1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. "Stepi" wird 65 und "hofft" auf Anruf aus der Liga

"Stepi" wird 65 und "hofft" auf Anruf aus der Liga

30.08.2013, 08:23

Frankfurt/Main - Vor einigen Tagen war Dragoslav Stepanovic wieder voll in seinem Element. Der ehemalige Bundesligatrainer von Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen leitete das Training bei der SG Egelsbach.

Der Offenbacher Kreisligist hatte die Übungseinheit mit dem Serben gewonnen. Das darauffolgende Spiel bei der SG Hausen gewann die Mannschaft überraschend mit 2:1. "Ich habe denen gesagt: Ich bin ich nicht schuld, wenn ihr verliert. Wenn ihr gewinnt, gebe ich eine Kiste Bier aus", erzählt Stepanovic im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa und fügt lachend an: "Den Kasten habe ich gerne bezahlt!"

Am 30. August feiert Stepanovic in Bergen-Enkheim am östlichen Frankfurter Stadtrand seinen 65. Geburtstag. Zum alten Eisen zählt er sich dennoch nicht - die Hoffnung auf eine Rückkehr in den Profifußball hat er längst noch nicht aufgegeben: "Wer im März oder April im Abstiegskampf steht, holt zumeist einen erfahrenen Trainer", sagt Stepanovic. Lachend verweist er auf seine Trainerkollegen Jupp Heynckes (68) und Peter Neururer (58): "Jupp war der erste Alte, Peter der zweite - ich hoffe, dass im März jemand auch bei mir anruft."

Derzeit betreut er als Landestrainer die Hessenauswahl für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. "Die Arbeit mit diesen Menschen macht mich unheimlich glücklich. Sie müssen integriert werden - das ist Teil meiner Aufgabe", sagt Stepanovic.

Sein großer Traum ist es, "irgendwo als Nationaltrainer zu arbeiten - das fehlt mir noch in meiner Laufbahn." Auslandserfahrung besitzt er genug - Clubs in Spanien, Griechenland, China, Ägypten und zuletzt bis September 2009 in seiner Heimat Serbien trainierte er bereits. Danach wurde es still um den Mann, der mit Eintracht Frankfurt am 16. Mai 1992 beim 1:2 bei Hansa Rostock die deutsche Meisterschaft im letzten Moment verspielte. Das Datum ist zugleich Geburtsstunde seines Kultspruchs und Titel seiner im März veröffentlichten Biografie: "Lebbe geht weider!". Seine Liebe zur Eintracht ist bis heute ungebrochen. Sofern er es einrichten kann, verfolgt er die Heimspiele live im Stadion. Die Plätze und den Kraftraum rund um die Arena darf er dank einer Kooperation mit seiner Behinderten-Auswahl zum Training nutzen. Seinem Ex-Verein traut er auch in dieser Saison einiges zu. Der erste Saisonsieg bei Eintracht Braunschweig (2:0) hat regelrechte Begeisterungsstürme bei ihm ausgelöst: "Ich habe selten so ein überragendes Eintracht-Spiel gesehen. Armin Veh, Bruno Hübner und Heribert Bruchhagen machen einen hervorragenden Job." Seine Prognose: "Die Eintracht wird auch in diesem Jahr um die Europokalplätze mitspielen!" Auf große Feierlichkeiten zu seinem Jubiläum wird Stepanovic verzichten - aus gutem Grund: "Ich wollte meinen 50. Geburtstag groß feiern, habe alles organisiert und wurde dann kurz zuvor Trainer bei AEK Athen. Ich musste alles absagen", berichtet er. Die Party zum 65. Ehrentag würde er mit dem Einverständnis seiner Frau Jelena sogar gerne platzen lassen - wenn ihm jemand einen Trainerjob anböte.