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Stürmer Kießling: Nie mehr Nationalelf unter Löw

25.08.2013, 19:54
Stefan Kießling hat seine Nationalmannschaftskarriere unter Loachim Löw abgehakt. Foto: Marius Becker
Stefan Kießling hat seine Nationalmannschaftskarriere unter Loachim Löw abgehakt. Foto: Marius Becker dpa

Leverkusen - Stefan Kießling wäre am liebsten weggelaufen, als die unvermeidliche Frage nach der Nationalmannschaft kam.

"Für mich ist das Thema durch", bekräftigte der 29-jährige Stürmer von Bayer Leverkusen nach seiner überragenden Leistung beim 4:2 (2:0) im Bundesliga-Westderby gegen Borussia Mönchengladbach eisig. "Es ist für mich vollkommen okay, ich komme damit klar. Und alles, was bei der WM ist, interessiert mich einen feuchten Käse." Pikant war, dass Bundestrainer Joachim Löw in der BayArena zusah, wie der von ihm ins Abseits gestellte Torschützenkönig der Saison 2012/13 brillierte.

Dass der DFB-Teamchef auf der Tribüne saß, um Kandidaten für die WM-Qualifikationsspiele gegen Österreich am 6. September in München und vier Tage später auf den Färöer-Inseln unter die Lupe zu nehmen, hatte Kießling mitbekommen. "Ja. Ich weiß aber nicht, wen er sich angeguckt hat. Es ist ja sein Job, so etwas zu machen", bemerkte der sechsmalige Nationalspieler schnippisch. Auf die Frage, ob er insgeheim doch mit einer Berufung rechnen würde, wäre er fast explodiert: "Die Frage müssen sie einem anderen stellen."

Der "Bild" sagte der 29-Jährige: "Ich habe mal gesagt, das Thema ist gegessen. Nun erkläre ich noch mal - den Nationalspieler Kießling wird es unter Löw nicht mehr geben!"

Löw schwieg, obwohl sich der Bayer-Stürmer mit einem großen Auftritt für die Fußball-WM 2014 in Brasilien empfahl. Kießling verwandelte nicht nur einen von Juan Arango (23. Minute) verursachten Handelfmeter zum 1:0 und seinem 100. Treffer für die Werkself, er war auch Vorbereiter des 2:0 durch Sidney Sam (28.), verteilte die Bälle klug und köpfte zudem einmal an den Pfosten. Mit etwas mehr Zielgenauigkeit hätte Bayer nach den Gegentoren von Martin Stranzl und (54.) und Arango (57.) zum 1:2 und 2:2 nicht noch kurz um den Erfolg bangen müssen. Doch Sam (60.) und Gonzalo Castro (72.) stellten den dritten Saisonsieg und einen Vereinsrekord sicher: Bayer hat nun saisonübergreifend achtmal hintereinander gewonnen.

"Da kann man nicht meckern, es ist eine Superserie", befand Kießling, neben dem Sidney Sam herausragte. Im Gegensatz zu seinem von Löw ausgegrenzten Mitspieler kann sich der 25-Jährige Hoffnungen auf eine Nominierung am Donnerstag machen. "Natürlich freut es mich, dass mir so eine gute Leistung gelungen ist, wenn der Bundestrainer da ist. Ich will ja bei der WM dabei sein", sagte Sam. Er feierte auf der USA-Reise im Mai seine ersten beiden Einsätze in der DFB-Auswahl und schoss drei der bisherigen acht Bundesliga-Tore der Leverkusener.

Keinen Kommentar wollte er dazu abgeben, ob sein Teamkollege Kießling einen Ruf in das Nationalteam nicht verdient hätte. Ebenso weigerte sich Bayer-Cheftrainer Sami Hyypiä, für seinen Topstürmer Partei zu ergreifen. "Herr Löw trifft seine Entscheidung. Wenn ich jetzt meinen Kollegen kritisiere, wäre das unfair", sagte der Finne.

Die Gäste aus Gladbach beschäftigte dagegen ein anderes Thema: Der für sie umstrittene Handelfmeter. "Ich finde die Bundesliga fantastisch, alles ist perfekt, aber diese Regel ist katastrophal und unfair", schimpfte Borussia-Trainer Lucien Favre. Erregt hatte ihn und seine Spieler der von Referee Felix Brych gegebene Elfmeter. Bayer-Profi Ömer Toprak hatte Arango von hinten an den Arm geköpft.

Der Strafstoß war Stein des Anstoßes, nicht aber entscheidend. "Die Partie haben wir nicht wegen des Schiedsrichters verloren", gab auch Favre zu. "Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft verloren, sind aber auf dem richtigen Weg." Die Niederlagen gegen den FC Bayern (1:3) und Bayer 04 zeigten jedoch das aktuelle Leistungslimit der Borussia, die zuletzt gegen Hannover (3:0) stark auftrumpfte. "Wir haben auswärts keinen Sonderpunkt geholt und ein überragendes Heimspiel geliefert. Insgesamt war der Saisonstart normal", zog Gladbachs Sportdirektor Max Eberl ein nüchternes Zwischenfazit.