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FußballFür den FCM eine Frage der Balance

Nach dem 0:0 des 1. FC Magdeburg in Chemnitz herrschte Ernüchterung vor. Der FCM ist auf der Suche nach Gründen.

Von Manuel Holscher 19.08.2019, 01:01

Chemnitz l Charles Elie Laprévotte hing fest. Nach dem 0:0 beim Chemnitzer FC wollte der Mittelfeldspieler des 1. FC Magdeburg einen kurzen Abstecher in die Kabine der Gastgeber machen, dort einen CFC-Spieler besuchen. Doch Laprévotte hatte die Rechnung ohne den Chemnitzer Sicherheitsdienst gemacht, der den Franzosen nicht durchlassen wollte, weil dieser keine Zugangsberechtigung dabei hatte. Laprévotte versuchte alles, diskutierte, kehrte aber letztlich um.

Es passte zum Spiel des FCM beim Drittliga-Aufsteiger. Der Club hatte nämlich große Mühe, eine Lücke in der eng gestaffelten Defensive des Gegners zu finden. Meist schoben sich die Magdeburger den Ball über zahlreiche Stationen hin und her – am Strafraum war aber Schluss. „Chemnitz hat nur hinten drin gestanden, das hatte mit Fußball nicht wirklich viel zu tun“, ärgerte sich Offensivspieler Sören Bertram. „Wir haben uns einlullen lassen, waren uns irgendwann wahrscheinlich zu sicher. Am Ende konnten wir froh sein, dass wir nicht verloren haben. Es war ein bitteres 0:0.“

FCM-Abwehrspieler Tobias Müller fühlte sich fast wie beim Handball: „Wir hatten viel Ballbesitz, im letzten Drittel ist uns der Platz ausgegangen, weil sie mit elf Spielern hinter der Mittellinie standen.“

Doch der destruktive Chemnitzer Abwehrriegel ist nur ein Teil der Wahrheit: Denn in der 3. Liga wird der FCM schließlich immer wieder in die Situation kommen, auf sehr defensiv eingestellte Gegner zu treffen. Gerade in der ersten Halbzeit, als der Club zwischenzeitlich rund 70 Prozent Ballbesitz hatte, hätte die Mannschaft bessere Lösungen finden müssen, um Chemnitz in Bedrängnis zu bringen. Das sieht auch Spielmacher Mario Kvesic so: „Wir hätten früher flanken sollen, hätten mehr Bälle in den Strafraum bringen müssen. Es gibt kaum einen besseren Spieler als Christian Beck im Strafraum. Das müssen wir einfach häufiger und besser nutzen.“

Und genau jener Beck war nach dem Abpfiff auch ziemlich geladen. Der Stürmer hing nämlich meistens in der Luft. „Wir haben es einfach nicht hinbekommen, unser Spiel aufzuziehen, haben uns sehr schwergetan“, ärgerte er sich.

Der FCM hatte besonders in der ersten Halbzeit zu oft das sprichwörtliche Fragezeichen über dem Kopf. Viel zu oft wurde durch das ohnehin schon eng besetzte Zentrum gespielt, viel zu selten wurden die Außenspieler Timo Perthel, Dominik Ernst oder auch Manfred Osei Kwadwo und Sören Bertram ins Spiel eingebunden. „Das müssen wir verbessern“, stellte Kvesic klar, der aber ergänzte: „Wenn man so viel Ballbesitz hat, fällt irgendwann im Spielverlauf auch etwas die Spannung ab.“

In Chemnitz fehlte dem FCM ganz offensichtlich auch die richtige Balance. Während das Team in der ersten Halbzeit gegen die defensiven und auch verunsicherten Chemnitzer mehr Risiko hätten gehen müssen, verlor der Club nach rund einer Stunde die Geduld und lief deshalb ein paar mal in gefährliche Konter.

Für FCM-Trainer Stefan Krämer gilt es deshalb jetzt, die passende Dosierung zu finden. „Wir müssen ein Spiel ja nicht bereits zur Halbzeit oder nach 70 Minuten gewonnen haben. Da müssen wir lernen“, betonte der Coach.

Das Ballbesitz-Rezept hat sich beim FCM nur bedingt als tauglich erwiesen, doch welches Mittel ist vielversprechender? Krämer denkt in eine ähnliche Richtung wie seine Spieler: „Wenn es spielerisch schwer wird, müssen wir den Ball aus dem Halbfeld in den Strafraum flanken oder auch mal auf den zweiten Ball gehen. Sonst machen wir es dem Gegner, wie in Chemnitz gesehen, zu leicht. Alternativ könnten wir uns aber auch mal etwas zurückzuziehen, um einem defensiven Gegner nicht den Gefallen zu tun, dass er sich nur auf Konter verlassen kann.“

Klar ist: Nach dem spielerisch überzeugenden Auftritt im DFB-Pokal gegen Freiburg (0:1) ist der FCM wieder auf dem harten Boden der Drittliga-Realität gelandet – und muss sich jetzt schleunigst besser auf defensiv eingestellte Gegner einstellen. „Das wird noch häufiger auf uns zukommen. In den Phasen, in denen wir merken, dass es für uns wie in der zweiten Hälfte in Chemnitz gefährlich wird, müssen wir die richtige Balance finden“, forderte Krämer. Und: „Es sieht dann vielleicht nicht immer wunderschön aus, bringt uns dann aber nicht in Gefahr, in Konter zu laufen.“

Am kommenden Sonnabend (14 Uhr) empfängt der Club den TSV 1860 München – ein Gegner, der sicherlich auch kein Offensiv-Feuerwerk abbrennen wird.

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