Fußball FCM: Wollitz-Plan geht auf
Der Sieg in Würzburg war für den 1. FC Magdeburg enorm wichtig. Und der riskante Plan von FCM-Trainer Claus-Dieter Wollitz ging auf.
Würzburg l Nach dem 1:0-Sieg in Würzburg war Claus-Dieter Wollitz erleichtert. Der Trainer des 1. FC Magdeburg hatte mit seiner ausgiebigen Rotation viel riskiert – und letztendlich auch viel gewonnen. Entsprechend zufrieden war der 54-Jährige. „Natürlich ist die Erleichterung sehr groß, Fußball ist schließlich ein Ergebnissport. Ich glaube nicht, dass viele Trainer den Mut haben, im Abstiegskampf auf acht Positionen zu rotieren“, sagte Wollitz.
Mit diesem Schachzug überraschte der Coach viele Beobachter. Während Würzburgs Trainer Michael Schiele im Vergleich zum 3:1 in Meppen keine Veränderungen vornahm, ließ Wollitz nach dem 0:1 gegen Kaiserslautern nur Torhüter Morten Behrens, Abwehrspieler Tobias Müller und Spielmacher Mario Kvesic auf dem Platz. Anstelle der sonst etablierten Christian Beck, Sören Bertram und Jürgen Gjasula standen unter anderem Anthony Roczen, Daniel Steininger und Patrick Möschl in der Startelf.
Diese Entscheidung war nicht ungefährlich. Denn nach dem verpatzten Auftakt wäre der Druck bei einer weiteren Niederlage deutlich größer geworden und Wollitz hätte sich durch die Rotation angreifbar gemacht. „Ich habe gesagt, dass wir den ganzen Kader brauchen. Und wenn ich das sage, dann muss ich auch so handeln. Deshalb wollte ich allen Spielern Vertrauen schenken. Meine Ideen habe ich der Mannschaft im Quarantäne-Trainingslager vorgestellt“, begründete er. Und: „Die extreme Belastung mit elf Spielen in vier Wochen erfordert eine Rotation, um die Spieler zu schützen. Dabei wird es bleiben.“
Mögliche Bedenken schob der Trainer zur Seite – ganz zur Freude von FCM-Sportchef Maik Franz: „Der Trainer hat einen klaren Plan, von dem er überzeugt ist. Und er hat den Mut vorgelebt, den die Mannschaft jetzt in dieser schwierigen Situation braucht. Ich war gespannt, wie die Jungs, die vermeintlich hinten dran waren, das umsetzen würden. Und ich finde, dass sie es gut gemacht haben.“
Zwar knirschte es spielerisch bei der vermeintlichen B-Elf das eine oder andere Mal, doch diese Startelf zeigte etwas, das in den kommenden Wochen noch ganz wichtig werden könnte: Kampf, Leidenschaft und Teamgeist.
Die Spieler kämpften füreinander, waren gewillt, den knappen Vorsprung gegen überlegene Würzburger bis zum Schlusspfiff zu verteidigen. Mit einer Portion Glück gelang das auch – und löste etwas aus. „Wir sind endlich eine Mannschaft“, sagte Wollitz. „Das war vor der Corona-Pause noch nicht so. Die Jungs haben aber reflektiert und eingesehen, dass die Mannschaft wichtiger ist als jeder Einzelne.“
Es sind klassische Grundtugenden, die beim FCM in dieser Saison bisher zu kurz kamen. Nicht so in Würzburg. So litten auch die Spieler auf der Ersatzbank mit, machten im leeren Stadion mit Schlägen auf die Bande Stimmung und feuerten ihre Mannschaftskollegen an.
„Wir haben uns in jeden Zweikampf geworfen, haben als Mannschaft funktioniert“, sagte Siegtorschütze Tobias Müller. Der Verteidiger, der nach der schweren Verletzung von Dustin Bomheuer in der Dreierkette die Position als Abwehrchef übernahm, ging mit gutem Beispiel voran, schonte sich nicht, versuchte zudem, seine Mitspieler auf dem Rasen immer wieder anzutreiben.
Der Ausfall von Bomheuer war ein weiterer Punkt, der die Mannschaft intensiv beschäftigte. „Dustin lag in der Halbzeit in der Kabine auf der Trage, mit Tränen in den Augen. Wir haben versucht ihn aufzubauen und gesagt, dass wir auch für ihn gewinnen wollen“, betonte Müller.
Es war ein weiteres Zeichen, dass sich das Team mittlerweile offenbar auch als solches sieht. „Wir sind in den vergangenen Wochen ein Stück weit zusammengewachsen. Ich denke, dass man gesehen hat, dass es in der Mannschaft stimmt“, sagte auch Müller, der in Würzburg übrigens bereits seinen vierten Saisontreffer erzielte. Und dieses Tor kam durchaus kurios zustande, wie der 25-Jährige im Nachgang mit einem Schmunzeln verriet: „Ich habe den Ball weniger mit der Stirn, sondern mit der Nase getroffen.“
Bereits am Freitag (19 Uhr) geht es für den FCM zu Hause gegen den KFC Uerdingen, bei dem seit März Ex-Trainer Stefan Krämer an der Seitenlinie steht, weiter. „Nach dem Sieg in Würzburg können wir jetzt mit einer ganz anderen Energie ins Heimspiel gegen Uerdingen gehen“, betonte Franz.