Silvio Berlusconi tot Der Hexenmeister der italienischen Politik
Früherer Ministerpräsident Berlusconi im Alter von 86 Jahren gestorben

Rom - dpa/uk
Der frühere italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist tot. Er starb gestern im Alter von 86 Jahren, wie ein Sprecher mitteilte. Der Milliardär hatte in den vergangenen Jahrzehnten die Politik in Italien wie kein Zweiter bestimmt, zugleich aber auch extrem polarisiert.
Berlusconi wurde am 29. September 1936 geboren, war zunächst Geschäftsmann und stand seit 1994 insgesamt vier Regierungen in Italien als Ministerpräsident vor. Er bestimmte die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte mit und war zeitlebens umstritten, wurde aber von vielen auch bewundert.
„Er möchte gern ein Held des Gesetzes sein, wie der todesmutige Richter Falcone, der im Kampf gegen die Cosa Nostra in die Luft gejagt wurde, aber auch ein kleiner Mafiaboss – nein, das nicht! –, aber doch jemand, der es mit den Gesetzen nicht so genau nimmt. (Er) hat es geschafft, sich als Mann darzustellen, der all das in sich vereint und verkörpert, als habe er das Widerspruchsprinzip überwunden ... Er tritt auf wie ein Wissenschaftler und Hexenmeister“, meinte der italienische Politiker Rocco Buttiglione im Jahr 2010 über Berlusconi als Politiker und Geschäftsmann.
Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.
Im März 2015 wurde er im „Bunga-Bunga“-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz wenig Abbruch.
Im Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Seine Partei „Forza Italia“ schrumpfte massiv in der Wählergunst. Immerhin schaffte sie es als kleiner Partner von Giorgia Meloni im Herbst 2022 noch einmal in die Regierung.
Auch privat sorgte Berlusconi stets für Schlagzeilen. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als Berlusconi.
Von Putin erhielt er 20 Flaschen Wodka
Berlusconi irritierte seine Landsleute, aber auch das Ausland, immer wieder durch peinliche, naive oder sexistische Äußerungen. „Ich habe wieder Kontakt zu Präsident Putin aufgenommen. Er schickte mir 20 Flaschen Wodka und einen wirklich netten Brief zu meinem Geburtstag. Ich antwortete ihm mit 20 Flaschen Lambrusco und einem ebenso süßen Brief“, sagte er in einer Rede vor Parteifreunden im Oktober 2022.
„Ich habe den Jungs gesagt, jetzt spielt ihr gegen Milan, gegen Juve und so weiter. Wenn ihr es schafft, gegen eine dieser großen Mannschaften zu gewinnen, schicke ich euch in die Kabine einen Kleinbus mit Prostituierten“, äußerte Berlusconi bei der Weihnachtsfeier seines Fußballclubs AC Monza im Dezember 2022.
Berlusconi soll im Mailänder Dom einen Totengottesdienst erhalten.