Evangelische Kirche Mit Steinmeier: Kirchentag in Hannover beginnt
Bundespräsident Steinmeier eröffnet den Kirchentag in Hannover: Veranstalter und Polizei stellen sich auf Zehntausende Besucher ein. Die Gästeliste ist prominent besetzt.

Hannover - Mit Zehntausenden Besuchern beginnt heute in Hannover der 39. Deutsche Evangelische Kirchentag. Nach Eröffnungsgottesdiensten auf dem Platz der Menschenrechte und auf dem Opernplatz (17.00 Uhr) wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Grußwort sprechen. Anschließend will das Staatsoberhaupt an einem „Abend der Begegnung“ in der Innenstadt teilnehmen.
Der Kirchentag dauert bis Sonntag: Geplant sind rund 1.500 Veranstaltungen an mehr als 60 Orten – von Bibelarbeiten über Interviews und Musicals bis hin zu großen Konzerten. Die Organisatoren erwarten bis zu 100.000 Besucher für das Hauptprogramm, die Polizei rechnet mit bis zu 150.000 Besuchern täglich.
Die Veranstaltungen in der Innenstadt, darunter Auftritte etwa von Joy Denalane und Max Herre sowie Jupiter Jones, sind kostenlos zugänglich. Ein Ticket für alle fünf Tage kostet regulär 149 Euro, ein Tagesticket ist für 49 Euro zu haben.
Prominente politische Gäste erwartet
Zu den hochrangigen politischen Gästen zählt der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der am Freitag auf dem Messegelände einen seiner wohl letzten Termine im Amt absolvieren wird. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff wird ebenfalls am Freitag erwartet, Altkanzlerin Angela Merkel bereits am Donnerstag. Vertreter von AfD und BSW wurden nicht zu den Podien eingeladen.
Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) haben sich angekündigt. CDU-Chef Friedrich Merz und SPD-Chef Lars Klingbeil sagten ihre zunächst geplante Teilnahme hingegen ab. Für die Klimaschutzbewegung werden die Aktivistinnen Luisa Neubauer und Carla Hinrichs zu Wort kommen.
„Ich hoffe, dass wir gemeinsam ein starkes Zeichen für Toleranz, Respekt und ein demokratisches Miteinander setzen können“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) vor der Eröffnung.
Etat von 24 Millionen Euro
Die Polizei hat nach eigenen Angaben drei zusätzliche Kameras für die Videoüberwachung installiert, die während der Veranstaltungen live beobachtet werden sollen und rund um die Uhr aufzeichnen. Teile von Hannover sowie von Laatzen, wo das Messegelände liegt, werden für Drohnen gesperrt. Im Auto- und Busverkehr ist in Hannovers Innenstadt mit Einschränkungen zu rechnen. Polizeipräsidentin Gwendolin von der Osten rief dazu auf, die City möglichst zu Fuß aufzusuchen.
Der Etat des Kirchentags liegt nach Angaben der Veranstalter bei rund 24 Millionen Euro. Darin enthalten seien Zuschüsse des Landes Niedersachsen von sieben Millionen Euro und der Stadt Hannover von vier Millionen Euro.
Erster Kirchentag 1949 war Reaktion auf Nationalsozialismus
Der Veranstaltungsort Hannover bedeutet für den Kirchentag eine Rückkehr zu den Wurzeln: Die erste Auflage des Protestantentreffens im Jahr 1949 fand in Niedersachsens Landeshauptstadt statt. Insgesamt ist es der fünfte Evangelische Kirchentag in Hannover.
Gegründet wurde der Kirchentag nach Angaben der Evangelischen Kirche als Reaktion auf die Zeit des Nationalsozialismus und den fehlenden Widerstand der Amtskirche in dieser Zeit. Als Laienbewegung solle er eine „Schnittstelle sein zwischen Kirche und Welt“.