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Anschlag von Berlin Todesfahrer schlägt Schneise der Verwüstung

Nach dem verheerenden Anschlag gehen Ermittler und Politik von einem terroristischen Hintergrund aus, rätseln aber über Motiv und Täter.

20.12.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Bei einem Terroranschlag mit einem Lastwagen auf einen Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche in Berlin sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Rund 50 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen lebensgefährlich. Ein Überblick über die Ereignisse:

- Gegen 20 Uhr fährt am Montagabend ein Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt. Der Fahrer legt eine Strecke von 50 bis 80 Metern zurück, überfährt dabei viele Menschen und zerstört mehrere Marktbuden. Bundesregierung und Ermittler gehen von einem Terroranschlag aus.

- Am Dienstagabend – fast genau 24 Stunden nach dem Anschlag – nimmt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff für sich in Anspruch. Der Täter sei ein "Soldat des Islamischen Staates" gewesen, meldete das IS-Sprachrohr Amak im Internet. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle im Internet verbreitet.

- Der Fahrer flüchtete, ein Verdächtiger wurde zunächst nahe der Siegessäule gefasst. Am Dienstagabend kommt er wieder frei – die bisherigen Ermittlungsergebnisse hätten bislang keinen dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten ergeben, teilte die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mit.

- Der junge Mann war zunächst festgenommen worden, weil ein Zeuge ihn verfolgt und die Polizei informiert hatte.

- Von den elf toten Weihnachtsmarktbesuchern waren am Dienstagnachmittag sechs identifiziert. Sie waren nach Angaben von BKA-Präsident Holger Münch deutsche Staatsbürger.

- Bei dem zwölften Opfer handelt es sich um den ursprünglichen Speditionsfahrer aus Polen. Seine Leiche wird auf dem Beifahrersitz gefunden. Der Speditions-Eigentümer identifizierte den Fahrer – seinen Cousin – auf einem Polizeifoto.

- Der ursprüngliche Fahrer wurde nach dpa-Informationen mit einer kleinkalibrigen Waffe erschossen. Er war laut Speditions-Eigentümer seit etwa 16 Uhr nicht mehr zu erreichen.

- Der Lastwagen der Marke Scania gehört einer polnischen Spedition und hatte Stahlkonstruktionen geladen.

- Im Führerhaus des Lastwagens wurde blutverschmierte Kleidung gefunden. Bei dem später in einiger Entfernung vom Tatort Festgenommenen sei keine mit Blut befleckte Kleidung gefunden worden.

- Das Bundeskriminalamt (BKA) übernahm im Auftrag des Generalbundesanwalts die Ermittlungen.

- In der Nacht durchsuchte die Polizei die Flüchtlingsunterkunft im früheren Berliner Flughafen Tempelhof. Der Festgenommene soll dort untergebracht gewesen sein. Laut Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt wurde dort auch ein Mobiltelefon beschlagnahmt.

 - Unklar war, wer der oder die Täter waren. Schon vor der Freilassung des Verdächtigen sagte Berlins Polizeipräsident Kandt, es sei möglich, dass ein gefährlicher Straftäter noch im Raum Berlin sei.

- Ebenfalls war unklar, ob es eine größere Tätergruppe gibt oder ob der Täter von außen angeleitet wurde, wie Generalbundesanwalt Peter Frank sagte. Polizeipräsident Kandt betonte jedoch, es sei "nicht zwingend notwendig", dass mehr als eine Person beteiligt war. Die Tat sei logistisch "nicht so anspruchsvoll" gewesen.

- Nicht bekannt war, welchen Wert letztlich die Information des Zeugen hatten, der den zunächst Festgenommenen verfolgt und die Polizei informiert hatte.

- Offen ist, wann der Speditionsfahrer getötet wurde.

- Ungeklärt ist noch, wie und wo sich der Täter des Lastwagens bemächtigt hatte. Polnische Medien berichten unter Berufung auf die Spedition von GPS-Daten, die zeigten, dass der Wagen in Berlin am Tattag ab etwa 16 Uhr mehrmals gestartet worden sei.

- Das Schicksal einer Israelin war noch ungewiss.  Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Dienstag bei einer Veranstaltung in Jerusalem, man fürchte um ihr Leben. Nach Angaben eines israelischen Repräsentanten handelt es sich um die Ehefrau eines israelischen Staatsbürgers, der bei der Attacke verletzt wurde.

Alles Wichtige zum Anschlag aus Berlin gibt es hier.