Gesundheit Corona-Inzidenz steigt weiter: 2G-Modell könnte kommen
Wieviele Rechte sollen Genesene und Geimpfte bekommen? Die Brandenburger Landesregierung erwägt die Einführung des 2G-Modells. Unterdessen steigt die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus weiter.

Potsdam - Die Zahl der Corona-Fälle steigt in Brandenburg weiter. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Sonntag stieg die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Ansteckungen innerhalb einer Woche je 100.000 Einwohner - von 42,7 am Samstag auf 43,4. Am Freitag betrug der Wert 41,0. Vor einer Woche waren es 36,2 Corona-Fälle innerhalb einer Woche je 100.000 Einwohner. Brandenburg liegt damit wie auch andere ostdeutsche Bundesländer weiter deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 80,2 am Sonntagmorgen. Die Landesregierung erwägt als Option von Lockerungen für Geimpfte und Genesene beispielsweise für Gaststätten oder Kinos - die Einführung des 2G- Modells.
Die höchsten Sieben-Tage-Inzidenzen landesweit verzeichneten die kreisfreien Städte Cottbus (104,4) und Brandenburg an der Havel (99,9). Brandenburg/Havel liegt nach einer ersten Auswertung des Gesundheitsministeriums vom 29. August beim Anteil der vollständig geimpften Menschen mit 68,2 Prozent landesweit vorn. In Cottbus betrug der Anteil der vollständig Geimpften 54,2 Prozent. Die niedrigste Impfquote verzeichnete demnach der südliche Kreis Spree-Neiße mit 44,8 Prozent.
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz lagen die Landkreise Oberhavel (60,7), Havelland (55,3) und Spree-Neiße (53,1) am Sonntag über dem Wert von 50. Bis auf die Kreise Potsdam- Mittelmark (34,0), Barnim (32,6) Dahme-Spreewald (32,3), Märkisch-Oderland (25,4) und Ostprignitz-Ruppin (22,3) verzeichneten alle Landkreise eine Sieben-Tage-Inzidenz über 35. Den niedrigsten Wert verzeichnete Frankfurt (Oder) mit 3,5. Die Oderstadt hat mit Stand 29. August landesweit mit 60,3 Prozent die zweithöchste Impfquote.
Innerhalb eines Tages kamen 127 neue Meldungen von Corona-Infektionen hinzu - nach 211 am Samstag. Allerdings melden die Gesundheitsämter Daten am Wochenende verzögert. Die Zahl der Infizierten und Erkrankten wird auf 2400 geschätzt. Nach Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) sind landesweit von 602 betreibbaren Intensivbetten 481 belegt. 363 Betten können binnen sieben Tagen zusätzlich aufgestellt werden.
Als Messlatte zur Beurteilung der Pandemielage will die Landesregierung künftig die Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern einführen. Die landesweite Zahl der im Krankenhaus aufgenommenen Corona-Patienten (Hospitalisierung) soll die Sieben-Tage-Inzidenzen der Landkreise und kreisfreien Städte als Leitmaß für Regeln ablösen. Das Kabinett wird voraussichtlich kommenden Dienstag eine neue Corona-Verordnung beschließen.
Im Entwurf der dritten Sars-CoV-2-Umgangsverordnung, der dpa vorliegt, erwägt die Landesregierung auch die landesweite Einführung der sogenannten 2G-Regelung für den Zugang zu bestimmten Innenräumen. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet, darunter die „B.Z.“, der „Tagespiegel“, die Märkische Allgemeine“ und der RBB.
Wie aus dem Entwurf hervorgeht, soll es mit diesem Modell Veranstaltern und Einrichtungen ermöglicht werden, ausschließlich Geimpften oder Genesenen und Kindern bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr Zutritt zu gewähren. Dafür entfielen einzelne Vorgaben zum Infektionsschutz. Die Verantwortlichen müssen auf der Grundlage eines Hygienekonzepts aber sicherstellen, dass Personen einen Impfnachweis vorlegten oder aber einen Nachweis, dass sie genesen sind, wie es in dem Papier heißt. Betreiber und Veranstalter, die die 2G-Regelung anwenden wollen, müssen dies an die Gesundheitsämter melden.
Die Koalitionsfraktionen hatten bereits in der vergangenen Woche für das 2G-Modell geworben. SPD-Fraktionschef Erik Stohn hatte am Dienstag gesagt, seine Fraktion würde es begrüßen, „wenn Optionsmodelle für Betreiber gefahren werden, die unter Nutzung von 2G stärkere Wirtschaftlichkeit, aber auch eine stärkere Sicherheit für Unternehmen und für Betreiber von Einrichtungen vorsehen“.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jan Redmann hatte vorgeschlagen, die Regelung von Berlin für Clubs auf Brandenburg zu übertragen. In Berlin hatte das Verwaltungsgericht ein generelles Verbot gewerblicher Tanzveranstaltungen in geschlossenen Räumen gekippt. Der Senat erlaubte Clubs und Diskotheken, für Geimpfte und Genesene wieder zu öffnen.
Nach Ansicht von Grünen-Fraktionschefin Petra Budke könnte es für die ganze Kultur- und Veranstaltungsbranche möglicherweise sinnvoll sein, zu einer 2G-Regelung für Geimpfte und Genesene zu kommen, weil dann viele Beschränkungen für Besucherinnen und Besucher wegfielen.