1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. 1. FC Magdeburg
  6. >
  7. Drittliga-Saisonabbruch rückt näher

Fußball Drittliga-Saisonabbruch rückt näher

Während die Bundesregierung eine Saison-Fortsetzung in den Bundesligen genehmigt hat, sieht die Lage in der 3. Liga anders aus.

Von Manuel Holscher 07.05.2020, 01:01

Berlin/Magdeburg l Mario Kallnik wartete am Mittwoch gespannt auf die Entscheidung, ob die Bundesregierung die Saison-Fortsetzung mit Geisterspielen in den Bundesligen und der 3. Liga genehmigt. Dass es jetzt in den beiden Top-Ligen weitergehen soll, hat den Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg nicht überrascht.

Wichtiger war für ihn, dass in der 3. Liga ein von ihm favorisierter Saisonabbruch offenbar näherrückt. Im Beschluss von Bund und Ländern heißt es: „Der DFB wird gebeten, für die anderen Ligen tragfähige Zukunftskonzepte zu entwickeln.“ Es war nur ein kurzer Satz, der aber eine große Bedeutung hat. Von der aktuellen Drittliga-Saison, von einer möglichen Saison-Fortsetzung mit Geisterspielen war nämlich keine Rede.

Um Interpretationsspielraum auszuschließen, fragte Kallnik direkt nach dem Beschluss bei Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff nach. „In diesem Gespräch wurde vom Ministerpräsidenten deutlich hervorgehoben, dass es bei dieser von ihm aufgestellten Forderung explizit nicht um die laufende Drittliga-Saison geht, sondern um die wirtschaftliche Sicherung der Vereine ab der Spielzeit 2020/21“, betont Kallnik.

Klar ist: Es gibt mehrere Argumente, die neben den gesundheitlichen Bedenken für einen Abbruch der aktuellen Saison sprechen.

Das DFB-Hygienekonzept, das als Grundlage für eine Saison-Fortsetzung dienen soll, wurde scharf kritisiert. Der FCM kann beispielsweise keinen Hygienebeauftragten benennen, weil die drei auf Honorarbasis beschäftigten Mannschaftsärzte diese Stelle abgelehnt hatten. Auch im organisatorischen Bereich gibt es für Drittligisten kaum überwindbare Hürden: Im Hygienekonzept werden ein eigener Mannschaftskoch, mehrere Mannschaftsbusse, separate Kabinen, die räumliche Trennung der Behandlungsliegen und eine feste Zuordnung von Spielern zu mehreren Physiotherapeuten gefordert. „Das können wir nicht leisten, weil wir zum Beispiel nur einen Physiotherapeuten haben. Das ist der große Unterschied zu den Bundesligen“, sagt Kallnik.

Weiteres Problem: Die Wettbewerbsbedingungen sind ungleich. Während einige Drittligisten seit Wochen in Kleingruppen trainieren, darf der FCM wegen behördlicher Vorgaben bis zum 27. Mai nicht auf den Rasen. Die Spieler halten sich seit rund acht Wochen individuell fit. Da die Bundesregierung die Kontaktbeschränkungen bis zum 6. Juni verlängert hat, wird auch mittelfristig ein reguläres Mannschaftstraining stattfinden. Weil die Vereine aber zwei bis drei Wochen Vorbereitungszeit eingefordert hatten, ist das geplante Saisonende zum 30. Juni nicht mehr haltbar.

Auch die Kommunen stehen einer Saison-Fortsetzung sehr kritisch gegenüber. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper gab bekannt, dass er Geisterspiele in der MDCC-Arena vorerst ausschließt. Sein Amtskollege aus Halle, Bernd Wiegand, hat solche Partie sogar verboten. Auch in Jena darf im Stadion gerade nicht gespielt werden.

Ministerpräsident Haseloff tauschte sich am Mittwochvormittag im Rahmen einer Videokonferenz mit Kallnik, Marc-Henrik Schmedt (Geschäftsführer SC Magdeburg) und Jens Rauschenbach (Präsident Hallescher FC) aus. „Mir ist ein direktes Stimmungsbild sehr wichtig“, sagt Haseloff.

Und die Stimmung in Sachsen-Anhalt ist beim FCM und HFC deckungsgleich: Kallnik und Rauschenbach sprachen sich klar für einen Drittliga-Saisonabbruch aus. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht sieht das ähnlich, aus wirtschaftlichen Gründen hält er nichts von Geisterspielen in der 3. Liga.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will jetzt am 25. Mai bei einem außerordentlichen Bundestag über einen Abbruch entscheiden. Dann soll es auch um die offene Auf- und Abstiegsfrage gehen.

Am Mittwochnachmittag untermauerte die aktive Fanszene des FCM in einem Statement unterdessen noch einmal ihre klare Ablehnung einer Saison-Fortsetzung in den Bundesligen und der 3. Liga. Damit unterstützten die Anhänger die Haltung des Clubs. „Der Profifußball, so weit entfernt von der Basis und der Anhängerschaft wie nie zuvor, zeigt in diesen Tagen sein wahres Gesicht“, heißt es in dem Schreiben. Und: „Die Gesundheit der Spieler, ein verzerrter Wettbewerb, das unnötige Ausreizen von knappen Testressourcen, die Vorbildfunktion – all diese Punkte sind nur Nebensache, wenn es in Wirklichkeit nicht um den Fußballsport geht, sondern ausschließlich um eine elitäre Sonderrolle und Hunderte Millionen von Euro.“

Weitere Infos und Videos zum 1. FC Magdeburg