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Fußball Jacobsen ist der stille Anführer

Wenn beim 1. FC Magdeburg von Führungsspielern die Rede ist, wird Thore Jacobsen kaum genannt. Das könnte sich jetzt ändern.

Von Manuel Holscher 25.10.2019, 01:01

Magdeburg l Thore Jacobsen fällt auf, sein Kleidungsstil ist durchaus extrovertiert. Die Jeans ist modisch zerrissen, er trägt einen weiten Kapuzenpullover und eine Schirmmütze, die er gerne ins Gesicht zieht.

Optisch verkörpert der 22-Jährige so ein wenig Draufgänger-Image. Doch dieser Eindruck täuscht: Das ist Jacobsen keinesfalls. Im Gegenteil: Der in Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein) geborene Fußballer redet nicht viel, wählt seine Worte sorgsam aus. Typisch norddeutsch eben – ähnlich wie seine Teamkollegen Morten Behrens und Brian Koglin, die aus der gleichen Region kommen. „Ich versuche eher, durch gute Leistungen voranzugehen“, sagt Jacobsen.

Das gelingt ihm immer besser. Beim FCM hat Thore Jacobsen im defensiven Mittelfeld seit dem vierten Spieltag einen Stammplatz sicher, stand zuletzt sechsmal in Folge 90 Minuten auf dem Platz. Für Trainer Stefan Krämer ist die Leihgabe von Erstligist Werder Bremen mittlerweile unverzichtbar. Denn: „Thore ist ballsicher, laufstark und strategisch sehr schlau.“ Fähigkeiten, die der FCM auch am Freitag in Köln dringend braucht, um ein Erfolgserlebnis zu feiern.

Jacobsen soll auch in Zukunft in der Zentrale bleiben – und nicht wie gegen Uerdingen notgedrungen auf die linke Seite ausweichen. „Nach 14 Tagen im Training war mir klar, dass er im Zentrum eine Rakete ist, sich als Linksverteidiger aber nicht so wohlfühlt, auch wenn er in Bremen zwei Jahre dort gespielt hat. Für mich ist er Sechser oder Achter“, sagt Krämer.

Trotz des Ausfalls von Linksverteidiger Timo Perthel wird der Coach deshalb auf einen anderen Vertreter setzen. Kandidaten für Perthels Platz sind Leon Bell Bell, Tarek Chahed oder Marcel Costly. „Der Trainer sieht mich in der Zentrale, ich sehe mich dort auch. Deshalb gibt es eigentlich keinen Grund, dass ich woanders spiele“, gibt sich Jacobsen pragmatisch.

Wie wichtig der Defensivspieler für den FCM ist, zeigte er auch zuletzt gegen Rostock: Während seine Mitspieler in der zweiten Halbzeit die Köpfe zeitweise hängen ließen, schnappte er sich häufig den Ball, versuchte mit Vorstößen Angriffe einzuleiten. „Im defensiven Mittelfeld bin ich häufig ins Spiel eingebunden. Ich sehe mich in der Pflicht, das Team fußballerisch anzupeitschen, auch wenn ich nicht der Typ bin, der groß rumbrüllt“, sagt Jacobsen. Und: „Wir sollten uns nicht nur auf zwei, drei Spieler beschränken, die momentan öffentlich als Führungsspieler genannt werden. Alle müssen sich einbringen.“

Jacobsen hat einen weiteren Vorteil: Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe. „Ich brauche eine gewisse Lockerheit, versuche, jedes Spiel gleich anzugehen – ob wir vor 500 oder 50.000 Zuschauern spielen“, erzählt er. Denn: „Früher habe ich mir manchmal einen Kopf gemacht, war dann aber auf dem Rasen total gehemmt.“

Dass er sich in Magdeburg so gut entwickelt hat, stößt natürlich auch bei Werder Bremen auf Wohlwollen. Mit Ex-Profi Clemens Fritz, der in Bremen für die Leihspieler zuständig ist, hält er regelmäßig Kontakt. „Im Heimspiel gegen Duisburg war Clemens sogar im Stadion, ansonsten telefonieren wir alle zwei, drei Wochen und sprechen darüber, wie es bei mir läuft“, verrät er.

Auch wenn es für ihn persönlich gut läuft – eine Sache nervt Jacobsen: „Ich habe in elf Spielen noch kein Tor und keine Vorlage auf dem Konto. Das sollte sich bald mal ändern“, sagt er und schmunzelt.

Vielleicht klappt es schon am Freitag in Köln. Der kommende Gegner ist für Jacobsen übrigens kein unbeschriebenes Blatt. Vor gut einem Jahr traf er mit Werder Bremen II in einem Testspiel auf die Kölner. Die Erinnerungen sind durchwachsen, die Partie endete 3:3. „Köln hat viel Qualität im Kader, will Fußball spielen. Wir sollten uns nicht davon blenden lassen, dass sie Aufsteiger sind“, warnt er.

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