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Ausschreitungen in Berlin „Das sind doch alles Berliner Kinder“

Nach dem „Gipfel gegen Jugendgewalt“ besteht bei den Teilnehmern Einigkeit: Es braucht nicht nur konsequente Strafverfolgung, sondern gleichzeitig bessere Sozialarbeit.

12.01.2023, 18:02
Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin, spricht gestern nach dem Gipfel zu Pressevertretern.
Franziska Giffey (SPD), Regierende Bürgermeisterin von Berlin, spricht gestern nach dem Gipfel zu Pressevertretern. Foto: dpa

Nach den Silvesterkrawallen hat Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey eine „konzertierte Aktion“ gegen Jugendgewalt angekündigt. Dafür will der Senat weitere Ausgaben für Sozialarbeit in Millionenhöhe ermöglichen. „Wir haben nicht nur Redebedarf, sondern wir haben auch Handlungsbedarf“, sagte Giffey gestern nach dem „Gipfel gegen Jugendgewalt“, zu dem sie ins Rote Rathaus eingeladen hatte: „Es ist ganz deutlich, dass die Ereignisse der Silvesternacht eine Zäsur sind.“

Giffey sagte, es sei notwendig, sich mit den tiefergehenden Problemen dahinter auseinanderzusetzen. Sie nannte vier Bereiche, die im Fokus der Bemühungen stehen sollen: intensivere Sozialarbeit mit Elternhäusern, mehr außerschulische Jugendsozialarbeit, neue „Orte für Jugendliche“ und konsequente Strafverfolgung.

„So ein Silvester darf es nicht noch einmal geben“, hatte Giffey zuvor in der Polit-Talkshow „Maischberger“ in der ARD gesagt. „Berlin hat seit Jahren eine gute Entwicklung, wenn man von dem jetzt einmal absieht ... Ich glaube, gerade jetzt kommt es darauf an, dass wir auf das Soziale gucken. Es ist in den Brennpunktlagen eskaliert, wo Menschen nicht teilhaben können, teilweise kein Deutsch sprechen“, so die SPD-Politikerin weiter. Im „Tagesspiegel“ hatte sie zudem den Migrationshintergrund der Täter in der Skandalsilvesternacht in Berlin relativiert: „Herkunft hin oder her, das sind doch fast alles Berliner Kinder, die sind hier geboren und aufgewachsen.“

An dem „Gipfel gegen Jugendgewalt“ nahmen rund 30 Vertreter von Politik, Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz sowie der Integrations- und Sozialarbeit teil.

Buschkowsky: Die Obrigkeit labert wieder rum - wie immer

Vorab hatte der ehemalige Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowksy (SPD) seine frühere politische Ziehtochter Franziska Giffey in einem Beitrag für die Berliner Boulevardzeitung „B. Z.“ scharf kritisiert: „Und unsere Obrigkeit, was tut die? Sie labert, wie immer“, schreibt er an die Regierende Bürgermeisterin gewandt. Berlin sei für ihn ein Ort des Fremdschämens geworden.

Buschkowsky kritisierte auch die Berliner „Kuscheljustiz“ und die Reaktionen von Giffey auf die Gewalt. „Diejenigen, die hier vernünftig leben wollen, fragen sich: Was ist aus meiner Stadt geworden, was ist aus unserem Land geworden?“, so der renommierte SPD-Politiker zu „Welt TV“: „Es ist eine Frage der Politik in dieser Stadt. Das ist politisch so gewollt. Das ist bunt, wir sind lustig. Jeder hat seinen Spaß.“ (dpa/uk)