Jochen Flasbarth Für Protokoll gegen Biopiraterie
In Japan beginnt heute die zweite Woche der UN-Konferenz über den internationalen Artenschutz. Erstmals liegt den Staaten ein konkreter Entwurf darüber vor, wie der Gewinn aus biologischen Wirkstoffen gerecht verteilt werden kann. Die dpa-Journalistin Anna Martinsohn sprach mit dem Präsidenten des Umweltbundesamtes Jochen Flasbarth, der derzeit auch Präsident der UN-Konvention über die biologische Vielfalt ist.
Frage: Welche Ergebnisse erhofft sich Deutschland von der Konferenz in Japan?
Jochen Flasbarth: Zum einen müssen wir bei dem sogenannten Biopiraterie-Protokoll zu einem Abschluss kommen. Es muss dabei geklärt werden, wie der finanzielle Nutzen aus biologischen Wirkstoffen zwischen in der Regel Entwicklungsländern und Industrieländern geteilt wird. Das zweite ist die Strategie zur biologischen Vielfalt. Die Staats- und Regierungschefs haben 2002 in Johannesburg vereinbart, dass der Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 wenigstens gebremst werden soll. Das ist offenkundig nicht gelungen.
Frage: Ist es denn überhaupt möglich, das Biopiraterie-Protokoll genauso rechtsverbindlich zu gestalten wie das Kyoto-Protokoll?
Flasbarth: Ja. Wir wollen kontrollierte Zugangsbedingungen. Beispielsweise geht es darum, unter welchen Bedingungen man im brasilianischen Regenwald nach Ressourcen suchen darf, die etwa für ein pharmazeutisches Produkt interessant sind. Und im Gegenzug geht es um Regeln dafür, dass der Gewinn, der aus solchen Produkten gezogen wird, in einer fairen Weise auch mit den Entwicklungsländern geteilt wird.
Frage: Was muss in Japan das Minimalziel sein?
Flasbarth: "Wir müssen in Japan ein Protokoll verabschieden. Das ist der Auftrag, den wir von der vorletzten Vertragsstaatenkonferenz bekommen haben.
Frage: Wann wäre die Konferenz für Sie persönlich erfolgreich?
Flasbarth: Wenn wir es schaffen, einen Rechtsrahmen für das Biopiraterie-Thema nach fast 20 Jahren Diskussion auch zu einem Abschluss zu bringen. Darüber hinaus ist wichtig, dass wir uns über ambitionierte aber auch erreichbare Ziele im weltweiten Naturschutz verständigen und dass dies auch mit den erforderlichen Finanzen hinterlegt wird.
Frage: Wie bewerten Sie das zurückhaltende Agieren der USA?
Flasbarth: Die USA zählen nicht zu den 194 Vertragsstaaten, sind aber als Beobachter dabei. Während der Gespräche des letzten Jahres hatte ich nicht den Eindruck, dass es für die Obama-Administration eine hohe Priorität hat. Deshalb wird es wohl kurzfristig bei der Situation bleiben.