Plattform "Elysium" 14 Festnahmen bei Schlag gegen Kinderpornografie
Mehr als 87 000 Mitglieder zog die kinderpornografische Plattform "Elysium" in nur einem halben Jahr im Internet an. Die Ermittlungen führen in mehrere europäische Länder, aber auch bis nach Neuseeland.
Wiesbaden (dpa) - Beim Schlag gegen eine große Kinderpornografie-Plattform im Darknet haben die Ermittler 14 Verdächtige festgenommen. Zwölf von ihnen wird sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen, wie die ermittelnde Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt mitteilten.
Sieben Beschuldigte sitzen in Untersuchungshaft, darunter zwei Österreicher. Die Plattform "Elysium" war international ausgerichtet und verfügte über Chatbereiche in deutscher, englischer, französischer, spanischer und italienischer Sprache. Die europäische Polizeibehörde Europol und Behörden in Österreich, Italien, Neuseeland und Australien unterstützen die Ermittlungen.
Die beiden Österreicher im Alter von 28 und 40 Jahren sowie mindestens fünf Deutsche sitzen in Untersuchungshaft. Hauptbeschuldigter ist ein 39-Jähriger aus dem Kreis Limburg-Weilburg in Hessen - er war der mutmaßliche Administrator der Plattform. Ein 61-Jähriger aus dem Kreis Landsberg am Lech in Bayern soll als Grafiker für das Erscheinungsbild der Plattform verantwortlich gewesen sein.
Ihm wird die bandenmäßige Verbreitung kinderpornografischer Schriften und schwerer sexueller Missbrauch von Kindern in drei Fällen vorgeworfen. Die Opfer im Alter von fünf und sieben Jahren sollen die Kinder des 28 Jahre alten österreichischen Beschuldigten sein. Dem 61-Jährigen wird außerdem die Herstellung kinderpornografischer Schriften vorgehalten. Er sitzt in U-Haft.
Ein 56-Jähriger aus dem Main-Tauber-Kreis in Baden-Württemberg wird verdächtigt, kinderpornografische Schriften verbreitet zu haben. Er soll die Plattform betreut und die Chats eröffnet haben.
Der 28 Jahre alte Österreicher steht unter Verdacht, kinderpornografische Schriften verbreitet, seine beiden Kinder über Jahre hinweg schwer sexuell missbraucht und dem Verdächtigen aus Bayern sowie dem 40 Jahre alten Österreicher zur Verfügung gestellt zu haben.
Ein 41-Jähriger aus Berlin und ein 40-Jähriger aus Dresden sitzen ebenfalls in U-Haft, gegen sie und andere der mehr als 87 000 Mitglieder der Plattform wird im In- und Ausland noch ermittelt.
Im sogenannten Darknet (englisch für "dunkles
Netz") können sich Internetnutzer fast komplett anonym bewegen. Der
Bereich des Internets wird von Menschen genutzt, die viel Wert auf
Privatsphäre legen oder in einem repressiven politischen System leben
- aber auch von Kriminellen. Der Zugang ist über eine
Anonymisierungssoftware möglich, etwa die kostenlose Software "Tor".
Schwerpunkt illegaler Geschäfte im Darknet ist nach Einschätzung von
Ermittlern Rauschgift. Waffen werden im Darknet nach Erkenntnissen
von Fachleuten deutlich seltener angeboten als Drogen, sind aber
angesichts der Sicherheitslage Schwerpunkt der Ermittlungen. Zudem
spielt der Handel von Kinderpornografie, Falschgeld und gefälschten
Pässen eine Rolle.