Kolonialherrschaft Vertreter aus Kamerun begutachtet geraubte Kulturgüter
Ein Vertreter der kamerunischen Stadt Tibati hat 2020 die Rückführung geraubter Kulturgüter gefordert. Am Donnerstag hat er im Bremer Übersee-Museum die Objekte besichtigt. Dass das Erbe seiner Vorfahren im Museum mit Respekt behandelt wurde, mache ihn stolz.

Bremen - Ein wichtiger Vertreter der kamerunischen Stadt und Stadtregion Tibati hat das Übersee-Museum in Bremen besichtigt. Bei dem Besucher handelt es sich um den Lamido von Tibati, Seine Majestät El Hadj Hamidou Mohaman Bello. Der Lamido begutachtete am Donnerstag im Museum Objekte, die 1898 und 1899, also während der deutschen Kolonialherrschaft in Kamerun, von der deutschen „Schutztruppe“ auf einem Feldzug geraubt wurden. Es handelt sich um etwa 150 Kulturgüter wie Kleidung, Schmuck und einen Thron. „In Tibati erzählt man sich von klein auf Geschichten über den Thron, den die Deutschen aus dem Palast geraubt haben“, sagte der Lamido. „Dass ich nun, nach über 120 Jahren, der erste Lamido bin, der ihn wiedersehen kann, berührt mich sehr.“ Es mache ihn stolz, dass das Erbe seiner Vorfahren im Museum mit viel Respekt behandelt wurde. Der Begriff „Lamido“ bezeichnet ein politisches und spirituelles Oberhaupt eines kleines muslimischen Gebietes, erläutert die Sprecherin des Goethe-Instituts in Kamerun auf Anfrage.
Während des Besuchs des Lamidos in Bremen soll es Vorgespräche über mögliche Rückgaben der Kulturgüter geben. Am Donnerstag tauschte man sich dem Museum zufolge vor allem über eine mögliche Kooperation zwischen Bremen und Tibati in der Landwirtschaft aus. Gespräche über die Zukunft der Sammlung seien vereinbart worden. Seit 2018 steht das Übersee-Museum wegen der geplünderten Objekte im Kontakt mit dem heutigen Lamido. 2020 hatte er über die Deutsche Botschaft die Rückführung der entwendeten Kulturgüter verlangt.
Am Dienstag hatte sich der Lamido in das Goldene Buch der Stadt Bremen eingetragen.