lockerer. Er sorgte dafür, dass die Stimmung im Team passte und dadurch die Leistung abgerufen wurde. Härtel ist dagegen sehr akribisch und achtet auf jeden kleinen Fehler. Ich habe schnell verstanden, was er von mir und der Mannschaft wollte. Das war ein Vorteil für mich.

Was zeichnet Härtel aus?
Neben der Akribie hat er ein gutes Gespür dafür, wie er eine Videoauswertung gestalten muss, wenn wir mal eine schlechte Phase haben. Nach Niederlagen versucht er die eine oder andere positive Szene mehr zu zeigen. Dass ist Psychologie, die zwar nicht schwer, dafür aber sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite hält er den Fokus bei Siegen hoch, wenn er trotz eines deutlichen Sieges auf die Situationen intensiver eingeht, die nicht gut gelöst wurden. Dadurch werden die Sinne geschärft. So sind wir trotz einiger Erfolgsserien, die wir in der vergangenen Saison hatten, immer hungrig geblieben. Es ist eine Qualität von ihm, immer das Haar in der Suppe zu suchen.

Könnten Sie sich vorstellen, dem Trainer zu folgen, wenn dieser den Club verlassen sollte?
Vorstellen könnte ich es mir, aber nur unter der Voraussetzung, dass es bei mir hier schlecht läuft. Ich würde den Verein nicht nur deshalb wechseln, weil der Trainer weg ist. Dafür habe ich den Club und die Stadt zu lieb gewonnen. Bei Jens Härtel weiß ich aber, woran ich bin und was er will. Wenn er mich dann gerne holen würde und ich hier nicht zufrieden sein sollte, wäre er sicherlich der erste Ansprechpartner.

In der vergangenen Saison absolvierten Sie alle 38 Saisonspiele und verpassten nur 22 Minuten. Sind Sie eigentlich nie müde?
Ich war schon im Zwiespalt. Manchmal habe ich mir gedacht, dass eine Pause ganz gut wäre, im nächsten Moment habe ich mir aber gesagt, dass ich nicht auf der Bank sitzen möchte. Es nagt aber schon an der Fitness, wenn mehrere englische Wochen anstehen. Ich habe es aber immer geschafft, trotzdem noch Leistung zu bringen. Das war sicherlich der Schlüssel für den Trainer, sonst hätte er mich auch mal rausgenommen. Außerdem gab es in der vergangenen Saison nicht so viele Alternativen auf meiner Position.

Die Zweitliga-Generalprobe ging mit 0:3 in Paderborn daneben. Was nehmen Sie aus diesem Spiel mit?
An diesem Tag haben wir viele einfache Fehler gemacht. Bei der Videoanalyse haben wir gesehen, dass wir nicht annähernd bei hundert Prozent waren. Paderborn war zwar stark, wir hatten aber auch nicht die Form, um die Partie auf Augenhöhe zu spielen. Der Trainer hat ganz klar gesagt, dass wir nicht das gespielt haben, was wir können. Vielleicht war die Niederlage gar nicht so schlecht, weil wir jetzt genau wissen, dass wir vor dem Pauli-Spiel die Sinne schärfen müssen.

Am Sonntag startet der FCM mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli ins Zweitliga-Abenteuer. Wie hoch ist der Druck?
Ich habe in vielen Umfragen gelesen, dass wir als einer von zwei Absteigern gesehen werden. Wer jetzt Druck verspürt, ist wahrscheinlich falsch. Sicherlich geht es in der 2. Bundesliga um viel Geld. Wir sind aber in jedem Zweitligaspiel nur Außenseiter und haben deshalb höchstens positiven Druck. In der vergangenen Saison war der Druck in der 3. Liga viel höher, weil wir gerade in der Rückrunde gewinnen mussten und einiges zu verlieren hatten.

Mit dem Hamburger SV und dem 1. FC Köln sind zwei echte Schwergewichte in der Liga. Sind zwei Aufstiegsplätze schon vergeben?
Es wäre eine Riesenüberraschung, wenn Köln und Hamburg nicht die ersten zwei Plätze belegen würden. Trotzdem ist doch auch klar, dass die Vereine nicht abgestiegen sind, weil sie so gut waren. Für sie wird wichtig sein, dass sie die 2. Bundesliga annehmen und sich nicht noch als Erstligist sehen. Die Partien gegen Köln und Hamburg werden für jede Mannschaft die Highlights sein. Deshalb wird es für sie bestimmt nicht so einfach, wie sie es sich vielleicht vorstellen.

In der vergangenen Saison kratzte Aufsteiger Kiel an der Bundesligatür. Was ist für den FCM drin?
Die 2. Liga kann man in dieser Saison schon in zwei Klassen einteilen. Es gibt vermeintlich große Namen und Außenseiter. Es ist wichtig, dass wir kontinuierlich punkten, sonst wird es schwer. Wir müssen irgendwie versuchen, im gesicherten Mittelfeld mitzuschwimmen.

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