Kommentar Deutschland ist fast neutralisiert
Durch die zögerliche Haltung im Ukraine-Krieg verliert Deutschland zunehmend an Ansehen und Einfluss im westlichen Bündnis. Russlands Rechnung geht auf.

Der Ukraine fehlen die schweren Waffen, um den russischen Feldzug zu stoppen. Und je mehr Gebiete und Städte Russland zerstört und erobert, je mehr Tote dieser Krieg fordert, je mehr Menschen vertrieben und verschleppt werden, umso größer wird die Enttäuschung über das Verhalten der deutschen Regierung. Die größte Macht in Europa hat sich in die Büsche geschlagen. Die USA, Polen oder Tschechien übernehmen die Führung. Deutschland liefert nicht einmal die auf Druck anderer Nato-Staaten versprochenen Waffen, ist der größte Zauderer der EU. Das wird Folgen haben.
Deutsche Führungsschwäche
Das Verhältnis insbesondere zu den osteuropäischen EU-Staaten verschlechtert sich weiter. Die Zusammenarbeit innerhalb der Nato wird schwieriger. Der sicherheitspolitische Einfluss Deutschlands wird geringer. Im Frieden hat Wladimir Putin das energiehungrige Deutschland mit billigem Gas bereits in eine Außenseiterrolle gelockt, in Minsk gar zum Handlanger seiner Interessen gemacht. Im Krieg kann er sich auf die traditionelle Führungsschwäche deutscher Regierungen und die „german angst“ verlassen. Deutschland, die größte Nation in Europa, ist fast neutralisiert. Das ist vielleicht der größte strategische Erfolg der Russen. Eines Tages wird das in ukrainischen Geschichtsbüchern stehen, falls die Nation den Krieg überlebt.