Film- und Fernsehpreis HalliGalli, Hollywood und Politik bei der Goldenen Kamera
Bei der Goldenen Kamera sorgt ein falscher Ryan Gosling für Aufregung und ein Show-Dino für bewegende Momente. Viele der Stars finden ungewohnt politische Zwischentöne.
Hamburg (dpa) - Die TV-Spaßmacher Joko (38) und Klaas (33) haben die Traditionsveranstaltung Goldene Kamera offensichtlich gehörig aufs Kreuz gelegt. Vor den Augen von drei Millionen Zuschauern kapern die ProSieben-Komiker am Samstagabend zeitweise die live ausgestrahlte ZDF-Fernsehgala.
Sie schmuggeln statt des angekündigten Weltstars Ryan Gosling (36) ein Double auf die Bühne, um eine Trophäe für den Kinohit "La La Land" entgegenzunehmen. Der Vollbärtige im Smoking, der auf der Bühne steht und nur mit viel Fantasie dem Star gleicht, sagt auf Englisch: "Ich bin Ryan Gosling. Und ich widme diesen Preis Joko und Klaas. Herzlichen Dank. In Hamburg sagt man "Tschüss"."
Nicht nur im Saal, auch an den Bildschirmen, bleibt vielen Menschen der Mund offen stehen. Erinnerungen an die diesjährige Oscar-Panne werden wach. Noch während der Live-Show reklamieren die TV-Komiker den Streich via Twitter für sich. "Wir danken dem echten Ryan Gosling, dass er uns die Goldene Kamera gewidmet hat." Offen bleibt zunächst, wie es möglich war, dass der Doppelgänger so weit kommen konnte. Laut ProSieben sind die Veranstalter ahnungslos gewesen.
Stutzig macht auch, dass er mit dem "Besten internationalen Film" einen Preis entgegennimmt, den die Organisatoren vorher gar nicht angekündigt haben. Bei der Oscar-Vergabe in Los Angeles war der Film in genau dieser Kategorie irrtümlich als Sieger ausgerufen worden.
Wie der Scherz geglückt sein soll, verrät ein Pro7-Sprecher am Morgen danach zumindest in Andeutungen der Deutschen Presse-Agentur: "Es wurde extra eine Agentur gegründet, die Hollywood-Stars vermittelt." Mehr Details wollen Joko und Klaas am Dienstagabend in ihrer ProSieben-Show "Circus HalliGalli" präsentieren.
Der falsche Gosling bleibt nicht die einzige Verbindung zur Oscar-Panne. So tritt Schauspieler Matthias Matschke ("heute-show"), der zusammen mit Kollegin Annette Frier ("Danni Lowinski") durch einen Teil des Abends führt, als riesiger Briefumschlag kostümiert auf. Mit einer Tanzeinlage lassen Frier und Matschke viele Zuschauer ratlos zurück. In den sozialen Medien wie Twitter und Facebook setzt sich schnell eine Interpretation des Tanzes durch: "Peinlich".
Abseits des Klamauks wird es oft politisch. So wünscht sich Leonard Carow (22), bester Nachwuchsschauspieler, häufiger unter der Regie von Frauen zu drehen. Von der Branche fordert er "ehrliche, aber vor allem kompromisslose Filme" - sie könnten die Welt verbessern.
Dass andere an diesem Abend ebenfalls Handlungsbedarf für eine "bessere Welt" sahen, zeigt sich auch in den Dankesreden der TV-Journalisten Caren Miosga ("Tagesthemen"), Marietta Slomka ("heute-journal") und Peter Kloeppel ("RTL-aktuell"), die stellvertretend für ihre Redaktionen den Preis für die beste Informationssendung entgegennehmen. Sie erinnern daran, dass Demokratie beschützt werden muss, um selbst Schutz bieten zu können. "Wir bleiben stark", sagt Jane Fonda (Goldene Kamera für ihr Lebenswerk) zur erschwerten Arbeit von Medien unter US-Präsident Donald Trump.
Einer der bewegendsten Momente gehört jedoch einem Mann, den in Deutschland fast jeder, in Hollywood wohl kaum jemand kennt: Dieter Thomas Heck. Mehr als 39 Jahre prägte Heck mit seiner Schlagersendung "Hitparade" die deutsche Fernsehlandschaft. Dafür bekommt er am Samstag nicht nur die Goldene Kamera, sondern auch ein Ständchen von Wegbegleitern. Mit einem persönlichen Medley nach Klassikern wie "Ti Amo" oder "Ein bisschen Spaß muss sein" überraschen ihn Barbara Schöneberger, Roberto Blanco, Max Giesinger und Howard Carpendale.
Die Preisträger der Goldenen Kamera
Doppelgänger sorgt bei "Goldener Kamera" für Verwirrung
Die Goldene Kamera ist zum 52. Mal verliehen worden. Die Preisträger sind:
Lebenswerk International: Jane Fonda
Beste internationale Schauspielerin: Nicole Kidman
Bester internationaler Schauspieler: Colin Farrell
Beste Musik International: Ed Sheeran
Lebenswerk National: Dieter Thomas Heck
Beste deutsche Schauspielerin: Lisa Wagner
Bester deutscher Schauspieler: Wotan Wilke Möhring
Bester deutscher Fernsehfilm: "Auf kurze Distanz" (Das Erste)
Bester deutscher Mehrteiler/Miniserie: "Morgen hör ich auf" (ZDF)
Beste Information: Caren Miosga ("Tagesthemen), Marietta Slomka ("heute-journal"), Peter Kloeppel ("RTL aktuell")
Nachwuchspreis: Leonard Carow
Publikumswahl - Beliebteste Satire-Show: "heute show" (ZDF)