Gas-Embargo und Ukraine-Krieg Der große Irrtum

Von Uwe Kreißig
Vor einem Abnutzungskrieg in der Ukraine hat im Kreml, wo eiskalte Entscheidungen seit Lenin die Regel sind, vermutlich niemand Angst. Im Rücken liegen die riesigen Ressourcen Russlands, über deren Verwendung traditionell der Landesherrscher entscheidet. Auch die Sanktionen des Westens scheinen zu verpuffen: Ohne neue S-Klasse, Chanel-Täschchen und werksneue Airbus-Jets kann man auch leben. Aber niemand wird in Russland frieren, weil es kein Gas gibt und keiner wird hungern: Russland ist inzwischen weltgrößter Weizenexporteur.
Umgekehrt muss man fragen: Gibt es in Brüssel und Berlin tragfähige Notfallpläne, wenn Putin den Spieß umdreht und alle Exporte von Öl, Gas und Dünger in die EU über Nacht einstellt?
Selenskyjs Maximalforderungen sind gerechtfertigt, aber sein Volk würde von Waffenstillstand und Verhandlungen mehr profitieren als von einem Dauerkrieg, der die Zerstörung der Ukraine bedeutet. Klar sollte Kiew auch werden, dass eine EU im wirtschaftlichen Krisenmodus, in den sie auch durch den Krieg einsteuert, keinen Wiederaufbau der Ukraine finanzieren kann. (24.5.22)