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FußballCorona-Konzept mit Hürden für den FCM

Grundlage für die Entscheidung, ob in den Bundesligen und in der 3. Liga weitergespielt wird, ist ein Hygienekonzept. Es gibt aber Probleme.

Von Manuel Holscher 05.05.2020, 01:01

Magdeburg l Die Bundesligisten und Drittligisten erwarten mit Spannung die Entscheidung, ob es morgen von Bund und Ländern grünes Licht für eine Saison-Fortsetzung mit Geisterspielen gibt. In den vergangenen Tagen wurde immer wieder über ein Hygienekonzept gesprochen, das von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) entwickelt wurde. Dadurch soll die Gefahr einer Infizierung mit dem Coronavirus minimiert werden.

Allerdings beinhaltet das 46 Seiten lange Konzept einige Hürden, die gerade für die Drittligisten nur schwer zu nehmen sind. So muss der 1. FC Magdeburg einen Hygienebeauftragten benennen, der approbierter Arzt ist und zudem die Gesamtverantwortung für die reibungslose Umsetzung des Konzeptes trägt.

Für die Bundesligisten ist das keine große Hürde, weil diese Aufgabe vorwiegend vom hauptamtlichen Mannschaftsarzt übernommen wird. Der FCM hat aber keinen hauptamtlichen Mannschaftsarzt. Dr. Stefan Wiegand, Dr. Jan Philipp Schüttrumpf und Oliver Poranzke sind zwar für den Club tätig, allerdings neben der eigentlichen Haupttätigkeit und nur gegen ein geringes Honorar. „Wir leisten viel Arbeit für den FCM über Eigen-Engagement in der Freizeit“, betont Wiegand.

Die Aufgaben, die der Hygienebeauftragte wahrnehmen soll, würden allerdings mindestens eine Vollzeitstelle erfordern. So soll diese Person bei Geisterspielen bei den Eingangskontrollen die Desinfektion sicherstellen und für im Stadion anwesende Personen Tests bei Auffälligkeiten wie Fieber oder Unwohlsein verantworten. Auch gilt es, grundsätzlich bei den Trainingseinheiten vor Ort zu sein und die mindestens zweimal pro Woche anfallenden Corona-Tests der Spieler zu verantworten. Selbst für die Sichtung der Hotels, die den Mannschaften exklusiv zur Verfügung stehen müssen, ist der Hygienebeauftragte zuständig. „Letztendlich sind wir für alles verantwortlich – ob es läuft oder nicht. Diese Verantwortung können und wollen wir aber in Bezug auf das vorgestellte Konzept nicht übernehmen“, betont Wiegand. Deshalb haben alle drei, Wiegand, Schütt­rumpf und Poranzke, die Stelle als Hygienebeauftragter abgelehnt.

Der Club steht wie viele andere Drittligisten vor einem Problem. Denn die Besetzung des Hygienebeauftragten ist die Grundlage, damit das Corona-Konzept funktioniert. „Wir müssten demnach eine Vollzeitstelle ausschreiben, weil es gerade niemanden gibt, der die Aufgabe wahrnehmen kann oder will“, erklärt FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik.

Ein Problem sieht Wiegand in der Sonderrolle, die der Fußball im Hygienekonzept teilweise für sich beansprucht. „Dabei geht es vor allem um die Quarantäne-Regeln“, sagt er.

Was er meint: Normalerweise müssen infizierte Menschen und die, die unmittelbar mit ihnen zu tun hatten, nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts zwei Wochen in Quarantäne. Laut Konzept gilt das für die Fußballmannschaften aber nicht. In Köln beispielsweise gingen nur die beiden infizierten Spieler und der Physiotherapeut in Quarantäne. Die restliche Mannschaft trainiert einfach weiter. Als Mittelfeldspieler Birger Verstraete das Vorgehen seines Vereins öffentlich kritisierte, wurde er zurückgepfiffen. Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer kritisierte dieses Sonderrecht. „Ich habe kein gutes Gefühl, wenn es um die Umsetzung des Hygiene­konzeptes geht. Schließlich wissen wir nicht genau, wie sich das Virus auf junge Menschen auswirkt. Auch bei ihnen kann es durchaus schlimmere Krankheitsverläufe geben“, gibt Wiegand zu bedenken.

Den Vereinen kommt deshalb in der Corona-Krise eine besondere Verantwortung zu. „Wir haben eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Mitarbeitern“ sagt auch Kallnik.

Ein weiteres Problem gerade für Drittligisten bezieht sich auf die Organisation: Im Hygienekonzept wird ein eigener Mannschaftskoch, mehrere Mannschaftsbusse, separate Kabinen, die räumliche Trennung der Behandlungsliegen und eine feste Zuordnung von Spielern zu mehreren Physiotherapeuten gefordert. „Das können wir nicht leisten, weil wir zum Beispiel nur einen Physiotherapeuten haben. Das ist der große Unterschied zu den Bundesligen“, sagt Kallnik.

Auch im persönlichen Bereich gibt es Einschränkungen: So sollen sich berufstätige Ehefrauen regelmäßig testen lassen. Wenn dies nicht möglich ist, dann müsste der Spieler in einer separaten Unterkunft wohnen.

Pikant: Vor dem Restart sollen die Spieler möglicherweise einen Haftungsausschluss unterschreiben. Das heißt, dass die Spieler selbst das Risiko tragen würden, sollten sie sich im Training oder Spiel infizieren. „Davon weiß ich nichts. So etwas musste ich noch nie unterschreiben“, wundert sich FCM-Abwehrspieler Timo Perthel. Und: „Ich würde mir das genau durchlesen. Grundsätzlich sehen sich alle Leistungssportler natürlich immer einem bestimmten Verletzungsrisiko ausgesetzt. Es ist aber sehr fraglich, ob man sich jetzt in der Corona-Krise einem solchen Risiko aussetzen sollte.“

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