1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Zur Vorspeise persönliche Daten

Aufgespiesst Zur Vorspeise persönliche Daten

Dritte hören zu und lesen mit: In der Gastronomie machen die Gäste offenbar ohne Bedenken persönliche Angaben.

Von Herbert Spies 16.06.2020, 07:27

Magdeburg l Was haben sich die Bedenkenträger die Köpfe zerbrochen, als es hieß, eine Corona-App werde kommen. Nein, hieß es vielstimmig, die Chance des Datenmissbrauchs sei doch viel zu groß. Und weil das Robert-Koch-Institut keine - Achtung, Amtsdeutsch: Datenschutz-Folgenabschätzung veröffentlicht hatte, setzte sich das Forum der InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e.V. (FIfF) mit dem Thema auseinander. Rund 100 Seiten lang ist das Elaborat zu Risiken und Nebenwirkungen der sogannten Corona-App.

Die Duldsamkeit der Menschen beim Datenschutz ist jedoch ganz offenbar sehr relativ. Geradezu kurios sind nämlich die Szenen, die sich derzeit in der Gastronomie abspielen. Ich stehe an Position Drei in der Warteschlange am Eingang eines Restaurants in Magdeburg. Drinnen wartet eine Mitarbeiterin an einem Stehpult, das unmittelbar neben den ersten beiden Tischen platziert ist. Jeder, der hereinkommt, muss laut seinen Vor- und Zunamen, seine Anschrift und seine Telefonnummer sagen. Die Leute an den Tischen nebenan hören interessiert zu. „Darf ich die Angaben selbst aufschreiben?“, frage ich die Angestellte. „Nein, den Stift darf ich nicht aus der Hand geben“, sagt sie streng.

Noch kurioser läuft es in einem China-Restaurant in Gommern ab. Der Kellner bringt erst zwei riesige, blaue Plastikhandschuhe, damit ich die Speisekarte anfassen darf. Und dann ein Klemmbrett mit einem DIN-A4-Blatt. Alle Anwesenden haben sich dort brav untereinander eingetragen. Freiwillig. Ohne Bedenken. Guten Appetit!