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Fußball Wollitz wackelt beim FCM

Das 1:3 in Rostock könnte die letzte Partie von Claus-Dieter Wollitz als FCM-Trainer gewesen sein. Ihm droht die Entlassung.

Von Manuel Holscher 11.06.2020, 01:01

Rostock/Magdeburg l Etwas stoisch stand Claus-Dieter Wollitz am Mittwoch beim Training an der Seitenlinie und beobachtete das Treiben der Spieler, die in Rostock kaum oder gar nicht gespielt hatten. Die Stammspieler hingegen waren mit dem Fahrrad und Fitnesstrainer Dirk Keller unterwegs.

Und bekamen deshalb auch nicht mit, dass Wollitz und Sportchef Maik Franz nach der Einheit für ein zweistündiges Gespräch gemeinsam zur Geschäftsstelle gingen. Auf dem Weg dorthin passierten die beiden ein Plakat mit der Aufschrift „Franz und Wollitz raus!!! Sofort!“, das Teile der aktiven Fanszene vor der MDCC-Arena und vor der Geschäftsstelle aufgehängt hatten. Es könnte eine Art Vorahnung gewesen sein: Denn nach Volksstimme-Informationen verdichten sich die Anzeichen, dass das 1:3 in Rostock die letzte Partie von Wollitz als FCM-Trainer gewesen sein könnte.

Gerade seit dem Neustart läuft es für den FCM nämlich besonders schlecht. In vier Spielen erzielte der Club magere drei Tore – eins nach einer Ecke, zwei per Elfmeter. Aus dem Spiel heraus funktionierte kaum etwas. Im Jahr 2020 stehen unter Wollitz in elf Spielen nur zehn Punkte zu Buche, bei einer Tordifferenz von 13:15. Auch in Rostock war das Team viel zu harmlos. Hinzu kam, dass die Magdeburger fast in jedem Spiel in Rückstand geraten sind.

Die Lage ist sieben Spieltage vor dem Saisonende in der 3. Liga sehr bedrohlich: Der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz ist von vier auf einen mageren Zähler zusammengeschrumpft. Der Druck der direkten Konkurrenz wird größer. Sowohl Preußen Münster als auch der Hallesche FC machten zuletzt einen besseren Eindruck. Beim HFC scheint der erneute Trainerwechsel neue Kräfte freigesetzt zu haben.

Die Lage wird für den FCM noch bedrohlicher beim Blick auf die kommenden Gegner: Am Sonnabend (14 Uhr) steht das Heimspiel gegen den FC Viktoria Köln, der einen Punkt mehr auf dem Konto hat, auf dem Programm. Am Dienstag (20.30 Uhr) folgt das brisante Sachsen-Anhalt-Derby beim HFC. „Das sind Spiele, in denen der Kopf eine sehr große Rolle spielt. Das gilt aber immer für beide Teams, die auf dem Rasen stehen“, sagt Wollitz und appelliert: „Wir müssen die Ruhe bewahren. Es gilt jetzt, dieses eminent wichtige Spiel gegen Köln zu gewinnen. Und die Mannschaft ist in der Lage, dieses Spiel zu gewinnen.“

Doch beim Blick in die Gesichter einiger Spieler nach dem Rostock-Spiel wird klar, dass das dafür benötigte Selbstvertrauen nicht da ist. Deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass die Gremien, Aufsichtsrat und Präsidium, sowie Geschäftsführer Mario Kallnik auf der Trainerbank noch mal einen neuen Impuls setzen wollen.

Die Liste der momentanen Mängel ist lang: Der Mannschaft fehlt im Vorwärtsgang der Mut, die Gier, den Ball unbedingt über die Linie drücken zu wollen. Spielerisch fehlt es an Ideen, an Tempo, an gefährlichen Flanken. Von Gegentreffern lässt sich das Team zudem enorm verunsichern.

Der Kader verfügt individuell gesehen zweifelsfrei über Qualität und gute Spieler, das Team ist allerdings nicht homogen. Es passt einfach nicht zusammen. Ein Vorwurf, den sich Sportchef Franz gefallen lassen muss, der nach einer möglichen Wollitz-Entlassung ebenfalls bangen müsste.

Das Pflänzchen Teamgeist, das in Würzburg zum Vorschein kam, wurde gegen Uerdingen und in Rostock nicht weiter gegossen. Im Gegenteil: War der FCM vor Jahren noch für unerschütterlichen Teamgeist bewundert worden, ist davon in dieser Saison nicht viel übrig geblieben.

Die größte Triebfeder für einen guten Zusammenhalt ist natürlich Erfolg. Doch die einzige Konstanz des FCM in dieser Saison ist die Inkonstanz. Dieses Problem hat weder Ex-Trainer Stefan Krämer noch Nachfolger Claus-Dieter Wollitz in den Griff bekommen.

Der Druck vor den richtungsweisenden Partien gegen Köln und in Halle ist deshalb enorm. Und die Aussichten wegen der spielerischen Flaute und der fehlenden Tore alles andere als gut. „Wir müssen uns jetzt nur auf die Köln-Partie fokussieren“, fordert Wollitz. „Es bringt nichts, auf die Jungs einzuschlagen. Wir wollen sie starkreden, ihnen Selbstvertrauen vermitteln.“

Ob das wirklich gelingt und ob Wollitz dazu die Gelegenheit bekommt, ist nach den Eindrücken aus den vergangenen Spielen sehr fraglich.

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