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Reichsbürger Razzien in Wittenberg und Sachsen nach Verbot von „Königreich Deutschland“

Razzia in mehreren Bundesländern: Innenminister Dobrindt (CSU) hat eine Gruppe sogenannter Reichsbürger und Selbstverwalter verboten. Am Dienstagmorgen durchsuchen Einsatzkräfte der Polizei in Wittenberg ein Gebäude, das von Reichsbürgern genutzt wird. Auch in Leipzig, Döbeln, Dresden und Halsbrücke gab es Razzien und Festnahmen.

Von Dur/Matthias Fricke/us/dpa Aktualisiert: 13.05.2025, 10:16
Razzien gab es in Wittenberg in Sachsen-Anhalt, sowie in Döbeln, Leipzig, Dresden und Halsbrücke in Sachsen.
Razzien gab es in Wittenberg in Sachsen-Anhalt, sowie in Döbeln, Leipzig, Dresden und Halsbrücke in Sachsen. Symbolbild: dpa

Wittenberg. - Wenige Tage nach seinem Amtsantritt hat Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) die aktuell größte Gruppierung sogenannter Reichsbürger und Selbstverwalter verboten. Der Verein nennt sich "Königreich Deutschland" und soll bundesweit etwa 6.000 Anhänger haben.

Nach Angaben des Innenministeriums durchsuchen Einsatzkräfte der Polizei seit den frühen Morgenstunden von dem Verein genutzte Gebäude sowie Wohnungen führender Mitglieder in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 

In Sachsen-Anhalt war nach Informationen dieses Mediums ein Wohnobjekt in Wittenberg von den Durchsuchungen betroffen. Die Polizei war mit acht Einsatzkräften und einem Diensthundeführer im Einsatz. Bei dem Einsatz seien bislang Bargeld, Speichermedien und diverse Dokumente sichergestellt worden, heißt es.

Vereinigung "Königreich Deutschland" auch in Wittenberg, Leipzig, Döbeln und Dresden

Im Osten Deutschlands haben laut vorliegenden Informationen die Schwerpunkte auf Leipzig, Dresden und Döbeln gelegen. Kerneinsatzgebiet war außerdem Halsbrücke und damit der Hauptwohnsitz des selbsternannten "Königs von Deutschland", Peter Fitzek. Alleine in Mittelsachsen habe es zwei Festnahmen gegeben, so die Generalbundesanwaltschaft auf Nachfrage.

Ziel der Razzien sei gewesen, Vereinsvermögen zu beschlagnahmen und weitere Beweismittel für die verfassungsfeindlichen Ziele und Aktivitäten des Vereins sicherzustellen, heißt es von Seiten des Innenministeriums Sachsen-Anhalt.

"Die Mitglieder dieser Vereinigung haben einen "Gegenstaat" in unserem Land geschaffen und wirtschaftskriminelle Strukturen aufgebaut", sagte Dobrindt laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Sachsen-Anhalts Innenministerin zeigt sich froh über das Verbot.

Vereinigung existiert seit 2012

"Das 'Königreich Deutschland' (KRD) war eine besonders gefährliche Gruppierung der Reichsbürgerszene, weil sie ihre demokratiefeindliche und antisemitische Agenda überaus aggressiv und mit großer krimineller Energie verfolgt hat", so Tamara Zieschang. "Die Verbotsverfügung gegen das KRD macht deutlich, dass sich der demokratische Rechtsstaat gegen derartige verfassungsfeindliche Umtriebe entschlossen zur Wehr setzt."

Ihren vermeintlichen Herrschaftsanspruch untermauerten die Mitglieder der Vereinigung durch antisemitische Verschwörungserzählungen. Dieses Verhalten könne ein Rechtsstaat nicht dulden.

"Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Viele von ihnen behaupten, das historische Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Sogenannte Reichsbürger erkennen demokratische und rechtsstaatliche Strukturen wie Parlament, Gesetze oder Gerichte nicht an.

Steuern, Sozialabgaben oder Bußgelder wollen sie nicht zahlen. Die Szene besteht aus vielen, meist kleineren Gruppierungen. Manche "Reichsbürger" sehen sich als Staatsoberhäupter ihres eigenen kleinen Reiches.

Organisation betreibt unerlaubte Bank- und Versicherungsgeschäfte

Das "Königreich Deutschland" wurde nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden 2012 in Wittenberg von Peter Fitzek ausgerufen und gilt derzeit als mitgliederstärkste Vereinigung aus dem Spektrum der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter. Der Verfassungsschutz rechnete der Szene insgesamt im Jahr 2023 rund 25.000 Anhänger zu.

"Wesensprägend für das 'Königreich Deutschland' ist eine dezidierte profitorientierte Ausrichtung", teilt das Bundesinnenministerium mit. Über Teilorganisationen würden seit Jahren unerlaubte Bank- und Versicherungsgeschäfte betrieben. Der Gründer der Vereinigung, Peter Fitzek, gebürtig aus Halle, hatte sich selbst zum Staatsoberhaupt erklärt.

Er stand bereits mehrfach vor Gericht und wurde verurteilt. Vorgeworfen wurde ihm unter anderem, ohne Führerschein gefahren zu sein oder illegale Bankgeschäfte getätigt zu haben.

Im März wurde ein Urteil des Amtsgerichts Wittenberg rechtskräftig, das Fitzek wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt hatte.