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Fußball Kallnik sieht FCM auf gutem Weg

In der 3. Liga hat sich der 1. FC Magdeburg Luft verschafft. Geschäftsführer Mario Kallnik stellt sich im Interview den aktuellen Themen.

Von Manuel Holscher 06.11.2019, 00:01

Volksstimme: Herr Kallnik, welche Bedeutung hat der Sieg gegen den Halleschen FC, den Rivalen aus Sachsen-Anhalt, für Sie?

Mario Kallnik: Ich habe mich vor allem deshalb gefreut, weil ich bereits in den vergangenen Wochen eine klare Entwicklung gesehen habe und meine Einschätzung damit bestätigt wurde. In den letzten Spielen hatten wir teils gute Phasen, gegen den HFC war es eine nahezu konstant gute Partie mit viel Leidenschaft. Es zeigt sich, dass das Fundament steht und sich die Mannschaft immer besser findet. Wir müssen jetzt beharrlich dranbleiben und eine mannschaftlich geschlossene Gier auf etwas Großes entwickeln.

Im Heimspiel gegen Halle standen sieben Neuzugänge in der Startelf. Hat Sie das überrascht?

Wir haben die Spieler mit der Überzeugung verpflichtet, dass sie uns helfen können. Die Qualitäten von Sören Bertram, Mario Kvesic und Jürgen Gjasula sind unbestritten. Dass Morten Behrens im Tor aktuell so ruhig und abgeklärt ist, ist schon eine kleine Überraschung. Auch die Entwicklung von Thore Jacobsen, Leon Bell Bell, Dominik Ernst sowie Brian Koglin verlaufen bisher sehr gut.

Nach dem durchwachsenen Saisonstart wurde es im Umfeld unruhig. Wie haben Sie darauf reagiert?

Das hat mich nicht beeinflusst. Was für mich zählt, sind die täglichen Eindrücke vor Ort. Ich bin immer noch so nah dran, dass ich das gut beurteilen kann. Ich habe gesehen, dass das Trainerteam und die Mannschaft gemeinsam an den richtigen Themen arbeiten. Deshalb war ich überhaupt nicht unruhig.

Sie wurden für Ihre öffentliche Zielsetzung kritisiert, innerhalb von drei Jahren in die 2. Bundesliga aufsteigen zu wollen. Wie stehen Sie dazu?

Dieses Ziel ist richtig und bleibt so stehen. Ich habe damals in der Regionalliga gesagt, dass wir drei bis fünf Jahre brauchen, um in die 3. Liga aufzusteigen. Auch in der 3. Liga habe ich den gleichen Zeitraum für einen weiteren Aufstieg in die 2. Bundesliga genannt. Das war damals realistisch und ist auch so eingetroffen. Und jetzt wollen wir spätestens in drei Jahren in die 2. Liga zurückkehren.

Geben Sie der Mannschaft mit dieser Aussage nicht ein Alibi?

Ganz im Gegenteil. Innerhalb von drei Jahren in die 2. Liga zurückzukehren bedeutet, dass es auch in diesem Jahr geschehen kann. Sollten wir in dieser Saison in die Nähe der Aufstiegsplätze kommen, werden wir alle sofort zugreifen. Ich habe niemals gesagt, dass wir uns drei Jahre Zeit lassen, um unser Ziel zu erreichen. Wir sind hoch ehrgeizig, wollen immer so erfolgreich wie möglich sein.

Warum haben Sie nicht den direkten Wiederaufstieg als Ziel ausgegeben?

Wir wussten, dass die 3. Liga sehr ausgeglichen ist. Ich halte es deshalb für realistisch, dass wir schon diese Saison aufsteigen können und gleichzeitig auch für realistisch, dass wir absteigen können. Die Grundlage bleiben 45 Punkte, die wir so schnell wie möglich erreichen wollen. Wenn wir das geschafft haben, können wir den Halbsatz nach dem „und“ streichen. Wir werden aber definitiv nicht von dieser Schritt-für Schritt-Politik abweichen. Das wurde beim FCM in den vergangenen Jahrzehnten häufig gemacht, und wir haben gesehen, wohin es den Club damals geführt hat.

Sie haben sich nach dem Zweitligaaufstieg aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, sitzen nur selten bei Spielen auf der Trainerbank. Warum?

Das war ein Prozess. In der ersten Drittligasaison 2015/16 habe ich für mich erkannt, dass wir etwas ändern müssen, um zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden. Zuvor waren Jens Härtel und ich mit unseren jeweiligen Netzwerken für die Transfers zuständig. Das war aber überholt, wir brauchten eine Weiterentwicklung in diesem Bereich. Deshalb haben wir Maik Franz geholt, der das Scouting innerhalb kürzester Zeit ausgebaut hat.

Welches Aufgabenfeld hat Maik Franz jetzt?

Im Winter der Saison 2017/18 stellte sich heraus, dass wir uns in der Organisation breiter aufstellen mussten. Ich war zu dieser Zeit Geschäftsführer und Sportlicher Leiter zugleich. Maik hatte sich bereits profiliert, deshalb haben wir ihn damals zum Leiter der Lizenzspielerabteilung befördert. Er ist somit erste Führungskraft für den sportlich operativen Bereich und trägt entsprechende Verantwortung. Er kümmert sich auch um das Scouting und die Anbahnung von Spielerverpflichtungen.

Welchen Aufgaben widmen Sie sich aktuell?

Meine wichtigsten Aufgaben sind die strategische Ausrichtung des sportlichen Bereichs und deren Steuerung sowie die Entwicklung der unterstützenden Bereiche rund um den Sport. Zum Beispiel haben wir in der vergangenen Saison ein einheitliches und geschlossenes IT-System beim FCM eingeführt, das den modernen Anforderungen gerecht wird. Aktuell sind wir dabei, eine eigene FCM-App zu entwickeln. Die Veröffentlichung ist noch für diese Saison geplant. Zudem werden wir unseren Wirtschaftspartnern Mehrwerte anbieten, indem wir unser Re-cruiting-Portal weiterentwickeln und gemeinsam mit der MVGM Änderungen in den Businessbereichen des Stadions planen.

Im Frühjahr sprachen Sie davon, hinter der MDCC-Arena ein Trainingszentrum errichten zu wollen. Warum ist es nach dem Abstieg ruhig geworden um das Projekt?

Das Projekt ist weiterhin aktuell. Die Gesamtkosten werden zwischen 15 und 20 Millionen Euro geschätzt. Das können wir in der 3. Liga natürlich finanziell nicht stemmen. Aktuell arbeiten wir an einem Modell, wie wir das Trainingszentrum dennoch umsetzen können.

Wie sieht dieses Modell aus?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Eine Möglichkeit ist die Etappenbauweise. So könnten wir die Kosten besser aufteilen und selbst in der 3. Liga einen Bauabschnitt für den Trainingsbetrieb der Profimannschaft abschließen. Das ist insgesamt zwar teurer, gibt uns aber die Sicherheit, im sportlichen Bereich handlungsfähig zu bleiben. Die Entwicklung der Lizenzspielermannschaft steht immer an erster Stelle.

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