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Fußball Oennings Reise in die Vergangenheit

Das Spiel am Montag beim Hamburger SV ist für den 1. FC Magdeburg ein Highlight. Für Trainer Michael Oenning ist es sogar noch mehr.

Von Manuel Holscher 06.04.2019, 01:01

Magdeburg l Michael Oenning hatte die Ironie für sich entdeckt. Als er gestern im Vorfeld der Zweitliga-Partie am Montag (20.30 Uhr) beim Hamburger SV auf die finanziellen Unterschiede zwischen dem HSV und dem FCM angesprochen wurde, ob er diese nicht als ungerecht empfinde, entgegnete der Trainer des 1. FC Magdeburg mit einem Lächeln: „Ich bin total frustriert. Ich kann nachts nicht mehr schlafen, es treibt mich um. Ich denke mir jedes Mal, wie gut es der HSV hat.“

Das Gelächter im Raum war ihm bei der Pressekonferenz sicher, die Stimmung danach entsprechend entspannt. Der Coach, so der Eindruck, versucht, gezielt von dem Druck, der auf dem FCM und auf ihm lastet, abzulenken.

Doch bei aller Ironie ist eines trotzdem ganz klar: Oenning ist sich bewusst, wie wichtig die Partie am Montag für den Club, wie wichtig sie für ihn ist. Nach fünf Spielen in Folge ohne Sieg zählen für das Team bei nur noch sechs ausstehenden Partien vor allem Dreier. Und gerade jetzt tritt der Trainer eine Reise in die eigene, nicht ganz angenehme Vergangenheit an.

Im Sommer 2010 wurde Oenning in Hamburg Co-Trainer, Mitte März 2011 zum Cheftrainer befördert – um dann am 19. September 2011 wieder entlassen zu werden. Wie prägend diese Zeit für ihn war, wird auch dadurch deutlich, dass er sich auch heute noch exakt an alle Spiele als HSV-Coach und deren exakte Verläufe erinnern kann. Trotzdem beteuert Oenning: „Ich habe mit dem HSV mittlerweile kaum noch Berührungspunkte.“

Zumindest beruflich. Privat ist die Stadt auch heute Wahl-Heimat für ihn, seine Familie lebt in der Hansestadt, an freien Tagen ist er deshalb meistens dort.

Zu all diesen Themen wurde Oenning in den vergangenen Tagen immer wieder befragt – und das schmeckte dem Coach nicht. Denn: „Es geht nicht um mich. Es geht nicht um die Vergangenheit. Ich habe keine Kapazitäten dafür, mich damit zu beschäftigen, was beim HSV lief oder läuft“, betont er.

Auch will er sich nicht zu sehr von den Begleitumständen im Volksparkstadion ablenken lassen. Der FCM wird am Montag vor fast 50 000 Zuschauern auflaufen, rund 6000 Club-Fans werden den Aufsteiger begleiten. „Das müssen wir aber so gut es geht ausblenden“, appelliert der Trainer.

Um die Wahrscheinlichkeit auf eine Überraschung zu erhöhen, hat Oenning vorwiegend Torabschlüsse und Standards trainieren lassen. „Es geht darum, dass wir richtig handeln, wenn wir in Überzahlsituationen sind“, sagt er. Ein Vorteil: Kapitän und Torjäger Christian Beck wird nach seinem Jochbein- und Augenhöhlenbruch sicher im Kader stehen, könnte mit einer Spezialmaske auflaufen.

Bezüglich der Standards sieht der Trainer hingegen in umgekehrter Psychologie einen Lösungsansatz. „Wir haben sehr intensiv an Standards gearbeitet. Vielleicht sollten wir das gar nicht immer machen, damit wir nicht zu sehr verkrampfen“, sagt er.

Zuletzt beim 0:0 gegen Heidenheim wurde diese Verkrampfung eindrucksvoll vorgeführt, schließlich war der Ertrag aus elf Ecken und mehreren Freistößen gleich null.

Beim Stichwort 1. FC Heidenheim, der im DFB-Pokal nach einem furiosen Spielverlauf mit 4:5 beim FC Bayern München unterlag, schaltete Oenning übrigens wieder in den Ironie-Modus. „Wer ein 0:0 gegen Heidenheim schafft, muss schon richtig gut sein“, sagte er und lachte.

Letztendlich brachte es Oenning trotz der ironischen Schmonzetten dann aber doch noch kurz und knackig auf den Punkt: „Fest steht: Wir müssen am Montag liefern.“

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