Gutes Jahr für wilde Wiesenorchideen in Brandenburg
Ein gutes Auge ist wichtig. Jede Blütenrispe muss gesehen werden. Am Ende konnten in dieser Saison mehr als 51.000 wilde Orchideen-Blüten in die Listen eingetragen werden. Ein Erfolg für den Naturschutz in Brandenburg.

Zehdenick - Breitblättriges Knabenkraut, Steifblättriges Knabenkraut oder Sumpf-Ständelwurz: Die auf der roten Liste stehenden wilden Wiesenorchideen haben sich gut in den Brandenburger Naturlandschaften ausgebreitet. Rund 51.000 blühende Pflanzen seien auf festgelegten Zählflächen erfasst worden, sagte Britta Schmidt, Leiterin der Naturwacht Brandenburg. Im Vorjahr waren es knapp 30.000, 2016 nur knapp 14.000. 66 Einzelflächen in zehn Großschutzgebieten des Landes wurden nach den Angaben untersucht.
In Brandenburg sind 39 Arten und drei Unterarten wilder Orchideen sicher nachgewiesen. 13 Arten sind bereits ausgestorben. Die Naturwacht betreut 15 Großschutzgebiete auf einem Drittel der Landesfläche. Das sind der Nationalpark Unteres Odertal, drei Biosphärenreservate und 11 Naturparks.
Im Naturpark Uckermärkische Seen zählt Rangerin Katrin Lange seit 21 Jahren Orchideen. Gerade blüht dort der seltene Sumpf-Ständelwurz (Epipactis palustris). An der etwa einen halben Meter hohen Pflanze erheben sich etwa 20 Zentimeter hohe Rispen mit vielen lilafarbenen Blüten. „Mit Kindern der Grundschule wurden die unter Schutz stehenden Pflanzen gezählt. Naturschutz konnte ganz lebendig erlebt werden“, sagte Lange. Andere Arten zeigen gelbe Blüten, aber auch leicht grünliche oder weiße mit rötlichen Sprenkeln. Insgesamt ein halbes Dutzend Arten sind in dem Bereich bekannt.
Wilde Orchideen brauchen für die Vermehrung einen nährstoffarmen Standort. Konkurrenz durch andere Pflanzen behindern Wachstum und die weitere Verbreitung. Die unter Schutz stehenden Pflanzen sind in Deutschland mittlerweile selten geworden. „Grund ist meist die Intensivierung der Landwirtschaft“, sagte Naturwacht-Geschäftsführerin Schmidt. Aber auch die Trockenlegung von Flächen vernichte den Lebensraum dieser besonderen Pflanzen.
Viele der in den Großschutzgebieten noch vorhandenen Flächen werden von den Rangern der vor 30 Jahren gegründeten Naturwacht regelmäßig erfasst und gepflegt. Unterstützt werden sie nach Angaben von Schmidt von 330 Freiwilligen, die sich ebenfalls um den Erhalt der zarten Pflanzen kümmern. Über den Vertragsnaturschutz erhalten Landbesitzer vom Landesumweltamt Mittel, wenn die Wiesen zum Beispiel nur zu bestimmten Zeiten gemäht werden. „Flächen sollen im Interesse der Orchideen bewirtschaftet werden“, sagte Schmidt. Im Naturpark Uckermärkische Seen werden 14 Orchideenflächen gefördert. Für die insgesamt knapp 20 Hektar werden rund 40.300 Euro für den Vertragsnaturschutz bereit gestellt.
Wiesenorchideen sind mehrjährig. Bei ungünstiger Witterung setzen sie auch jahrelang mit der Blüte aus, zeigen sich dann aber wieder. Verschollene Vorkommen könnten dann wieder auftauchen.
Rangerin Lange warnt vor dem Ausgraben der geschützten Pflanzen für den heimischen Garten. „Das ist nicht nur verboten. Die Chance, dass sie anwachsen ist sehr gering“, sagte sie. Trauriges Beipiel für einen Verlust ist das Wanzenknabenkraut: 1960 war es zuletzt nachgewiesen worden am Gülper See, dann tauchte es bei Luckau 1975 auf. Ein Jahr später wurde die Pflanze ausgegraben und gilt seitdem als verschwunden.