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Arbeit mit Fokus Warum das Smartphone stumm bleiben sollte

Oft aus Angst, etwas zu verpassen, haben viele Arbeitnehmer das Handy immer neben sich liegen. Und lassen sich so regelmäßig aus ihrer Konzentration reißen. Ist das schlimm? Und was hilft dagegen?

Von Verena Wolff, dpa 19.08.2019, 03:48

Ulm/Berlin (dpa/tmn) - Das Smartphone ist innerhalb weniger Jahre in alle Lebensbereiche vorgedrungen - auch an den Arbeitsplatz. Da verschwimmt die Grenze zwischen Job und Privatem oft.

Nicht nur, weil der Chef nach Feierabend noch eine E-Mail oder Nachricht schreibt. Sondern auch, weil die Mitarbeiter während der Arbeitszeit immer mal schnell aufs Handy schauen.

Aber was spricht eigentlich dagegen? "Diese Fragmentierung des Alltags macht unproduktiv", sagt Psychologe Prof. Christian Montag, der an der Universität Ulm zum Thema forscht. "Durch die permanente Unterbrechung ist die Länge der Arbeitseinheiten, in denen wir vertieft etwas wegarbeiten können, deutlich geschrumpft."

Soziale Medien können ablenken

Rund 2,5 Stunden verbringen Menschen im Durchschnitt pro Tag an ihren Smartphones, allerdings nicht der Arbeit wegen. "Die meiste Zeit sind sie auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien", sagt Montag. Diese Apps können die sogenannte "Fear of missing out" auslösen, kurz: FOMO. So wird die Angst bezeichnet, im eigenen Netzwerk online oder offline etwas zu verpassen, erklärt der Psychologe.

Damit diese Angst gar nicht erst entsteht, ist es besser, sich feste Handy-Zeiten für den Büro-Alltag zu überlegen. Organisationsberaterin Gabriele Thies rät, nur zu bestimmten Zeiten private Mails und Nachrichten zu checken, zum Beispiel einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. "Antworten sollte man nur sofort, wenn es wirklich notwendig ist, ansonsten später."

Die Experten raten grundsätzlich, am Arbeitsplatz alle Benachrichtigungen abzuschalten: Töne ebenso wie Push-Mitteilungen. Am besten sei, das Telefon mit dem Display nach unten auf den Tisch zu legen oder am besten gleich in der Tasche lassen. Nach Möglichkeit sollte es komplett ausgeschaltet sein.

Prof. Montag rät zudem, sich wieder eine gute alte Armbanduhr ans Handgelenk zu binden. "So macht man nicht dauernd das Display an, um nach der Uhrzeit zu schauen", sagt er.

Thies empfiehlt mehr Festnetztelefonie im Job.

Die potenziellen Gesprächspartner könne man sich "erziehen", wie sie sagt. "Man kann sie bitten, vorrangig über die geschäftliche Festnetznummer und E-Mail zu kommunizieren." So sei die Gefahr wesentlich geringer, doch schnell mal am Handy eine private Nachricht zu versenden oder kurz bei Facebook und Co. vorbeizuschauen.

Freunden und Familie könne man klare Ansagen machen: "Sie sollen sich, außer in Notfällen, nicht während der Arbeitszeit melden." Die Angestellten selbst sollten möglichst wenig Nachrichten schreiben, "dann kommen weniger Antworten während der Arbeitszeiten zurück".

Das Arbeitsrecht macht zudem klare Vorgaben zum Thema. "Grundsätzlich ist man zum Arbeiten verpflichtet und wird dafür auch bezahlt", sagt Michael Felser, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Brühl bei Köln. "Für alles Private gilt: in der Pause oder zu Hause."

Natürlich sind nicht alle Arbeitgeber gleich: "Erlaubt der Arbeitgeber die private Nutzung von Internet, Mail oder des eigenen Smartphones während der Arbeitszeit oder toleriert es offensichtlich, sind die Grenzen zwar großzügiger zu ziehen." Eine Vernachlässigung der Arbeit dürfe es allerdings auch dann nicht geben.

"Verstößt der Arbeitnehmer gegen ein Verbot oder chattet er ständig mit dem Handy, kann der Arbeitgeber abmahnen oder das Gehalt um die Zeiten kürzen, in denen Privates erledigt wurde." Bei wiederholter Zuwiderhandlung nach Abmahnung drohe sogar die Kündigung.

Selbsttest der Uni Ulm zur Smartphone Addiction