Sicherheit und Kriminalität in Deutschland Nachts fühlen sich Deutsche unsicher
Die Deutschen fühlen sich in ihrem Land zumindest tagsüber sehr sicher. Rund 98,3 Prozent bestätigten dies für ihr Zuhause und 97,3 Prozent für ihre Nachbarschaft, heißt es in einer gestern in Berlin vorgestellten Dunkelfeldstudie.

Allerdings hätten besonders Frauen nachts große Angst, ihr Haus zu verlassen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) stellte die Studie zusammen mit dem Präsidenten des Bundeskriminalamts, Holger Münch, vor.
Die erstmals vorgelegte Studie wurde von der Innenministerkonferenz in Auftrag gegeben. Etwa 40,7 Prozent der befragten Frauen versuchen demnach, das Haus nachts nicht zu verlassen. 57,9 Prozent vermieden nachts bestimmte Plätze, 58,5 Prozent versuchten, in der Nacht Fremden auszuweichen.
Jedes zweite Opfer einer Körperverletzung glaube, dass es wegen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe angegriffen worden sei. Die häufigsten Gründe für einen Angriff sind nach Angaben der Befragten die Herkunft des Opfers und der soziale Status.
Weniger als jeder Zweite (46,3 Prozent) fühlt sich nachts ohne Begleitung im öffentlichen Personennahverkehr „sehr sicher“ oder „eher sicher“. Bei Frauen ist das Unbehagen besonders stark ausgeprägt: Nur ein Drittel fühlt sich nachts im ÖPNV ohne Begleitung sicher, gegenüber 59,9 Prozent der Männer. Generell fühlen sich Frauen auch in der eigenen Wohnung und Wohngegend unsicherer als Männer, sowohl tagsüber als auch nachts, auch wenn der Unterschied zwischen den Geschlechtern hier weniger groß ist als im öffentlichen Nahverkehr.
„Die Ergebnisse zeigen, dass Einschränkungen der Bewegungsfreiheit ein fester Bestandteil des Alltagslebens vieler Frauen sind“, stellte Münch fest.
Zuhause fühlen sich die allermeisten Befragten sicher, ob Mann oder Frau. Selbst wenn sie dort nachts allein sind, fühlen sich dort mehr als 90 Prozent der Befragten „sehr sicher“ oder „eher sicher“.
Rund 47000 Bürger geben Antworten für Studie ab
Innenministerin Faeser erklärte: „Dass sich viele Frauen nachts nicht frei bewegen, dass sie sich einschränken, weil sie sich bedroht fühlen, können wir so nicht hinnehmen.“ Es brauche eine stärkere Präsenz von Personal etwa in Verkehrsmitteln, aber auch eine höhere Polizeipräsenz und Videoüberwachung an bestimmten Orten. „Das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung bewegt sich insgesamt auf einem hohen Niveau“, erklärte Faeser weiter, so das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Ebenfalls groß sei die Sorge der befragten Deutschen, Opfer von Cyber-Kriminalität zu werden. Dies beunruhige 42 Prozent ziemlich oder sehr stark. 13,5 Prozent der Bevölkerung hätten einen solchen Angriff schon einmal erlebt.
Die Befragung fiel in die Zeit der Corona-Pandemie in Deutschland. Die Autoren des Berichts gehen deshalb davon aus, dass die Pandemie sich auf die Eindrücke der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewirkt hat – da Vergleichsdaten für die Zeit davor fehlen, könnten sie aber nicht genau sagen, wie.
Für die Studie wurden 122 667 Bürger zwischen Oktober 2020 und Januar 2021 eingeladen, Fragen zu beantworten. 46 813 hätten die Fragen beantwortet, 45 351 der Antworten seien auswertbar gewesen.
(KNA/dpa/vs)