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Studie: 2000 zusätzliche Kita-Erzieher für Westniveau nötig

Die Personalausstattung in den Kitas in MV hat sich in den letzten Jahren verbessert - kindgerecht ist sie nach Einschätzung der Bertelsmann-Stiftung noch lange nicht. Doch woher bekommt man auf die Schnelle mehrere tausend Erzieherinnen und Erzieher?

Von dpa Aktualisiert: 24.08.2021, 12:42
Ein Verkehrsschild mit dem Hinweis „Kindergarten“ steht vor einer Kita.
Ein Verkehrsschild mit dem Hinweis „Kindergarten“ steht vor einer Kita. Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild

Gütersloh/Schwerin - Die Personalausstattung der Kitas in Mecklenburg-Vorpommern hat sich einer Studie zufolge in den vergangenen sieben Jahren deutlich verbessert. Rechnerisch sei heute eine Vollzeitkraft für 12,9 statt 14,9 ganztagsbetreute Kinder zuständig, stellt die Bertelsmann-Stiftung in ihrem neuen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ fest, der am Dienstag veröffentlicht worden ist.

Am Stichtag 1. März 2020 besuchten in Mecklenburg-Vorpommern demnach 96 Prozent der Kinder Kitas mit einer Personalausstattung, die von Wissenschaftlern als nicht kindgerecht angesehen wird. Das verschlechtere die Bildungschancen, hieß es. In westdeutschen Bundesländern seien nur 68 Prozent der Kinder in einer Kita mit zu wenig Personal für eine gute Förderung. Die Stiftung geht von der wissenschaftlichen Empfehlung eines Personalschlüssels von 3,0 Kindern je Fachkraft in einer Krippengruppe (unter Dreijährige) und 7,5 in Kindergartengruppen aus.

Lobend erwähnt die Studie, dass überdurchschnittlich viele Kinder in MV eine Kita oder Tagesmutter besuchen, zum Beispiel fast 58 Prozent der unter Dreijährigen. Im Westen seien es nur 31 Prozent. Von den Drei- bis Sechsjährigen gehen im Nordosten fast alle in die Kita.

Im erstmals von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule“ errechnet die Stiftung, dass bis 2030 mit den bestehenden Ausbildungskapazitäten in Mecklenburg-Vorpommern 7000 Personen in den Beruf eintreten werden. Damit in allen Kitas bis zum Ende des Jahrzehnts eine kindgerechte Personalausstattung nach wissenschaftlichen Empfehlungen zur Verfügung steht, würden jedoch rund 5000 Erzieherinnen und Erzieher zusätzlich dazu benötigt.

Zum Erreichen des heutigen Westniveaus sind demnach 2000 Fachkräfte extra nötig. „Gelingt es, diese Zahl an Fachkräften zusätzlich zu gewinnen, ließe sich die Anzahl der betreuten Kinder pro Fachkraft je nach Gruppentyp um 34 bis 45 Prozent reduzieren.“

Landessozialministerin Stefanie Drese (SPD) räumte ein, die Gewinnung zusätzlicher Fachkräfte sei die größte Herausforderung in den kommenden Jahren. Sie verwies auf erste Erfolge einer Fachkräfteoffensive mit einem neuen, vergüteten Ausbildungsberuf zum Erzieher für Kinder bis zu zehn Jahren. In den letzten fünf Jahren seien so 1300 zusätzliche Kita-Beschäftige hinzugekommen.

Aus Dreses Sicht ist für gute Bildungschancen aber nicht nur die Zahl an Plätzen und der Personalschlüssel entscheidend. „Wichtig sind zudem die Gruppengrößen und das Qualifikationsniveau des pädagogischen Personals“, betonte sie. In diesen beiden Bereichen stehe MV bundesweit am besten da.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband und die oppositionelle Linke im Landtag forderten eine deutliche Ausweitung der Erzieher-Ausbildung im Nordosten. „Die Anforderungen an Erzieherinnen und Erzieher werden immer größer“, erklärte der Verbandsvorsitzende Friedrich Wilhelm Bluschke. Verschärft werde die Situation dadurch, dass es in Mecklenburg-Vorpommern keine gesetzlich geregelte Personalbemessung für die Kitas gebe. Die kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jacqueline Bernhardt, warf der Landesregierung vor, die notwendigen Maßnahmen seit Jahren bewusst hinauszuzögern.