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Schädlinge Hunde erschnüffeln Bettwanzen

Die Hundestaffel am Flughafen Frankfurt bildet Bettwanzen-Spürhunde für Hotels, Flugzeuge und Firmen aus.

18.04.2016, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Cora steckt ihre Nase in jede Nische und schnüffelt an jeder Ritze in der Boeing 747. Nach rund 50 Sitzen braucht die Altdeutsche Schäferhündin eine Pause. Wann Cora die Lust an ihrer anstrengenden Arbeit verliert, merkt Larry Hansen vom Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ganz genau. Er ist der Hundeführer der Bettwanzen-Spürhündin und ein Pionier auf diesem Feld in Europa. „In den USA gab es solche Hunde schon“, erzählt er. Kurzerhand machte er in Florida den Ausbilderschein. Eine Anfrage bei Fluggesellschaften und Hotels ergab: „Der Bedarf ist da.“

Bettwanzen erobern weltweit Hotels, Wohnungen und Verkehrsmittel – denn die winzigen Blutsauger reisen als blinde Passagiere in Koffern, Kleidern und Kisten um den Globus.

Arlette Vander Pan vom Umweltbundesamt sagt: „Jeder Geschäftsreisende kann Bettwanzen bekommen.“ Mit mangelnder Hygiene habe dies nichts zu tun. Einige Menschen reagierten auf einen Stich sofort, andere erst sieben und mehr Tage später. „Die Reaktion und der Juckreiz können sehr unterschiedlich ausfallen, von einigen Punkten über flächigen Rötungen und riesige Pusteln bis zu enormen Entzündungen.“

Das Geschäft im Kampf gegen die kleinen Tierchen wächst. Der Geschäftsführer des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands, Andreas Beckmann, sagt: „Wir haben zunehmende Einsätze mit steiler Verlaufskurve.“ Hansens Team bekommt gut ein Jahr nach dem Start so viele Anfragen von Fluggesellschaften und Hotels, dass er mit seinen inzwischen drei Bettwanzen-Spürhunden nicht mehr nachkommt. Ein vierter Hund wird ausgebildet. Das dauert für Mensch und Tier vier bis sechs Monate – bei täglichem Training. Kosten: etwa 10.000 Euro.

Hansen macht sich als Mitglied des Vorstands der nicht-kommerziellen Bed Bug Foundation (Bettwanzenstiftung) für die Zertifizierung der Ausbildung von Bettwanzen-Spürhunden in mehreren europäischen Ländern stark. Damit soll ein einheitlicher Standard geschaffen werden. „Eine tolle Idee“, findet Vander Pan vom Umweltbundesamt.

Die Vorteile der tierischen Schädlingsbekämpfer gegenüber dem Menschen beschreibt Schädlingsbekämpfer Beckmann so: „Wir brauchen deutlich länger.“ Zudem müssten Kammerjäger bei ihrer Suche etwa Teppiche rausreißen und Fußleisten abmontieren.

Ein bis drei Flugzeuge schaffen Hansens Bettwanzen-Spürhunde pro Tag. In den Flugzeugen werden die Hunde jedoch nur ganz selten fündig: „Die Airlines machen das präventiv, damit sie kein Problem bekommen“, sagt Hansen. Vor allem in Flugzeugen aus Nordamerika und Kanada ließen einige nach den Blutsaugern suchen. „Wenn sich was im Sitzbezug findet, brauchen sie nur den Bezug auszutauschen.“

Als Schäferhündin Cora nach ihrem Einsatz in der Boeing 747 aus Kanada Pause macht, übernehmen Jack, ein Australischer Cattle Dog, und Hundeführerin Marisa Manzano. Der agile Jack springt bei seiner Suche auf jeden Sitz und beginnt bald vor Anstrengung zu hecheln.

In der Maschine finden Cora und Jack nichts. Damit sie motiviert bleiben und trotzdem Erfolgserlebnisse haben, verstecken ihre Führer zum Schluss für jedes Tier ein Röhrchen mit selbstgezüchteten Bettwanzen. Beide Hunde zeigen an. Zur Belohnung wird gespielt.