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Landtagswahlen im Sonntag Aiwanger ist bayerischer Star

Ministerpräsident Markus Söder ist bei den Landtagswahlen in Bayern ungefährdet. Doch seinem Vize Hubert Aiwanger hat die Flugblatt-Affäre nicht geschadet.

Von Steffen Honig 04.10.2023, 15:03
Hubert Aiwanger und Markus Söder dirigieren unabhängig von einander die Stadtkapelle auf der Michaelismesse Ende August in Miltenberg.
Hubert Aiwanger und Markus Söder dirigieren unabhängig von einander die Stadtkapelle auf der Michaelismesse Ende August in Miltenberg. Foto: dpa

Magdeburg/München - Es ist Bayern-Zeit im Internet. Quer durch die sozialen Medien werden die Dirndeln präsentiert und Maßkrüge gehoben. Kaum ist ein Anlass – das Münchner Oktoberfest – vorbei, drängt sich jetzt die Landestagswahl im Freistaat am 8. Oktober nach vorn.

Der Star des Bayern-Hypes ist eine Überraschung: Hubert Aiwanger, bekannt als schrullig-aufmüpfiger Landmann, ist durch die Enthüllung des antjüdischen Flugblattes Aiwangers Jugendzeiten durch die „Süddeutsche Zeitung“ in den Fokus des Landtagswahlkampfes und einer republikweiten Debatte geraten.

Sie hat Aiwanger in einem unerwarteten Maße genutzt. Der bayerische Vizeregierungschef und Bundesvorsitzende der Freien Wähler stand zeitweise kurz vor dem Fall.

Hubert Aiwanger wies zurück, Autor des das Flugblattes zu sein und beklagte eine politische Kampagne gegen ihn. „In meinen Augen wird hier die Schoah zu parteipolitischen Zwecken missbraucht.“, erklärte der Chef der Freien Wähler. Ja gut, irgendwie beantwortetet er 25 Pflichtfragen von Söder, dann war er raus aus der Nummer.

Sein Anhang, der keinen Anstoß an den befremdlichen Nazi-Pamphlet nahm, hielt im die Treue. Mehr als das: Aiwanger war noch populistischer, als zu erwarten gewesen wäre, und wurde dafür gefeiert. Immerhin ist die Flüchtlingspolitik das wichtigste Thema in Bayern.

Damit konnte der amtierende Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nicht rechnen. Plötzlich ging es im bayerischen Wahlkampf nicht mehr darum, ob die Christsozialen über 40 Prozent, sondern wie weit der Juniorpartner auf der Umfrageskala würde nach oben klettern können. Nach den letzten Insa-Ergebnissen vom 3. Oktober kämen die Freien Wähler auf 15 Prozent der Stimmen. Das wäre gemeinsam mit den Grünen, die ebenfalls mit 15 Prozent rechen können, der 2. Platz.

Söders CSU muss die 40 Prozent wohl abschreiben. 36 Prozent ist ihr aktueller Wert, doch die Christsozialen müssen sich nicht groß grämen. Eine absolute Mehrheit wäre utopisch gewesen und von den möglichen Koalitionspartnern sind die Freien Wähler gegenüber den Grünen für die CSU das weitaus kleinere Übel.

Auf dem CSU-Partetag im September erklärt Söder: „Am 8. Oktober geht es nicht um ein Flugblatt, das vor 30 Jahren geschrieben wurde, sondern um die nächsten zehn Jahre.“

Das Bierzelt-Programm von Regierungschef Markus mit 110 geplanten Auftritten im Land stand dem voAiwamnger n Aiwanger nicht nach. Die 96,6 Prozent der Stimmen bei der Vorsitzendenwahl auf dem Parteitag sind ein Bilderbuchergebnis, das an sozialistische Einheitswahlen erinnert.

Ein Sieg mit Koalitionsbildung von CSU und Freien Wählern scheint so sicher, dass schon jetzt die Posten zu verteilen wären. Der wichtigste ist Markus Söder als bayerischer Ministerpräsident vorbehalten. Je näher die CSU freilich den 40 Prozent kommt, umso mehr steigen seine Chancen auf eine Kanzlerkandidatur der Union.

Die Konstellation in Bayern ist vor allem für die Grünen enttäuschend. Gewiss gibt Söder-Sprüche wie: „Die Grünen passen mit ihrem Weltbild nicht zu Bayern.“ Seit Jahren liebäugeln die Grünen dennoch mit einer Regierungsbeteiligung – notgedrungen an der Seite der CSU.

Es wird wohl wieder nichts. Die Grünen werden laut Umfrage einen Prozentpunkt stärker als die AfD – ein schwacher Trost. Denn die Rechtspopulisten könnten nach dem letzten Stimmungsbild mehr als 3 Prozent gegenüber 2018 zulegen und bei 14 Prozent landen.

Von einem solchen Wert kann die Bayern-SPD nur noch träumen. Der Partei werden rund 9 Prozent zugebilligt. Die FDP, 2018 mit 5,1 Prozent durchs Ziel gegangen, dürfte der Wähler noch stärker rupfen. Bei nur prognostizierten 4 Prozent können sich die Freien Demokraten den Landtag von draußen ansehen.