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Antisemitismus Betreibt Goethe-Institut Diffamierung von Israel?

Außenministerium in Jerusalem protestiert gegen Gleichsetzung von Holocaust und Nakba / Veranstaltung verschoben

09.11.2022, 11:49
Das Goethe-Institut ist massiv unter Druck geraten.
Das Goethe-Institut ist massiv unter Druck geraten. Foto: dpa

Nach heftiger Kritik ist eine heute geplante Veranstaltung des Goethe-Instituts und der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Israel verschoben worden. Der Titel der Diskussion lautet: „Den Schmerz der Anderen begreifen – Holocaust, Nakba und deutsche Erinnerungskultur“.

Das israelische Außenministerium in Jerusalem äußerte gestern „Erschütterung und Abscheu angesichts der dreisten Trivialisierung des Holocaust und der zynischen und manipulativen Absicht, eine Verbindung herzustellen, deren ganzes Ziel die Diffamierung Israels ist“. Der Begriff Nakba (Katastrophe) bezieht sich auf die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im ersten Nahost-Krieg 1948.

Aus einem Teil des britischen Mandatsgebiets Palästina wurde damals Israel. Die arabischen Nachbarn griffen den neuen Staat an. Während der folgenden Kämpfe flohen rund 700 000 Palästinenser oder wurden vertrieben.

Der Vorsitzende der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Dani Dajan, schrieb bei Twitter, die Veranstaltung stelle eine „unerträgliche Verzerrung des Holocaust“ dar. Es sei außerdem „unverzeihlich“, sie am Jahrestag der Pogromnacht 1938 abzuhalten.

Der israelische Botschafter in Berlin, Ron Prosor, schrieb bei Twitter: „Am Gedenktag an die Novemberpogrome 1938 haben das Goethe-Institut und die Rosa-Luxemburg-Stiftung beschlossen, die Erinnerung an den Holocaust zu verharmlosen. Und das ausgerechnet in Israel. Das ist inakzeptabel und respektlos!“

Das Goethe-Institut in Israel schrieb dazu: „Wir bedauern, dass die Wahl des Datums einer Panel-Diskussion aktuell zu Irritationen geführt hat.“ Deshalb verschiebe man die Veranstaltung auf den 13. November 2022.

Das israelische Außenministerium schrieb jedoch in einer weiteren Mitteilung nach der Verschiebung, die Veranstaltung sei allgemein eine „Schande“ und dürfe „an keinem Datum“ stattfinden.

In dem Hinweis auf die Veranstaltung hieß es unter anderem: „Fast 75 Jahre nach seiner Gründung bleibt Erinnern in Israel ein politisch umkämpftes Terrain. Jüdinnen und Juden richten den Fokus auf den Holocaust, PalästinenserInnen hingegen auf das Schicksalsjahr 1948, als Hunderttausende Opfer von Flucht und Vertreibung durch jüdische Kämpfer wurden – arabisch als Nakba (Katastrophe) bezeichnet.“

Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Es wird überwiegend mit Steuermitteln über das Außenministerium finanziert. (dpa/uk)