Jens Schmidt zum Streit um Stromtrassen: Schnee von gestern
Bald werden durch grüne Fichtenwälder Schneisen geschlagen, um Platz für Hochspannungsleitungen zu machen. Etwas kann ich den Ärger der Süddeutschen ja verstehen. Dass Deutschland jetzt lange Leitungen braucht, ist das Resultat einer verfehlten Energiepolitik. Jahrelang wurden Windparks massiv gefördert und genehmigt, ohne zu fragen, wo der Strom überhaupt gebraucht wird. Deutschland hatte keinen Plan, und so entstanden Ökokraftwerke in industriearmen Gegenden. Aber: Das ist Schnee von gestern. Nun sind sie und die Kernkraftwerke bald weg; also muss der Strom in den Süden. Und natürlich nehmen die Leitungen auch mitteldeutschen Kohlestrom auf. Ja, was denn sonst? Für jedes Watt Windstrom muss ein Watt fossiler Strom in der Hinterhand sein, weil Wind nun mal nicht täglich bläst.
Bei allem Ärger sollten die Bayern nicht zu laut schreien. Auch der Süden hätte viel eher die Energiewende einleiten können. Das hat er verpasst. Seehofers Agieren mag populär sein, vernünftig ist es nicht.