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Neuer Wasserstoff-Stromer Welche Figur der Toyota Mirai im Alltag macht

Die Zukunft gehört wohl dem Elektroauto. Nur ob das auch eine große Batterie braucht, ist nicht ausgemacht. Zumindest nicht, wenn man Toyota fragt. Bei der zweiten Generation des Mirai setzen die Japaner auf die Brennstoffzelle. Besteht der Stromer den Alltagstest?

09.12.2020, 03:49
Toyota Motor Corporation
Toyota Motor Corporation Toyota Motor Corporation

Berlin (dpa-infocom) – Im Trend alternativer Antriebe fährt Toyota weiter tapfer neben der Spur. Denn während das Gros der Konkurrenz auf Batterien setzt, schwören die Japaner auf die Brennstoffzelle als Energielieferant für den Elektromotor.

Im Fokus ihrer Forschung steht der Mirai, mit dem sie die Brennstoffzellen-Technik 2014 in Serie gebracht haben. Wenn nach sechs Jahren und gerade mal 10.000 Autos im Januar zu Preisen ab 63.900 Euro die zweite Generation an den Start geht, soll die Antriebsart etwas alltagstauglicher werden. Dafür hat Toyota nicht nur die Reichweite um 30 Prozent erhöht, sondern zudem den Preis um etwa 20 Prozent gesenkt und so unter die Fördergrenze für Elektroautos gedrückt. Form und Format profitieren vom Generationswechsel gleich mit. Die Investition könnte rechtfertigen, dass die Japaner die Produktion auf bis zu 30.000 Autos im Jahr heraufsetzen.

Top-Design, wenig Platz auf der Rückbank

Aufgebaut auf einer neuen Plattform wächst der Mirai im Radstand um 14 und in der Länge um zehn Zentimeter, wird aber um sechs Zentimeter flacher und sieht damit nicht mehr ganz so extravagant aus. Stattdessen steht er nun breit und wohlproportioniert auf der Straße, wirkt schnittig und fügt sich mit seinen knapp fünf Metern und der fließenden Dachlinie irgendwo zwischen Kia Stinger und Audi A7 ein.

Am ebenfalls gewachsenen Innenraum gibt es nur wenig auszusetzen - zumindest nicht an der Ausstattung. Das Cockpit mit seinen großen Displays passt in die Zeit, die Bedienung ist fahrerfreundlich, und alle gängigen Assistenten sind auch mit an Bord. Doch im Fond geht es noch immer arg eng zu: Die Kopffreiheit ist bescheiden, der neu ausgewiesene fünfte Platz ist wegen des breiten Mitteltunnels eine Zumutung und der Kofferraum allenfalls durchschnittlich. Aber dafür haben die Japaner jetzt mehr Platz für die Technik, von der es bei einem Brennstoffzellen-Auto etwas mehr als üblich gibt. Denn den Strom generiert der E-Motor durch eine sogenannte "kalte Verbrennung" aus Wasserstoff, der nun in zwei statt drei Drucktanks im Heck und im Mitteltunnel lagert. Mit Strom versorgt wird hierbei auch ein Akku. Der ist allerdings kleiner als bei einem Hybrid-Auto und dient lediglich dazu, Leistungsspitzen zu puffern und einen schnellen Start zu ermöglichen.

Kurzer Stopp nach sauberer Fahrt

Das Verfahren ist chemisch und physikalisch kompliziert, das Ergebnis aber ebenso sauber wie simpel: Denn als einziges Abgas gibt es Wasserdampf, den man auf Knopfdruck ablassen kann. Das Fahren fühlt sich so unauffällig an wie bei jedem batterieelektrischen Auto: Einsteigen, anlassen, losfahren – eine Eingewöhnung braucht es dafür nicht. Die Fahrleistungen ändern sich zwar gegenüber dem Vorgänger kaum. Denn mit 134 kW/182 PS und 300 Nm ist der E-Motor ähnlich stark, und der Sprintwert von 9,2 Sekunden unterscheidet sich genau wie die Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h nur marginal. Doch das Gefühl ist diesmal ein anderes. Zum einen, weil das Auto sehr viel leiser ist und der Antrieb ohne die Störgeräusche von Pumpen und Kompressoren sehr viel reifer wirkt. Und zum anderen, weil der Motor mit der neuen Plattform nach hinten wechselt und der Fahrer deutlich näher an den Asphalt rückt. Dazu noch eine steifere Karosserie und ein besseres Fahrwerk, schon fühlt sich der Mirai sehr viel ausgereifter an.

Seine große Stunde schlägt allerdings an der Tankstelle. Denn während Elektroautos stundenlang an die Steckdose müssen, zapft man Wasserstoff ähnlich schnell wie Benzin und Diesel und fährt deshalb nach fünf Minuten wieder vom Hof. Doch hat die Sache auch einen Haken: Bislang gibt es den Treibstoff in Deutschland an noch nicht einmal 100 Tankstellen. Diese sind aber immerhin strategisch so gut verteilt, dass man mit dem Mirai trotzdem kreuz und quer durchs Land kommt. Erst recht, nachdem Toyota mit dem dritten Tank nun 5,6 Kilo Wasserstoff an Bord nimmt und die Reichweite so auf bis zu 650 Kilometer erhöht.


Fazit: Dem Alltag ein Stück näher

War der erste Mirai noch ein rollendes Labor für alternative Antriebe, kommt die zweite Auflage dem Alltag ein gutes Stück näher. Denn mit niedrigerem Preis, höherer Reichweite und einem attraktiven Design wird der Mirai zu einem Auto, das man nicht wegen, sondern unabhängig vom Antrieb fahren möchte. Und wenn jetzt noch ein paar mehr Tankstellen grünen Wasserstoff anbieten, dann ist das Rennen zwischen Brennstoffzelle und Batterie plötzlich wieder offen.


Datenblatt: Toyota Mirai

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

© dpa-infocom, dpa:201204-99-568723/11

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