Klaus Höpcke Der gebildete Oberzensor
Früherer DDR-Vize-Kulturminister Klaus Höpcke gestorben

Der frühere Vize-Kulturminister der DDR, Klaus Höpcke, ist tot, wie die Fraktion der Linken im Thüringer Landtag zuvor mitgeteilt hatte. Er starb am vergangenen Sonnabend in Berlin.
Höpcke wurde 1933 in Cuxhaven geboren. Nach einem Studium der Journalistik an der Universität Leipzig begann sein Aufstieg im Apparat von FDJ und SED. Dem Publikums bekannt wurde er, als er im Zentralorgan „Neues Deutschland“ für Kultur, Kunst und Literatur zuständig war, eine Phase, die von 1964 bi 1973 andauerte. Nun qualifiziert, berief die Partei Höpcke zum Vize-Minister für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel, eine Funktion, die in Personalunion mit der inoffiziellen Stelle des „obersten Buchzensors“ der DDR gekoppelt war.
Höpcke, der unstrittig über einen Bildungshintergrund verfügte und damit letztlich für die erste Reihe des Staates auch verdächtig war, lässt sich nicht den gewöhnlichen Zensoren zuordnen. Sein Eintreten für Starautor Volker Braun, dessen „Hinze-Kunze-Roman“ Höpcke, der sich inoffiziell gern als „Bücherminister“, wie Joachim Walther erinnerte, titulieren ließ, zum Druck freigab und damit für einen Skandal in der Kulturszene sorgte, führte auch für ihn zum üblichen Disziplinarverfahren. Aber vielleicht war die „Braun-Sache“ auch so ein Spiel, dass man sich leistete, um zu zeigen, wie cool man schon geworden war. In der Bevölkerung wurde der „Hinze-Kunze-Roman“ sowieso praktisch nicht wahrgenommen.
Bei den begehrten „Lizenzausgaben“ ließ er mehr Milde walten als es im Ostblock üblich war. So konnten John Updikes „Ehepaare“ oder Jay McInerneys „Ein starker Abgang“ erscheinen, beides Bücher, die die USA-Sehnsucht ihrer DDR-Leser in die Höhe trieben. Die Liste von Lizenz-Ausgaben westlicher Autoren, die mit dem offiziell propagierten sozialistischen Realismus rein gar nichts zu tun hatten, die in seiner Ägide in der DDR erschienen, ist sehr lang.
Umgekehrt kannte Höpcke keine Grenzen. Den Westberliner Verleger Klaus Wagenbach wollte er dazu bringen, sich von Wolf Biermann zu trennen. Wagenbach lehnte ab und wurde fortan – neben einem DDR-Einreiseverbot – mit weiteren Schikanen belegt.
Auf der Leipziger Messe 1979 sagte der Höpcke, dass, „wer dichtend, malend oder tönend den Haß aufs Leben zu kultivieren trachte, wer im Gewand der Kunst gegen den Sozialismus agiere, eine Zurückweisung erleben werde, die entschiedener ausfalle, als manchem geläufig sei“. Das war eine deutliche Ansage an alle „Querulanten“, die in den Nachwehen der Biermann-Affäre noch abzuräumen waren.
Für Schriftsteller Erich Loest war Höpcke, der ihm empfohlen hatte, nur noch banale Unterhaltungsromane zu schreiben, dagegen schlicht ein „Regierungskrimineller“ von hoher Lernfähigkeit: „Der hat immer gerochen, wo es langgeht.“
Nach der Wende war Höpcke Landtagsabgeordneter in Thüringen, zunächst als Fraktionsvorsitzender der PDS, ab 1994 als wissenschafts- und hochschulpolitischer Sprecher. 1999 schied er aus dem Landtag aus. Danach hatte er sich schrittweise aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.