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Fußball Trümper für Drittliga-Saisonabbruch

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper spricht sich für einen Drittliga-Saisonabbruch aus und erteilt Geisterspielen eine Absage.

Von Manuel Holscher 30.04.2020, 01:01

Magdeburg l Die Verantwortlichen der beiden Bundesligen und der 3. Liga haben in den vergangenen Tagen immer wieder betont, dass sie gerne weiterspielen wollen, die Entscheidung aber in den Händen der Politik liegt.

Bund und Länder wollen am Donnerstag über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten und informieren. Doch besonders in den Städten, in denen Drittligafußball gespielt wird, regt sich Widerstand gegen die vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geplanten Geisterspiele. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper schließt mögliche Geisterspiele des 1. FC Magdeburg in der MDCC-Arena zum jetzigen Zeitpunkt aus.

Solche Begegnungen lasse die derzeit geltende Eindämmungsverordnung gegen das Coronavirus nicht zu, erklärte er auf Volksstimme-Nachfrage. Die Stadt Magdeburg werde sich auch weiterhin an die geltende Rechtslage mit den Verordnungen des Landes halten. Natürlich treffe das auch für die folgenden Verordnungen zu. Trümper hatte bereits am Montag erklärt, dass er Geisterspiele auch aus einem anderen Grund ablehne. Sie seien „wirtschaftlicher Wahnsinn“, erklärte er, und stützt damit auch die Auffassung des FCM. Geschäftsführer Mario Kallnik hatte nämlich stets betont, Geisterspiele aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen abzulehnen.

Trümper sieht Geisterspiele in den ersten drei Ligen auch als Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Akzeptanz von Regeln in der Gesellschaft. „Man kann doch niemandem erklären, dass die Fußballer spielen dürfen, während andere peinlich genau Abstand zueinander halten müssen“, sagt er. Und: „Es passt nicht zusammen, wenn die Profis spielen dürfen, die Jugendmannschaften aber nicht.“

Trümpers Schlussfolgerung: Man sollte die Saison abbrechen, eine Pause einlegen und alles dafür tun, dass man mit dem Fußball im September wieder anfangen kann.

Sein Amtskollege aus Halle, Bernd Wiegand, sieht das ganz ähnlich, er verbot deshalb sogar Geisterspiele des HFC. So weit ist Trümper bisher noch nicht gegangen, die Aussagen des Magdeburger Oberbürgermeisters gehen aber zumindest in eine ähnliche Richtung.

Auch in Jena darf der Ball momentan nicht rollen – weder auf dem Trainingsplatz noch im Stadion. „Nach Infektionsschutzgesetz entscheiden die lokalen Gesundheitsbehörden“, sagt Benjamin Koppe, Sicherheitsdezernent der Stadt Jena und Chef des Pandemiestabes. Das vorgelegte Konzept der Fußballverbände bezeichnete er als „teils hanebüchen und nicht ausgereift“.

Der Druck der Politik auf die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und den DFB ist hoch. Es solle keinesfalls der Eindruck von Sonderrechten für den Fußball entstehen. Deshalb sprach sich zuletzt auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht gegen Geisterspiele aus.

Wenn Fußballspieler regelmäßig auf Corona getestet würden, dann müsse dies auch für jeden anderen in Deutschland gelten können, mahnte Stahlknecht in der „Mitteldeutschen Zeitung“: „Und jeder Fußballspieler muss auch wissen: Sobald es eine Infektion gibt, muss die gesamte Mannschaft in Quarantäne.“

Damit widersprach Stahlknecht dem von der DFL und dem DFB vorgelegten Konzept, das besagt, dass einzelne infizierte Spieler aus der Gruppe genommen werden, die ganze Mannschaft deshalb aber nicht in Quarantäne müsse.

Zum Problem könnte für die DFL und den DFB auch der Zeitfaktor werden. Der europäische Fußballverband Uefa hat festgelegt, dass die nationalen Verbände bis zum 25. Mai Auskunft über den geplanten Neustart geben müssen. Danach soll festgelegt werden, ob und wann die Europapokal-Wettbewerbe zu Ende gespielt werden.

Einige Ligen haben sich zu einem Abbruch entschlossen. So wurde die Saison in Belgien und den Niederlanden bereits beendet. In Frankreich steht dieser Schritt kurz bevor.

Ob und wie in Deutschland weitergespielt wird, hängt jetzt davon ab, wie sich Bund und Länder äußern. In Sachen Arbeitsschutz gab das Bundesarbeitsministerium zwar grünes Licht, was die Bundesliga-Vertreter als positives Signal werteten.

Klar ist aber auch: Die finanzstarken Bundesligen und die 3. Liga müssen differenziert betrachtet werden. Die Bedenken der Städte und der Drittligisten werden deshalb bei den Beratungen heute eine Rolle spielen. Und möglicherweise zumindest in der 3. Liga einen Saisonabbruch ermöglichen.

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