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Pilz: Keine neue Entwicklung nach rassistischen Angriffen

20.08.2013, 11:00

München - Trotz der rassistischen Beschimpfungen gegen Ingolstadts Fußball-Profi Danny da Costa im Zweitliga-Derby bei 1860 München erkennt der renommierte Sportsoziologe Gunter A. Pilz keine neue bedrohliche Entwicklung.

"In den 80er- und 90er-Jahren hatten wir in Deutschland erheblich mehr Probleme mit Rassismus und Gewalt", sagte Pilz dem Radiosender sport1.fm. Die Qualität der Gewalt in den Fußballstadien habe allerdings seitdem zugenommen, urteilte der Fachmann. "Es ist hemmungsloser und geht gegen Fans und auch Ordnungskräfte und Polizei."

Der dunkelhäutige U 21-Nationalspieler da Costa war am Sonntag von mindestens einem Münchner Zuschauer rassistisch beschimpft worden. Pilz kommentierte, dass rechtsradikale Gruppen gezielt Fußballstadien nutzten, "um ihre Ideen und Ideologien zu verbreiten".

Da Costas Mitspieler Ralph Gunesch hatte seinen Ärger über die Entgleisungen schon am Sonntagabend via Facebook deutlich gemacht, am Dienstag erläuterte er seine Beweggründe. "Ich war stinksauer und da ich durch meine Zeit bei St. Pauli, wo ja sehr viel gegen Rassismus und Homophobie gemacht wird, auch möglicherweise eine andere Sensibilität, ein anderes Bewusstsein für solche Themen habe, war mir klar, dass ich da was machen muss", sagte er "Kicker online".

Der TSV 1860 hatte sich bereits am Montag von den rassistischen Beschimpfungen distanziert. "Wir sind unserem Ordnungsdienst sehr dankbar, der sofort professionell und konsequent reagiert hat. So konnten wir die Person identifizieren und haben sein Verhalten zur Anzeige gebracht", sagte Geschäftsführer Robert Schäfer. Zudem werde der Verein "umgehend" ein Stadionverbot aussprechen. Gunesch sprach von einer "vorbildlichen Reaktion" der Sechziger.

Inzwischen hat auch der Deutsche Fußball-Bund Ermittlungen zu dem Fall aufgenommen. Unter Umständen droht ein sportgerichtliches Nachspiel. "Ein solches Verhalten und Gedankengut ist inakzeptabel für uns und gehört bereits im Keim erstickt", schrieb der FC Ingolstadt über die Entgleisungen auf seiner Internetseite.

Guneschs Facebook-Posting ("Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!!") sei mit da Costa abgesprochen gewesen, erklärte der frühere Profi des FC St. Pauli. "Ich wollte Stellung beziehen und den Leuten klar sagen, dass das ganz großer Mist ist, was da passierte, denn jeder dieser Fälle ist einer zu viel." Rassistische Beschimpfungen müssten ständig zum Thema gemacht und angeprangert werden, "damit andere sich daran orientieren können".

Verteidiger da Costa glaubt nicht an "ein spezielles Problem von 1860-Fans". "Ich glaube, dass man das in Deutschland ganz gut im Griff hat, aber wenn einige Vollidioten aus der Reihe tanzen, kann man nichts machen", sagte er.