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Fußball Das Effizienz-Problem des FCM

Das 0:3 (0:2) des 1. FC Magdeburg beim 1. FC Heidenheim stand im extremen Gegensatz zum Spielverlauf.

Von Manuel Holscher 22.10.2018, 01:01

Heidenheim l Nach dem 0:3 des FCM in Heidenheim schleppte sich Stürmer Philip Türpitz in die Mixed-Zone und stellte sich den Fragen der Journalisten. Die Strapazen der 90 Minuten waren ihm anzusehen. Sein Bein war etwas notdürftig bandagiert, nach dem Abpfiff befreite er sich zunächst von diesem Provisorium.

Als der 27-Jährige über das Spiel sprach, schüttelte er immer wieder den Kopf. „Wir haben eines der besten Spiele in dieser Saison gemacht und trotzdem 0:3 verloren. Man kommt sich vor wie im falschen Film“, sagte er. Aber: „Wir haben uns zwar viele Chancen erarbeitet, haben diese allerdings nicht genutzt. Das müssen wir uns ankreiden, daran müssen wir arbeiten und weitermachen.“

Türpitz gab alles dafür, damit der Club etwas Zählbares aus Heidenheim mitnehmen konnte. Er lief 11,74 Kilometer, war in der ersten Hälfte im 3-4-3-System auf dem Flügel, nach der Pause wie zuvor gegen Dresden im 4-2-3-1 hinter den Spitzen unterwegs. Trotzdem stand er, stand der FCM am Ende mit leeren Händen da. „Die Ansätze waren definitiv gut. Beide Systeme haben ihre Vorteile. Wenn wir unsere Chancen besser genutzt hätten, wäre die Partie sicherlich ganz anders gelaufen. Das Ergebnis spiegelt den Spielverlauf überhaupt nicht wider“, betonte er.

Die Liste der vergebenen Torchancen ist lang: Christian Beck (10.), Türpitz (24.), Richard Weil (57.), Nico Hammann (63.), Nils Butzen (72.) und Romain Brégerie (79.) verpassten allesamt ein Erfolgserlebnis. Heidenheim machte es genau umgekehrt, hatte wenige Chancen, traf aber durch Sebastian Griesbeck (19.), Nikola Dovedan (43.) und den verwandelten Elfmeter von Kapitän Marc Schnatterer (90.+4).

Nur ungern dachte Türpitz nach dem Abpfiff an die Rückfahrt ins 530 Kilometer entfernte Magdeburg. Türpitz: „Das Spiel sitzt tief. Das wird eine Horror-Rückfahrt. Wir haben noch mal ganz viel Zeit, über die Partie nachzudenken. Die Stimmung wird nicht so toll sein, auch wenn wir eigentlich ein gutes Spiel gemacht haben. Wir fahren aber mit nichts nach Hause.“

Auch FCM-Trainer Jens Härtel hatte Schwierigkeiten, passende Worte zu finden. „Es gibt zwei unterschiedliche Dinge. Ich habe ein sehr gutes Auswärtsspiel meiner Mannschaft gesehen, in dem wir viele Torchancen hatten. Die zweite Halbzeit war ja unfassbar. Wenn wir den Anschlusstreffer gemacht hätten, dann wäre es noch mal richtig eng geworden. Auf der anderen Seite steht aber das Ergebnis.“ Und: „Im Fußball zählt eben das Ergebnis, und das spricht für Heidenheim.“

Wie Türpitz war sich auch Härtel sicher, dass dieses Erlebnis schwer zu verdauen ist. „Es wird eine ungemütliche Nacht“, versicherte er. Neben der fehlenden Effizienz vor dem gegnerischen Tor ärgerte sich der Coach aber auch über die Entstehung der beiden ersten Gegentreffer. „Beim ersten Gegentor haben wir zwei Fehler gemacht. Vielleicht hätten wir beim 0:2 nicht auf Abseits spielen müssen.“

Der Spielverlauf in Heidenheim rief bei FCM-Kapitän Nils Butzen Erinnerungen an das 1:4 zum Auftakt der vergangenen Drittliga-Saison bei der SG Sonnenhof Großaspach hervor. „Dort lief es ähnlich, auch wenn wir jetzt sogar noch bessere Chancen hatten“, sagte er und brachte es noch mal auf den Punkt: „Heidenheim war effizient und wir nicht.“ Butzen selbst war davon überzeugt, dass der zweite Treffer aus einer Abseitsstellung heraus erzielt wurde. Deshalb hob er auch den Arm. Die Fernsehbilder bestätigten sein Gefühl, da Schiedsrichter Arne Aarnink den Treffer aber gab, brachte diese Erkenntnis nach dem Spiel auch nichts mehr.

Bei aller Enttäuschung und allem Unverständnis richtete der Kapitän den Blick auf das, was gut war. „Wir sollten uns nicht zu lange von dem Ergebnis blenden lassen. Wir müssen vielmehr auf die Leistung gucken.“

So skurril es nach einem 0:3 klingen mag: Die Leistung, besonders in der zweiten Halbzeit, macht Hoffnung. Der FCM erspielte sich viele Chancen, agierte mutig, beschäftigte und beeindruckte den Gegner. Das waren genau die Punkte und Forderungen, die die FCM-Verantwortlichen um Geschäftsführer Mario Kallnik und Sportchef Maik Franz im Volksstimme-Interview angesprochen hatten und die am Sonnabend über weite Strecken umgesetzt wurden. Aber: „Es nervt schon, wenn wir immer einem Rückstand hinterherrennen. Wir haben zwar gezeigt, dass wir die Moral besitzen, damit umzugehen. Trotzdem wäre es schön, mal wieder in Führung zu gehen“, betonte Butzen.

Zu viel Zeit will oder kann Trainer Härtel jetzt aber nicht mit der Analyse des Heidenheim-Spiels verbringen. Bereits am kommenden Freitag (18.30 Uhr) steht das Heimspiel gegen den Hamburger SV auf dem Programm. „Wir müssen schnell wieder die Fahne hissen und nach vorne schauen“, sagte Härtel.

Dem Trainer ist nach neun Punkten aus zehn Spielen klar, dass sich in der Tabelle schnell etwas tun muss. Er nimmt deshalb sein Team in die Pflicht. „Bei allen positiven Ansätzen weiß die Mannschaft auch, dass die Ergebnisse nicht stimmen und die Punkte gerade nicht da sind, die hätten da sein können.“

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