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Fußball Beim FCM wieder vereint

Die meisten Spieler des 1. FC Magdeburg müssen Coach Claus-Dieter Wollitz erst richtig kennenlernen - nur nicht Jürgen Gjasula.

Von Manuel Holscher 09.01.2020, 00:01

Novo Sancti Petri l Jürgen Gjasula lächelt. Der Mittelfeldspieler des 1. FC Magdeburg wirkt etwas verlegen, als er die lobenden Worte von Claus-Dieter Wollitz hört. Und der neue Coach hat sichtlich Spaß an diesem Anblick, macht kein Geheimnis daraus, dass er Gjasula sehr schätzt: „Jürgen ist eine Persönlichkeit, sehr strukturiert und diszipliniert. Er weiß, dass er in der Verantwortung steht, kann damit aber auch umgehen.“

Für Jürgen Gjasula ist es jetzt die zweite Zusammenarbeit mit Wollitz. Nach der Freistellung von Stefan Krämer hörte er über Bekannte und Freunde, dass sein Ex-Trainer als Nachfolger im Gespräch war: „Ich habe ihn deshalb kontaktiert. Als klar war, dass er zu uns kommen wird, habe ich mich gefreut. Es ist immer einfacher, wenn der Trainer weiß, wie ich ticke. Ich schätze auch seine menschliche Art, war traurig, als sich unsere Wege im vergangenen Sommer getrennt hatten.“

Beide kennen sich seit rund einem Jahr: Ende Januar 2019 fragte Wollitz als Trainer des FC Energie Cottbus bei Jürgen Gjasula wegen eines Wechsels an. Dieser stand zu diesem Zeitpunkt beim Regionalligisten Viktoria Berlin unter Vertrag, der Klub hatte aber gerade Insolvenz angemeldet. „Mir hat imponiert, dass sich Jürgen damals nicht über seine Lage beschwert hat“, sagt Wollitz. Was er meint: Für Jürgen Gjasula war das Engagement in Berlin eine sportliche Sackgasse, schließlich spielte er mit dem 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga, mit dem FC Basel in der Champions League. Doch der 34-Jährige gab nicht auf, wollte unbedingt noch mal in den Profifußball.

Mit dem Wechsel in die 3. Liga nach Cottbus zu Trainer Wollitz gelang das. Dabei war der Start gar nicht so leicht, wie sich Gjasula erinnert: „Das ist mir in meiner Laufbahn häufig so gegangen. Die Erwartungen waren immer sehr hoch und anfangs schlug mir Skepsis entgegen. Ich weiß aber, was ich kann und was ich der Mannschaft geben kann.“ Wollitz erkannte die Qualitäten seines Spielers schnell – und ließ sich nicht irritieren.

„Ich wurde zu Beginn gefragt, wen ich denn da geholt habe. Letztendlich war es dann aber so, dass die Fans den Abschied von Jürgen bedauert haben und ihn gerne viel länger in Cottbus gesehen hätten.“

Im Sommer entschloss sich Gjasula zum Wechsel nach Magdeburg – und hatte wieder Startschwierigkeiten. Doch im Herbst zeigte er immer häufiger seine Qualitäten im defensiven Mittelfeld oder aushilfsweise in der Innenverteidigung. Mittlerweile ist der Deutsch-Albaner beim Club der Taktgeber, hat ein gutes Auge für den freien Raum, ist enorm passsicher und zweikampfstark. Doch auch als Führungsspieler soll er jetzt noch mehr in den Fokus rücken. Der Mittelfeldspieler ist bereit: „Ich habe an mich selbst den Anspruch, voranzugehen. Wir haben einige junge und unerfahrene Spieler, die jemanden brauchen, an dem sie sich hochziehen können. Ich möchte für sie ein Anker sein.“

Wollitz ist davon überzeugt, dass Gjasula diese Rolle ausfüllen kann. „Bei uns hat die Wellenlänge sofort gestimmt. Jürgen ist ein ganz anderer Typ, als er von außen wahrgenommen wird. Das ist so ähnlich wie bei mir“, sagt der Coach.

Bis heute verfolgen Claus-Dieter Wollitz frühere öffentliche Äußerungen, beispielsweise, als er in Osnabrück mit Fans über den Vorstand diskutierte und dabei gefilmt wurde. „Ich stecke deshalb in einer Schublade. Solche Betrachtungen sind aber oberflächlich, weil sich viele Leute keine Mühe machen, mich wirklich kennenzulernen“, erklärt er. Und: „Es geht immer nur um die Handlungen, die man am Spielfeldrand sieht. Dabei sollten doch eigentlich der Mensch und seine Ansichten viel mehr im Vordergrund stehen.“

Gjasula geht es mit dem schlechten ersten Eindruck ganz ähnlich: „Ich weiß gar nicht, woran es liegt. Leute, die mich nicht kennen, haben ein ganz falsches Bild von mir. Selbst mittlerweile gute Freunde haben mir gesagt, dass sie mich anfangs ganz anders eingeschätzt haben. Mir wurde immer wieder nachgesagt, dass ich wegen meines Laufstils arrogant rüberkomme. Doch das ist überhaupt nicht so – und jeder, der mich kennenlernt, der häufiger mit mir spricht, wird das bestätigen können.“