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Islamkonferenz Wissenschaftler kritisieren Islam-Konferenz

Vorwürfe: Kein Wort zu extremistischer Ideologie / Auch Union geht auf Distanz

12.12.2022, 11:49
Susanne Schröter gehört zu den führenden Islam-Wissenschaftlerinnen in Deutschland.
Susanne Schröter gehört zu den führenden Islam-Wissenschaftlerinnen in Deutschland. Foto: dpa

Islamwissenschaftler und führende Unions-Politiker haben sich gegen die inhaltliche Ausrichtung der Fünften Phase der Deutschen Islam-Konferenz gewandt. In einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch) kritisieren unter anderen der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Jens Spahn (CDU), und der stellvertretende CDU-Vorsitzende Carsten Linnemann, dass die von Islamverbänden und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) veranstaltete und gestern begonnene Konferenz die Gefahr durch den politischen Islamismus nicht thematisiere und ausklammere.

Die aktuelle Islam-Konferenz wolle Muslimfeindlichkeit thematisieren und „direkte Impulse für ein besseres Miteinander von Muslimen und Nicht-Muslimen“ setzen. „Aber warum kein Wort zum Thema Islamismus?“ Gerade islamistische Kräfte untergrüben doch dieses „bessere Miteinander“ nachhaltig, heißt es in dem Beitrag, den auch die Islamwissenschaftlerinnen Susanne Schröter, Christine Schirrmacher und Gülden Hennemann mitverfasst haben.

Tatsache sei, dass in Deutschland einflussreiche islamistische Organisationen und Netzwerke existierten, die Andersdenkende und Konvertiten bedrohten, Demokratie und Freiheitsrechte ablehnten. „Das ist nicht zu leugnen.“ Forschung sei hierzu dringend nötig. Es existiere aber kein universitärer Lehrstuhl zum Islamismus, beklagen die Verfasser.

Auch die Zusammensetzung der Islam-Konferenz wird scharf kritisiert. Sei es anfangs um Fragen eines Wertekonsenses, das Religionsrecht und das Thema Sicherheit gegangen, zu dem auch Vertreter des liberalen Islam geladen worden seien, müsse man gerade diese liberalen Muslime heute mit der Lupe suchen. Stattdessen säßen Organisationen wie der Zentralrat der Muslime (ZMD) mit am Tisch, in dem auch radikale Organisationen organisiert seien.

Seitdem die Islam-Konferenz 2006 ins Leben gerufen wurde, gab es immer wieder Streit darüber, wer die Interessen der Muslime dort vertreten sollte – die konservativen Dachverbände, liberale Moscheegemeinden oder auch säkulare Muslime.

Von Seiten der islamischen Verbände war mehrfach kritisiert worden, der Fokus werde bei der DIK zu stark auf Sicherheitsfragen und den radikalen Islamismus gelegt. (KNA/dpa)