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Wundertüte deutsches DEB-Team - Ehrhoff sagt für WM zu

22.04.2013, 09:45

Frankfurt/Main - Pat Cortina flachste befreit. "Hoffentlich sehen wir uns bei der WM in Schweden wieder", gab er seinem schwedischen Trainer-Kollegen Pär Mårts zum Abschied mit auf den Weg.

Der Coach der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft genoss seinen Gag, den er lächelnd erklärte: "Denn das würde bedeuten, dass wir es weit schaffen." Weit? Ein deutsch-schwedisches Duell bei der WM ist frühestens im Halbfinale möglich! Da musste selbst der Trainer der Skandinavier - zuvor noch erbost über dieses "seltsame Spiel" in Frankfurt - beim Handschlag schmunzeln.

Der Bundestrainer hatte nach dem unerwarteten 5:2-Sieg gegen die Schweden an diesem sonnigen Sonntagnachmittag am Main gute Laune. Stunden später strahlte er sogar. NHL-Superstar Christian Ehrhoff kündigte nämlich seinen WM-Einsatz an - auf Verstärkungen dieses Kalibers hatte Cortina so sehr gehofft. "Ja, ich spiele", verriet der Profi von den Buffalo Sabres der Nachrichtenagentur dpa. Der Verteidiger wird nach Saisonende mit seiner Familie nach Deutschland zurückkehren und dann zum Nationalteam nach Helsinki fliegen.

Wie sich die Stimmung durch so einen deutschen Überraschungssieg nach den jüngsten Ernüchterungen - allen voran der 0:8-Demontage durch den achtmaligen Weltmeister 24 Stunden zuvor - doch drehen kann. Nicht, dass die Auswahl - Cortinas Scherz zum Trotz - ernsthaft mit dem WM-Halbfinale liebäugelt; die akute Abstiegsangst, die nach der Blamage in Krefeld bei Fans und Beobachtern umging, scheint aber schon wieder verflogen. "Über den Abstieg wollen wir nicht nachdenken", verkündete Stürmer Patrick Reimer.

Nordamerika-Profi Ehrhoff bleibt da vorsichtiger. "Nach der verpassten Olympia-Qualifikation muss der Klassenerhalt unser erstes Ziel sein. Was dann noch drin ist, muss man sehen", sagte der 30-Jährige. Die Nationalmannschaft des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) bleibt eine Wundertüte und bewies das auch gegen Schweden. Was die Partien wert sind, lässt sich gut eineinhalb Wochen vor dem ersten WM-Bully in Helsinki kaum prophezeien. "Das zählt alles noch nichts", meinte Torhüter Dennis Endras. "Es war ein guter Schritt, aber gegen die Schweiz müssen wir die Leistung bestätigen."

Am kommenden Wochenende stehen die beiden WM-Generalproben gegen die Eidgenossen an. Dann will Cortina den Turnierkader einigermaßen beisammen haben, die noch fehlenden Akteure des Meisters Eisbären Berlin und des Playoff-Finalisten Kölner Haie sollen in dieser Woche zum Team stoßen. Cortina hofft, dass die neuen Spieler mindestens eine der Begegnungen in Langenthal (Freitag) und Rapperswil (Samstag) mitmachen können: "Das wäre ideal". Erste Voraussetzung ist aber, dass die nominierten Kufencracks der Einladung dann auch folgen.

In den vergangenen Jahren hatten des öfteren Spieler für die WM abgesagt. Manch einer war angeschlagen, manch einer hatte schlicht keine Lust. Argumente, sich das DEB-Trikot mit Stolz überzustreifen, lieferte das deutsche Eishockey zuletzt selten. Der Verband streitet derzeit etwa mit den Zweitliga-Clubs über die künftige Organisation. Die Vereine lehnen ein Konzept von DEB-Präsident Uwe Harnos ab, eine Abspaltung nach dem Vorbild der Deutschen Eishockey Liga (DEL) droht.

Allein schon, dass zeitgleich mit dem entscheidenden Finalspiel in der DEL ein Test-Länderspiel angesetzt wurde, sorgte am Sonntag für viel Unverständnis. In Frankfurt war die Eissporthalle kaum zur Hälfte gefüllt. Jedes Oberliga-Spiel hatte in dieser Saison mehr Fans an den Bornheimer Hang gelockt als der Auftritt des Nationalteams. "Da war ja noch ein anderes Eishockeyspiel heute, außerdem schönes Wetter...", meinte Cortina dazu. Er beließ es bei der kleinen Spitze in Richtung Kalenderplaner, womöglich auch, weil die 3152 Zuschauer seine Truppe lautstark feierten - am Vortag waren in Krefeld noch "Cortina raus!"-Rufe zu hören gewesen.

0:8 - höher hatte eine deutsche Auswahl seit 1972 nicht mehr gegen Schweden verloren. 5:2 - höher hatte sie überhaupt noch nie gegen die Skandinavier gewonnen. Cortina war bemüht, beiden Ergebnissen nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Als er mehrfach gefragt wurde, wie Sieg und Niederlage denn nun einzuordnen seien, antwortete der Italo-Kanadier schließlich auf deutsch: "Ein Schritt in die richtige Richtung."